Globalisierungsschach: Schwarzes Raubschiff frisst Weißbrote

von ChessBase
06.11.2007 – Der Künstler Alfons KörbeI hat mit einer Schachinstallation die negativen Folgen der Globalisierung thematisiert. "Die Globalisierung von heute ist bloß ein anderes Wort für Kolonialismus", sagt der Künstler. In Körbels Kunstwerk stehen sich die Schiffe einer schwarzen Armada und Figuren aus Brot gegenüber. Die Eroberer kommen mit ihren Schiffen, um die Brote die für die Reichtümer der Entwicklungsländer zu rauben. Das Schach als Leitmotiv wurde nicht zufällig gewählt: "Auch im Schach geht es um Herrschaft und Macht." Dr. René Gralla führte ein Interview mit dem Künstler für Neues Deutschland. Interview beim Neuen Deutschland... Nachdruck...

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Das Interview erschien in

 

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung

 

 

Mit Schrippenschach gegen die Globalisierung

Kampfboote gegen Brötchen: Eine Installation aus ungewöhnlichem Material soll die Globalisierung und deren Folgen anprangern. Im Interview für die Tageszeitung „Neues Deutschland“ (ND) erläutert der Künstler ALFONS KÖRBEL (64), ein pensionierter Kunsterzieher aus dem westfälischen Schöppingen bei Münster, das Werk "Global Schach" dem Autor DR. RENÉ GRALLA. 


Foto: Rüdiger Wölk

ND: In Ihrer Installation treffen dunkle Holzschiffe auf Schrippen und Brotlaibe ...

ALFONS KÖRBEL: ... und die schwarzen Felder sind die genormten Platten aus anthrazitfarbenem Beton, den Sie von Bürgersteigen kennen. Während ich die weißen Felder mit Weizenkörnern aufgeschüttet habe.  

ND: Lässt sich das auch spielen?

KÖRBEL: Das ist nicht meine primäre Intention, aber grundsätzlich ist das möglich. Denn ich verwende ja Brote in unterschiedlichen Größen, zum Beispiel sind die Bauern getrocknete Brötchen.

ND: Und wie erkennen wir Dame und König?

KÖRBEL: Die Dame ist ein zartes Weißbrot, den König symbolisiert ein Laib Mischbrot.

ND: Das ist Ihr Beitrag zur Globalisierungskritik ...

KÖRBEL: ... Schiffe tragen Entdecker und Kolonisatoren um die Welt. Und dort, wo die Eroberer landen, plündern sie die Reichtümer. So dass den betroffenen Menschen die Lebensgrundlage entzogen wird.

ND: Sie meinen damit nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart ...

KÖRBEL: ... die Globalisierung von heute ist bloß ein anderes Wort für Kolonialismus.

ND: Warum haben Sie ausgerechnet Schach als Leitmotiv gewählt?

KÖRBEL: Zwei Könige wollen ihre Territorien ausweiten, alles dreht sich um Herrschaft und Macht. Ich finde, das ist ein ausgezeichnetes Bild und bringt die Verhältnisse auf den Punkt.

ND: Ihre schwarze Armada lässt den Verteidigern keine Chance ...

KÖRBEL: ... die Brot-Seite repräsentiert jene Länder, die seit Jahrhunderten ausgebeutet werden. Das darf nicht länger hingenommen werden, das möchte ich den Betrachtern klar machen.

ND: Dass ein Kreativer derart explizit Position bezieht, ist im durchkommerzialisierten Kunstbetrieb der Gegenwart leider zur Ausnahme geworden. 

KÖRBEL: "Drei-Klassen-Gesellschaft" heißt ein anderes Objekt, das ich bereits vor einiger Zeit geschaffen habe. Drei Steinplatten sind übereinander geschichtet, ein Baumstamm hält sie zusammen wie ein großer Dübel. Das Holz ist jedoch vergängliches Material, sobald es zerfällt, kollabiert die Konstruktion. Der Baumstamm ist meine optische Metapher für jene Schicht der Gesellschaft, die alle Lasten trägt. Ich weiß, dass meine Möglichkeiten begrenzt sind, mit meiner Arbeit Veränderungsprozesse im öffentlichen Bewusstsein in Gang zu setzen. Trotzdem stecke ich nicht auf.

ND: Immerhin können Sie Ihre Gedanken aussäen wie Körner, die irgendwann keimen und Früchte tragen. Offenbar nicht von ungefähr sind Weizenkörner ein wichtiges Element Ihrer Schachinstallation ...

KÖRBEL: ... das ist ein schöner Brückenschlag. Ich hoffe, dass sich irgendwann etwas zu bewegen beginnt.

ND: Indem Sie Ihre Haltung über den Umweg Schach den Menschen nahe bringen, zeigen Sie, dass dieses Spiel kein weltabgewandter Zeitvertrieb bleiben muss, sondern sogar ein politisches Statement sein kann ...

KÖRBEL: ... das ist mein Anliegen.

ND: Werden Sie Ihr "Global Schach" auch während der kommenden Denksportolympiade im November 2008 in Dresden ausstellen?

KÖRBEL: Ich freue mich auf einen Anruf vom Organisationskomitee.

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Weitere Informationen zu "Global Schach" direkt bei: Alfons Körbel, Tel.: 02545 / 15 15; Email: Alfons.Koerbel@t-online.de; Website: http://www.koerbel-kunst.de/

 

 


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