Namen sind Schall und Rauch
(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)
Vergib deinen Feinden, aber vergiss niemals ihre Namen
(John F. Kennedy)
Papier ist geduldig
(Cicero)
Vishy Anand läuft in Dubai zu großer Form auf. Der lange beste Schnellschachspieler der Welt gehört mit seinen inzwischen 55 Jahren alles andere als zum alten Eisen. Im Gegenteil: Der Weltmeister aller Klassen - Anand gewann Weltmeisterschaften im K.o.-Modus, im Rundenturnier und im Matchformat - zeigt den jungen Leuten, was eine Harke ist. Im Wettkampf seiner Ganges Grandmasters gegen die Chingari Gulf Titans steuerte Anand mit einem Sieg über den polnischen Spitzenmann Jan-Krzystof Duda einen "Vierer" bei.
Anand gewann mit den schwarzen Steinen eine interessante Partie mit ungleichem Material im Endspiel.
Zum Mannschaftssieg reichte das jedoch nicht, denn Daniil Dubov beendete Leinier Dominguez´Serie von Partien ohne Niederlage und entschied das Treffen für sich und auch Polina Shuvalova punktete gegen Bella Khotenashvili für die Golf Titanen.
In der offiziellen Ergebnistafel sieht das so aus.
Dem Betrachter fällt auf, dass es hier mit den Namen der Spieler und auch mit der Darstellung etwas durcheinander geht. Wie berichtet, wird vor dem Wettkampf die Farbe ausgelost und dann spielen alle Spieler eines Teams mit der gleichen Farbe. In der Rückrunde wird die Farbe dann automatisch gewechselt. Wir hier im "Westen" sind es gewohnt, dass die Weißspieler zuerst genannt werden, ihre Namen also in der linken Spalte stehen. Das hat sicher etwas damit zu tun, dass wir in Europa und den kulturell assimilierten Ländern von links nach rechts schreiben. Aber das ist ja nicht überall der Fall. Die arabische Schrift verläuft beispielsweise von rechts nach links. Und in der Ergebnistafel oben hat man sich vielleicht daran orientiert. Anand spielte mit Schwarz, was man hier unter anderem daran erkennt, dass er vier Punkte für seinen Sieg erhielt. Wir erinnern uns: Vier Punkte für einen Schwarzsieg, drei Punkte für einen Weißsieg. Als noch deutlicheren Hinweise hat man aber auch die Ergebniskästchen Schwarz und Weiß eingefärbt.
Mit den Namen der Spieler tut man sich bei der indisch-arabischen Organisation schwer. Das ist nur gerecht, denn wie oft wurden von Europäern die Namen der Menschen anderer Kulturen verhunzt. Im Schach begann das spätestens zu Beginn der 1990er Jahre als mit Anand der erste Inder in der Weltspitze auftauchte. Da er sich Viswanathan Anand schrieb, hielt man in der westlichen Schachpresse Viswanathan für den Vornamen und Anand für den Nachnamen. Viswanathan ist etwas schwer zu sprechen und so wurde Vishy daraus. Tatsächlich ist Anand sein Rufname und Viswanathan sein Beiname, nicht Familienname, der nicht so wichtig ist. Würde er heute noch einmal neu anfangen, würde er sich vielleicht V. Anand nennen. So machen es die jungen Inder, wie z.B. D. Gukesh.
Master Class Band 12: Viswanathan Anand
Als Viswanathan Anand auf der europäischen Schachbühne erschien, hatte er in Indien schon einige Erfolge erzielt, die indischen Jugendmeisterschaften und als Jugendlicher auch die Landesmeisterschaften der Erwachsenen gewonnen. Mit gerade einmal 14 Jahren wurde Anand 1984 für die Schacholympiade in die indische Nationalmannschaft berufen. 1987 wurde er Juniorenweltmeister, 1988 verlieh die die FIDE dem 19-jährigen den Titel eines Großmeisters.
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Attack like a Super Grandmaster
In this Fritztrainer: "Attack like a Super GM" with Gukesh we touch upon all aspects of his play, with special emphasis on how you can become a better attacking player.
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In den offiziellen Ergebnistafeln der Global Chess League wird nun zurückgeschlagen, sicher nicht mutwillig, sondern wohl aus Unsicherheit. Spätestens bei Yifan gegen Kosteniuk stutzt man. Heißt sie nicht Hou mit Familiennamen und Yifan mit Vornamen? Würde man den Gepflogenheiten der Kulturen für Namen folgen, dann wäre Hou v Kosteniuk wohl die logischere Darstellung.
Zwei Ex-Weltmeisterinnen
Bella gegen Shuvalova ist auch nicht richtig. Khotenashvili v Shuvalova wäre die übliche Darstellung. Esipenko v Nihal ist korrekt, denn Nihal ist der Rufname und Sarin ein Beiname ("hilfreich").
Klein gegen Groß, beide gleich gut
Das zweite Match wurde zwischen den Mumbai Masters und den Continental Kings ausgetragen. Harika Dronavalli und Javokhir Sindarov sorgten mit ihren Weißsiegen für einen 10:4 Erfolg der Kings. Diesmal hat man sich dafür entschieden, die Weißspieler nach links zu stellen.
Bei den Namen geht es kunterbunt durcheinander Maxime Vachier-Lagrave ist MVL und Aronian ist Levon. Alexander Grischuks Nachname trifft auf Yu Yangyis Vornamen. Vidit hat es mit allen Namen seines chinesischen Gegners Wei Yi zu tun. Humpy v Lagno sieht logisch aus, Harika v Sara jedoch nicht. Die Iranerin führt den Nachnamen Khademalsharie, verkürzt: Khadem. Javokhir Sindarov spielte gegen den Vornamen von Jonas Buhl Bjerre.
Aber wie es so schön im Faust heißt: "Namen sind Schall und Rauch", die Ergebnisse zählen. Und das Internet ist noch geduldiger als Papier.
In der Tabelle liegen die Ganges Grandmasters vorne.
Tabelle:
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