GM Ján Markoš: Middlegame Secrets Vol.1 - The Power of the Queen - eine Rezension

von ChessBase
02.05.2023 – Wer die Stärken und Schwächen der verschiedenen Figuren kennt, weiß genau, wie er sie in seinen Parrtien am besten einsetzt. Der slowakische GM Ján Markoš stellte in seiner Reihe "Middlegame Secrets" die Figuren und ihr optimales Zusammenspiel vor. Harald Wagner hat sich Band 1 angesehen, in dem die Dame im Mittelpunkt der Betrachtung steht.

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von FM Harald Wagner

GM Ján Markoš: Middlegame Secrets Vol.1 - The Power of the Queen

Mit der Serie „Middlegame Secrets“, von der fünf Folgen geplant sind, geht ChessBase in seiner Fritztrainer-Reihe konsequent den Weg weiter, hochwertiges Studienmaterial nach den neuesten Erkenntnissen der Trainingslehre bereitzustellen und da passt der slowakische Großmeister aus Bratislava Ján Markoš so recht ins Bild:

Ján ist nicht nur Großmeister, sondern vertritt eine jüngere Trainergeneration, die so ziemlich alle eingefahrenen Muster auf den Prüfstein stellt.

Middlegame Secrets Vol.1 - The Power of the Queen

Lassen Sie uns gemeinsam lernen, wie man die besten Felder für die Dame im frühen Mittelspiel findet, wie man diese Figur auf dem Brett navigiert, wie man den Damenangriff zeitlich abstimmt, wie man entscheidet, ob man sie tauscht oder nicht, und vieles m

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Am bekanntesten ist sicherlich die Monographie „The Secret Ingredient to Winning at Chess“, die er zusammen mit David Navara während der Corona-Pandemie 2021 herausbrachte. Und es ist sicher auch kein Zufall, wenn beide Autoren auch noch Philosophie und logisches Denken studiert haben. Der Titel „Secret Ingredient „ ist etwas sperrig zu übersetzen, halt der Bölkstoff im norddeutschen Slang.

Während es Bücher über Damenendspiele reichlich gibt, geht es bei unserer DVD jetzt fünf Stunden lang durch 31 Beispiele, die die Rolle der Dame im Mittelspiel behandeln. Das ist so systematisch bisher nicht erfasst worden.

Freie Fahrt und größtmögliche Mobilität sind die Aktivposten der Damen

Schon in der Einleitung sagt uns Markoš, was die Dame liebt:

Größtmögliche Mobilität, ungedeckte feindliche Steine, offene ungeschützte Ziele, um ihren stärksten Trumpf, den Doppelangriff ausspielen zu können.

Zum Einstieg gibt’s eine Glanzpartie von Magnus Carlsen. Sekundant Peter Heine Nielsen hielt es für unmöglich, den schwarzen Damenzug in einer Schnellpartie zu finden, aber Cyborg Magnus löst souverän:

Schach kann so einfach sein, wenn man Magnus heißt.

Markoš empfiehlt ausdrücklich, das Brett nach allen möglichen und wirklich allen Damenzügen abzuscannen und diese zu berechnen; nur so lassen sich versteckte Möglichkeiten aufdecken.

Merke:  Wenn die Dame im offenen Raum angreift, müssen alle Züge berechnet werden.

Hierzu ein wunderschönes Beispiel mit den Anmerkungen des Siegers GM Atalik, der ungeschützte Läufer auf c2 wird Opfer der „Spider-Queen“:

Markoš gibt hier noch eine Fülle weiterer Beispiele: Interessant ist noch, dass ein isolierter Turm gegen eine bewegliche Dame keine Chance hat, was mir vorher nicht so klar war.

In der Bewegung eingeschränkte Damen sind lausige Verteidiger

Umgekehrt herum ist die Dame ein schlechter Verteidiger, aus dem einfachem Grund heraus, weil sie wegen ihres hohen Materialwertes eine gedeckte Figur - in der Regel - nicht zurückschlagen kann.

In unserem folgenden Beispiel wird die schwarze Dame gezwungen, einen weit vorgerückten Freibauern zu bewachen, mit Anmerkungen des Siegers Alexander Motylev:

Noch ein Beispiel zum Thema Damen brauchen offene, ungeschützte Ziele aus der eigenen Praxis von Ján, eine Partie, die ihm mehrere Tage den Schlaf raubte:

2007 hatte Ján David Navara am Rand einer Niederlage:

Ján ist materiell klar im Vorteil und zog hier Sd4, was natürlich aussieht und auch nicht schlecht ist. Der Kampf wurde indes sehr statisch und nach langem, zähem Ringen verlor er sogar noch unglücklich.

Hätte Ján seine eigene Maxime: „Damen brauchen offene ungeschützte Ziele!“ damals schon antizipiert, wäre der Zug Se3!! gar nicht so schwer gewesen. Nach fxe3 Txf1+ Kxf1 gewinnt Da5!! die Figur zurück und angesichts des luftigen weißen Königs ist der Sieg nicht mehr weit.

Markoš bringt noch eine Fülle anderer Möglichkeiten: Die Eingeschränktheit einer Dame hinter ihrer eigenen Bauerkette kann soweit gehen, dass sie von ihrem agilen Gegenpart derart dominiert wird, dass selbst materiell ausgeglichene Stellungen zwangsläufig verloren gehen.

Und wie sieht es aus mit dem Abtausch der Damen?

Dieses Thema ist schnell abgehandelt und bietet nicht so viele neue Einsichten:

Der Verteidiger versucht sich - immer schon - durch Abtausch, also auch durch Damentausch zu entlasten, der Angreifer vermeidet diesen und sollte im Zweifelsfalle seine Dame wegziehen, wenn er den Abtausch vermeiden kann. Kriterium für beide Seiten ist immer die Königssicherheit. Die Partei mit der höheren Königssicherheit kann sich also den möglichen Tempoverlust durch Damenwegzug erlauben.

Als Ausnahme, in der die aktivere Dame den Abtausch anstrebt, führt Markoš den Fall an, dass nach dem Abtausch der König der stärkeren Partei sofort und entscheidend in den Kampf eingreifen kann.

Dame und Springer - eine Seelenverwandtschaft

Interessanter als Damenabtausch ist die Kombination aus Dame und Springer, das Dreamteam aller Angriffsformationen.

Früher untersucht wurden von vielen bekannten Autoren Stellungen unter dem Motto „Guter Springer gegen schlechter Läufer“.

Das ist alles weiterhin gültig, aber Markoš setzt den Akzent auch noch auf eine Feinheit in offenen Stellungen, nämlich die Partei mit dem Springer kann die Felder der Gegenfarbe des Läüfers zweimal angreifen, während die Dame sie nur einmal verteidigen kann. So kann man sehen, dass in der folgenden Stellung die Felder f1,e2,f3 und h3 chronisch schwach sind:

Lassen wir hier Schwarzspieler Yangyi Yu mit seinem Originalkommentar in der Megabase zu Wort kommen:

„43... Sa4 ist eigentlich kein guter Zug…. Die beste Fortsetzung wäre 43...Db7+ gewesen, gefolgt von 44...Df3. Die ungünstigen Bauern am Königsflügel lassen den König ungeschützt, so dass schwarze Dame und Springer in den weißen Königsflügel eindringen und Mattdrohungen aufstellen können. Schwarz wird sehr wahrscheinlich den weißen Läufer oder zumindest den h- und g-Bauern gewinnen. „

Die Batterie Dame - Läufer und Dame - Turm

Für diese Fälle stellt Markoš eine Faustregel auf.

Merke: In der Batterie Dame Turm sollte die Dame besser hinten stehen,

in der Batterie Dame Läufer besser vorne, das funktioniert gut in 80-90% aller Fälle.

Das folgende einfache Beispiel veranschaulicht das auf instruktive Weise, mit der Merkregel ist es einfach, die richtige Zugreihenfolge zu finden:

Entsprechend unserer Faustregel geht Schwarz auch im nachfolgenden Beispiel bei der Dame - Turm Batterie auf der h-Linie vor, erst der Turm, die Dame folgt:

Soweit die Basics zu der Rolle der Dame im Mittelspiel.

Abgerundet wird das Ganze noch durch einige Lieblingspartien Jáns, die er dem Zuschauer wegen ihrer Ästhetik unbedingt zeigen will; Ästhetik ist für Ján der Treibstoff der Motivation, der für ein langes Schachleben notwendig ist.

Und wie es inzwischen bei Fritztrainern schon gewohnter Standard ist, gibt es noch jede Menge Übungsaufgaben und Stellungen, die man online direkt gegen Fritz ausspielen kann.

Middlegame Secrets Vol.1 - The Power of the Queen

Lassen Sie uns gemeinsam lernen, wie man die besten Felder für die Dame im frühen Mittelspiel findet, wie man diese Figur auf dem Brett navigiert, wie man den Damenangriff zeitlich abstimmt, wie man entscheidet, ob man sie tauscht oder nicht, und vieles m

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Middlegame Secrets Vol.1 + Vol.2

Lassen Sie uns gemeinsam lernen, wie man die besten Felder für die Dame im frühen Mittelspiel findet, wie man diese Figur auf dem Brett navigiert, wie man den Damenangriff zeitlich abstimmt, wie man entscheidet, ob man sie tauscht oder nicht, und vieles m

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