GM Ján Markoš Middlegame Secrets Vol.2: The Potential of the Rook - Rezension

von ChessBase
13.04.2023 – Wie spielt man das Mittelspiel? In seinem Kurs über "Middlegame Secrets" gibt der der slowakische Großmeister, Schachtrainer und erfolgreiche Buchautor Jan Markos Antworten auf diese Frage und verrät zahlreiche Tipps und Tricks, wie man im Mittelspiel erfolgreich ist. In Band 2 beschäftigt sich Markos mit dem "Potenzial des Turms". IM Harald Schneider-Zinner hat sich den Kurs angeschaut und war beeindruckt. | Foto: Benjamin Smith/Unsplash

Middlegame Secrets Vol.2 - The Potential of the Rook Middlegame Secrets Vol.2 - The Potential of the Rook

Lassen Sie uns gemeinsam erforschen, wie die Türme im frühen Mittelspiel ins Spiel kommen sollten, wie sie auf offenen Linien operieren und wie sie sich manchmal einem tödlichen Angriff anschließen, indem sie vor die Bauernkette versetzt werden und vieles

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Die allgemeinen Merkmale von Türmen

Schon in seinem 2017 erschienenen Buch "Under the Surface" betitelte Ján Markoš ein Kapitel "The Secret Life of Rooks - What you do not yet know about these unobtrusive figures" und man konnte ahnen, da kommt noch was nach.

Und jetzt ist was nachgekommen: Im zweiten Teil seiner Serie Mittelspiel-Geheimnisse spart der slowakische Großmeister nicht mit einer schier unendlichen Fülle von Material, aber auch nicht mit schlichten Merksätzen, mit denen er uns durch das Thema Türme führt.

Allgemein gesprochen sind die Türme Leichtfiguren umso überlegener, je mehr es an den Rand des Brettes geht oder gar wenn ganz in der Ecke gespielt wird.

Die Türme sollten generell so schnell wie möglich aktiviert werden, in seltenen Fällen gelingt das sogar vor der Rochade über die a- oder h-Linie.

Verbundene Türme kommen als Paare mit großer Wucht über die offenen Linien, wenn es gelingt, eine Batterie aufzubauen.

Offene Linien
Besetze eine offene oder halboffene Linie und bilde dann einen Vorposten.
Aber das weiß doch jedes Kind! Das steht doch alles schon längst in unserem "Uhlmann/Schmitt", den haben wir doch schon vor zig Jahren auswendig gelernt!

Aber tja, da war die folgende wunderschöne Partie noch nicht gespielt:

 


Mehr subtil und mehr klassisch geht wohl kaum.

Und auch die Ausweitung des Schlachtfelds ist längst bekannt, aber erst seit Alpha Zero ist der Marsch des h-Bauern h4, h5, h6 so richtig hip:

 


Und hier wird sichtbar, wie weit heute die technischen Fähigkeiten fortgeschritten sind, wenn selbst ein Exweltmeister eine remisliche Stellung unter dem Druck systematischer Dominierung verliert.

Aus diesen und noch anderen Beispielen zieht Ján eine Schlussfolgerung, die er Infektion oder Ansteckung nennt:
Der Verteidiger einer Schwäche wird unbeweglich, und weil er unbeweglich wird, wird er auch selbst schwach, er kann selbst angegriffen werden und so breitet sich die Infektion im ganzen Lager aus.

Eindringen über c- und d-Linie
Hat man die Möglichkeit oder vielleicht sogar die Wahl, über die c- oder d-Linie auf die 7. Reihe einzudringen, ist in den meisten Fällen die c-Linie vorzuziehen.
Und warum? Weil sie weiter von den Königen weg ist.
Die Könige sind in der Lage, die gesamten Felder um die d-Deckung herum zu kontrollieren, aber nicht die c-Deckung.
Natürlich ist dies eine Regel, die viele Ausnahmen hat, aber Ján sagt, dass in 80 - 90 % der Fälle zutrifft.

Und auch diese Faustregel gilt:
 je weiter die Einbruchslinie vom König entfernt ist, desto wertvoller ist sie, denn der König wird sehr weit weg sein, um die Einbruchsfelder zu decken. A-Linie, ich hör‘ dir trapsen!

Frontalangriff über f-, g- oder h-Linie
Die Faustregel besagt hier, dass ein Angriff mit den Türmen entlang der h- und g-Linie besonders effektiv ist. Dabei ist die g-Linie der f-Linie vorzuziehen und die h-Linie am besten.
Auch dies ist eine Regel, die nicht immer zutrifft, aber in 70-80% der Fälle sind die Angriffe
entlang der h-Datei am effektivsten.
Je weiter man sich von der Mitte entfernt, desto effektiver sind die Angriffe.

Doppelbauern sind anfällig für ungünstige Abtauschaktionen
Und spätestens hier habe ich eine Menge gelernt, das ist modernes Schach, wie es mir vorher nicht klar war:

 


Man muss dieses Beispiel mehrmals nachspielen, um zu verstehen, wie glasklar der weiße Plan war!

Die siebte Reihe
Die Besetzung der 7. Reihe mit einem Turm wird in der Regel im späten Mittelspiel zu einem entscheidenden Faktor, denn die Bauern auf der 7. Reihe haben keinen natürlichen Schutz.

Wichtig ist, den Turm auf der 7. Reihe mit anderen Figuren zu unterstützen, um das Angriffspotenzial zu maximieren und die Reihe möglichst "lang" zu machen, um maximale Kontrolle zu haben:

 


Kamskys e6!! mit nachfolgendem Damenschwenk erfüllt alle Bedingungen!

Der Abtausch von Türmen
Da die Türme paarweise auftreten, ist es wichtig zu wissen, wann es vorteilhaft ist, beide auf dem Brett zu haben oder wann es an der Zeit ist, sie zu tauschen.
Auch hier ein paar Tipps:
Einen Turm abtauschen, um gefährliches Gegenspiel zu vermeiden, aber auch um Raumvorteil zu vergrößern.
Beide Türme können einzelne gegnerische Bauern sehr gut aufhalten.
Bei materiellen oder auch  funktionellen Ungleichgewichten wie verschiedenfarbige Läufer begünstigen die Türme in der Regel die angreifende Partei, womit wir auch schon bei unserem letzten Beispiel wären:

 


Baskaran zog gegen Vidit mit Tf1-h1!! mitten hinein ins Glück und wenn Sie genauer wissen wollen, wieso, sollten Sie diese DVD auf keinen Fall versäumen!
 

Baskaran Adhiban & Vidit Santosh Gujrathi | Foto: Vysotsky, Wikimedia Commons

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