Nachdem Magnus Carlsen die schwierige Hürde Wesley So im Viertelfinale übersprungen hatte, saß ihm nun im Halbfinale Levon Aronian gegenüber. Der Armenier, demnächst unter US-Flagge spielen, hatte die Vorrunde gewonnen und zählt auch nicht unebdingt zur Laufkundschaft. Die erste Partie ging für den Weltmeister dann auch prompt verloren. Aus der Eröffnung heraus, geriet Carlsen in der Spanischen Partie in eine etwas ungünstige Stellung. Weiß erzwang den Damentausch, was seinen Vorteil noch vergrößerte.
Schwarz steht unbequem, da die weißen Zentrumsbauern das schwarze Spiel behindern.
26.Taa1 Lc8 [26...Tc2!?]
27.Dd4 Dxd4 [27...Sd7!?]
28.Sxd4 Ld7?! [Die Idee ist a5. Aber der weiße Trick hat keine große Nachhaltigkeit. Vielleicht war stillehalten mit 28...Lb7!? 29.f3 Tc3 besser.]
29.f3 [29.Txa6 Sxd5]
29...a5 [Die beiden schwarzen Freibauern sehen besser aus, als sie es in Wirklichkeit sind. Einer geht sofort verloren.]
30.Teb1 [30.Txa5? Sxd5]
30...a4 31.Sxb5 Tc2 32.Sf1 Ta8 33.Sa3 Tc3 34.Tc1 Tac8 35.Txc3 Txc3 36.Sg3 Se8 37.Se2 Td3? [Erweist sich als ungünstiges Feld für den Turm. Besser war 37...Tb3]
38.Sc4 [Mit der hässlichen Gabeldrohung auf e5.]
38...Lb5 39.Se5 Td2 40.Sc3 Sd6 41.Sxb5 Sxb5 42.Txa4 [Der einzige schwarze Unruheherd ist eliminiert. Der Rest ist Technik.]
42...f5 43.h4 fxe4 44.fxe4 Kf8 45.Sf3 Td3 46.Kf2 Ke7 47.Kg3 Sc3 48.Tc4 1–0
Carlsen erholte sich jedoch schnell und schlug schon in der nächsten Partie, in der er die weißen Steine führte zurück. Aus einer typischen Isolani-Stellung heraus erreichte der Norweger eine vorteilhaftes Endspiel (von Karsten Müller analysiert, s.u.).
Nach einem Remis in Partie drei überspielte Carlsen in der vierten Partie Aronian im Londoner System, benötigte nach einem hastigen Zug aber noch die Hilfe seines Gegners für den Punktgewinn.
[Hier sah Carlsen die Zeit gekommen, Gewalt anzuwenden.]
34.Sxd5 Txd5 [34...exd5 35.e6 Lxe6 36.Te2 Td6 37.De1]
35.Sxf7 Sxf7 36.Lxd5 exd5 37.Txg7 Sgh6 38.Dg2 Sg4 39.Txg4 [39.Tg6 war auch OK.]
39...fxg4 40.Dxg4 Ke8
41.f5 [Die drei weißen Bauern kompensieren die Figur weit mehr als genug.]
41...Sxe5 [Anders lässt sich die weiße Bauernwalze nicht stoppen.]
42.dxe5 Dxe5 43.f6? [Zu hastig. Präziser war 43.Dg6+ Kd8 44.Kb1 und gewinnt.]
43...De3+ 44.Kb1 De4+ 45.Dxe4+ dxe4
46.Th1? [Vorteil behielt Weiß mit 46.Tg5 Kf7 47.Kc2 Kxf6 48.Txb5]
46...Kf7 [Nun ist das Endspiel remis.]
47.h6 Kxf6 48.Kc1 Td8 [Nur so!]
49.Td1
49... Td3 [49...Th8 reicht auch zum Remis. 50.Td5 Txh6 51.Txb5 Th2 52.Tc5 e3 53.Kd1]
50.Th1 Td8 [Wieder der einzige Zug.]
51.h7 Kg7 52.Th5 Te8? [52...e3 ist remis, z.B.: 53.h8D+ Txh8 54.Txh8 Kxh8 55.Kd1 Kg7 56.Ke2 Kf6 57.Kxe3 Ke5]
53.Kd2 e3+ 54.Ke2 Kh8 [Das Bauernendspiel wäre nun verloren.]
55.Txb5 Kxh7 56.Tb4 Kg6 57.Txc4 Ta8 58.Kxe3 Kf5 59.Kd3 Ke5 60.Tb4 Kd5 61.c4+ Kc6 62.Kc3 Ta5 63.Tb5 Ta7 64.Kb4 Ta8 65.Ta5 Tb8+ 66.Kc3 1–0
Im zweiten Halbfinale zwischen Ding Liren und Vladislav Artemiev gewann der chinesische GM nach einem Remis in der ersten Partie die zweite und dritte Partie.
Karsten Müllers Endspielhighlights:
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