Wesley So spielt zwar schon lange unter US-Flagge und lebt noch länger in den USA, geboren ist er aber auf den Philippinen und somit gehört er eigentlich auch zu den asiatischen Teilnehmern des Goldmoney Asian Rapid. Von diesen sind aus der Vorrunde auch noch als "noch" Asiaten Ding Liren und Arjun Erigaisi übrig geblieben.
Magnus Carlsen war mit seinem Spiel in der Vorrunde gar nicht zufrieden und als er nach dem Ende der 15. und letzten Runde dieser Etappe von seinem Viertelfinallos erfuhr, verschlechterte sich seine Laune noch um einiges. Der Weltmeister musste nämlich gegen Wesley So antreten. Wesley So ist in der Champions Chess Tour sehr erfolgreich unterwegs und der einzige Spieler, der Magnus Carlsen in der Gesamtabrechnung noch gefährlich werden kann. Außerdem ist er in der Lage, Carlsen immer zu schlagen.
Carlsen startete mit den weißen Steinen in das Match gegen So. In einer Scheveninger Partie mit vertauschten Farben stand Weiß nicht unbedingt berauschend, erhielt dann aber nach einem Bauernopfer starkes Gegenspiel. Dann verrechnete der Weltmeister sich und lag materiell hinten. So fand aber keinen klaren Weg, seinen materiellen Vorteil umzusetzen. Und dann geschah...
Carlsen,Magnus - So,Wesley [A28]
Goldmoney Asian Rapid KO chess24.com (1.11), 29.06.2021, [as]
1.c4 e5 2.Sc3 Sf6 3.Sf3 Sc6 4.a3 d5 5.cxd5 Sxd5 6.Dc2 f5 7.d3 Le7 8.e3 Le6 9.Le2 0–0 10.0–0 a5 [Das ist die Sizilianische Scheveninger Variante mit vertauschten Farben.]
11.Td1 Kh8
12.Sa4 Dd6 [Gegen Sc5 gerichtet. Zur der Variante gab es eine Vorgängerpartie: 12...Ld6 13.Ld2 (13.Sc5!? Lc8 14.Ld2 De8) 13...De7 14.Tac1 Tae8 15.g3 Lc8 16.Le1 f4 17.gxf4 exf4 18.e4 Lg4 19.Lc3 Sxc3 20.Dxc3 Le5 21.Dc5 Df6 22.Kf1 Sd4 23.Sxd4 Lxd4 24.Lxg4 Lxc5 25.Sxc5 f3 26.d4 Dg6 0–1 (26) Gorbatov,A (2435)-Kharlov,A (2560) Moscow 1998]
13.Ld2 g5?! [Dieses aggressive Verfahren kennt man auch aus der original Scheveninger Variante. Carlsen findet hier aber ein gutes Gegengift. In Betracht kam 13...Lg8!? mit der Idee Dg6.]
14.d4 [Ein Bauernopfer, das Linien öffnet und die weißen Steine zum Leben erweckt.]
14...e4 15.Se5 Sxe5 [Man muss das Opfer nicht annehmen: 15...f4!?]
16.dxe5 Dxe5 17.Lc4 [Droht Nehmen auf d5 und Lc3.]
17...Lf6
18.Sc5 Lg8 [Oder 18...Lc8 19.Lxd5 Dxd5 20.Lc3 Df7 21.Lxf6+ Dxf6 22.Sd7 Lxd7 23.Txd7 Tf7 24.Txc7 und auch hier steht Weiß besser.]
19.Tab1 [Droht nun Sd7. Falls 19.Sd7, so Dxb2=]
19...De7 20.Sxb7 f4?! [20...a4!?]
21.Sxa5? [Das kostet eine Figur. 21.b4 fxe3 22.fxe3 und Weiß steht sehr gut.]
21...fxe3 22.fxe3 Txa5 23.Lxd5 [23.Lxa5? Sxe3–+]
23...Txd5 [Präziser war 23...Tc5 24.Lb4 (24.Dxe4 Lxd5 25.Dxe7 Lxe7) 24...Txc2 25.Lxe7 Lxe7–+]
24.Lb4 Txd1+?! [Am besten war 24...c5 25.Txd5 cxb4 26.Tb5 b3 mit zwei Läufern für einen Turm.]
25.Txd1 c5
26.Lxc5 Dc7?! [Angezeigt war 26...Lb3 27.Dc1 Df7 28.Lxf8 Lxd1 29.Dc8 Dg8. Mit zwei Bauern für die Figur kann Weiß noch mitspielen.]
27.b4 Te8 28.a4 [28.Ld4!? Dg7 (28...Dxc2 29.Lxf6#) 29.b5]
28...Le5 29.h3 g4 [Inzwischen ist die Partie sehr unklar geworden und gleitet Weiß nun völlig aus den Händen.]
30.hxg4 Dg7 31.Ld4 Le6? [31...Dxg4 32.Lxe5+ Txe5 33.b5=]
32.Dc6
32... Ld7?? [Stellt die Partie ein. 32...Te7 33.b5 Lxd4 34.Txd4 Dxg4 35.Dxe4 ist auch eher günstig für Weiß, aber viel besser als der Partiezug.]
33.Dxd7 [33.Dxd7 Dxd7 34.Lxe5+ Txe5 35.Txd7] 1–0
Trotz dieses Missgeschicks schlug Wesley So in der zweiten Partie umgehend zurück. Diesmal unterlief Carlsen der berühmte letzte Fehler.
28.f4 [Weiß erobert Raum am Königsflügel und bereitet Linienöffnung vor.]
28...Dd8 29.Dh5 f6 30.h4 Dd7 31.Tf2 Df7 32.Df3 exf4 33.gxf4 f5 34.e5 Tg6 35.Tg1 Txg1 36.Kxg1 b6? [Nötig war 36...h5 37.Tg2 Kh7 38.Tg5 g6 39.Dd5 De7 und Schwarz sollte sich halten.]
37.Tg2 Kh7 [37...h5 käme jetzt zu spät: 38.Tg5 g6 39.Dxh5]
38.h5 [Weiß hat nun den Brückenkopf g6 zur Verfügung.]
38...Te6 39.Kf2 De7 40.Dh3 Df7 41.Ke1 g6 42.hxg6+ Txg6 43.Dh5 Tf6 44.Dxf7+ Txf7 45.Kf2 Te7 46.Kg3
[46.... Te6 (Das Bauernendspiel nach 46...Tg7+ 47.Kh3 Txg2 48.Kxg2 Kg6 49.Kh2 Kf7 50.Kh3 ist für Schwarz wegen des gedeckten Freibauern auf e5 verloren.) 47.Kh4 Te7 48.Kh5 Te6 49.Tg3 mit Zugzwang. Schwarz kann Tg6 nicht verhindern.] 1–0
Die dritte Partie ging wieder an Carlsen, mit einem schicken Finale:
35.Sc8 [Diese Form des Figurengewinns sieht man selten.]
35...De5 36.Kf2 Kg7 37.Sxe7 Lf7 38.Sxg6 De6 39.Lb3 Df6+ 40.Sf4 Dh4+ 41.Kf3 Lxb3 42.axb3 c2 43.Tg8+ Kh7 44.Th8+ Kg7 45.Tdg8+ Kf7 46.Tf8+ Kg7 47.Se6+ [Schwarz wird Matt.] 1–0
Die vierte Partie endete remis. Die Laune von Carlsen nach diesem Spieltag war also gut.
Eine einseitige Angelegenheit war das Match zwischen Vladislav Artemiev und Anish Giri. Der russische GM gewann die ersten drei Partien. Die vierte Partie war dann überflüssig.
29.Dxh6? [29.Tf2=]
29...Tcg8 30.Kh1 [30.Tf2 De1+–+]
30...Txg2 31.Dh7 T8g7 [31...T8g7 32.Dh6 T2g4 und 33.-- Th4+]
0–1
Im Match zwischen Levon Aronian gegen Arjun Erigaisi musste der Armenier nach einem Remis in der Auftaktpartie eine Niederlage verdauen. Aronian glich mit einem Sieg in Partie drei aus. Die vierte Partie endete remis.
Remis war auch das Ergebnis in allen vier Partien zwischen Ding Liren und Jan-Krzysztof Duda.
Der Endspielüberblick von Karsten Müller:
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