Über 7,1 Mill. Partien aus dem Zeitraum 1560 bis 2017 im ChessBase Qualitätsstandard. Mit über 71.500 kommentierten Partien beinhaltet die Mega 2018 die weltweit größte Sammlung hochklassig kommentierter Partien.
Vergangene Woche erreichte mich die traurige Nachricht, dass Gisbert Jacoby verstorben ist. Den meisten ist er vermutlich durch seine Arbeit für das ChessBase Magazin, die Mega Database und seine ChessBase DVDs bekannt. Doch er war auch ein herausragender Trainer mit eigenem Stil. Lange Zeit hat er die Hamburger Stützpunkttrainingsgruppe geleitet und Spieler wie Matthias Wahls auch privat trainiert. Ich verdanke Gisbert viel und seinen Stil als Trainer erinnere ich noch gut.
Gisbert Jacoby (mitte) trainiert Judit Polgar (links) und Vlastimil Hort
Ich lernte Schach mit ungefähr 6 Jahren von meinem Vater, der am Anfang auch mein einziger Gegner war. Aber ich habe immer gegen ihn verloren. Dann kam ich auf das Matthias-Claudius-Gymnasium in Hamburg-Wandsbek, das eine sehr aktive Schachgruppe hatte, und wurde Mitglied beim SC Diogenes. Ich gewann gleich beim Begrüßungssimultan und galt seitdem in Hamburger Schachkreisen als Talent. Wenig später erhielt ich eine Einladung, am Gruppentraining des Hamburger Schachverbandes teilzunehmen. Gisbert leitete dieses Training.
Das öffnete ganz neue, faszinierende Dimensionen. Dieses quasi wissenschaftliche Arbeiten am Schach hatte ich vorher nicht gekannt. Am Ende jeder Stunde vergab Gisbert jedes Mal acht Taktikaufgaben als Hausaufgaben, die wir in der Regel schon auf der Rückfahrt im Bus gelöst hatten. Am Anfang der nächsten Trainingstunde wurden die Aufgaben gemeinsam besprochen und von diesem Taktiktraining habe ich sehr profitiert.
Zugleich erhielten wir Kopien des Trainingsmaterials. Damit füllte ich meine Trainingsmappe, aus der ich später als Trainer immer wieder Material geschöpft habe.
In der Gruppe waren starke Hamburger Jugendspieler wie Gisberts Sohn Florian Jacoby, Stefan Sievers, Martin Henseler und Holger Strobel. Gisbert legte grossen Wert auf regelmäßiges Kommen - wer nicht kommen konnte, weil er krank oder verhindert war, musste vorher absagen. Und jeder Teilnehmer musste frankierte Briefumschläge mit der Adresse des Teilnehmers bei Gisbert hinterlegen und erhielt das Trainingsmaterial dann per Post - das war noch vor den Zeiten von Email und dem Online-Versand von ChessBase-Dateien.
Gisbert kannte zahlreiche Spitzenspieler persönlich - hier spielt er Backgammon gegen Garry Kasparov
Gisbert konnte gut und spannend erzählen und kannte zahlreiche Anekdoten aus der Schachgeschichte. Außerdem verfügte er über viel Hintergrundwissen aus derm aktuellen Schachgeschehen. Es kam immer mal wieder vor, dass er nach der Besprechung der Hausaufgaben von einem Thema gepackt wurde, von dem er dann erzählte, bis die zwei Stunden Training im Handumdrehen vorbei waren. Das war großartig, erfuhr man doch viel über Schachgeschichte und Schachwelt.
Regale voller Schachbücher - Gisbert Jacoby freut sich
Neben dem regelmäßigen wöchentlichen Training gab es auch längere Trainingslager, bei denen nicht nur Schach gespielt wurde. Beim Fußball war Gisbert immer gerne dabei - und seine gute Übersicht und sein kraftvoller Schuss machten mangelnde Schnelligkeit mehr als wett.
Vor einem Jahr bat mich ChessBase, zusammen mit Gisbert Videoaufnahmen zu machen, in denen er seine Überarbeitung und Ergänzung des historischen Teils der Mega vorstellte.
Gisbert Jacoby und Karsten Müller über den historischen Teil der Mega Database
Bei diesen Aufgaben wirkte Gisbert fit und wach wie immer. Ich musste ihn stets bremsen, damit wir die vorgesehenen Zeitfenster nicht allzu sehr überschreiten.
Möge er in Frieden ruhen!