Ende mit hartem Zielsprint -
eindrucksvolles Finale beim ZMD-Open
von Marco Held, Dresden
Das ZMD-Open endete am Freitag nachmittag mit
einem absoluten Herzschlagfinale. Selten hat vermutlich ein Schachturnier eine
solche Schlussrunde gesehen, wie sie die Zuschauer in Dresden ab 9 Uhr früh
verfolgen konnten. Acht Führende waren punktgleich in die Schlussrunde gegangen
und gegeneinander gepaart, und auch dahinter sorgte die Staffelung der Preise in
Höhe von insgesamt 26.000 € für Kampfgeist um die folgenden Plätze. Das
Geschehen im Treff-Hotel Dresden entwickelte sich in einer solch eindrucksvollen
Art und Weise, dass schließlich die ersten zehn Bretter mit einer Entscheidung
endeten.
Zuschauer säumten den Endkampf
Alle vier Spitzenpaarungen zogen schon in
regelrechten Schlachten zur Zeitkontrolle die Zuschauer in ihren Bann, aber auch
danach blieb es spannend. Zuerst gelang es einem Einheimischen, die erste
Trumpfkarte um den Turniersieg zu ziehen. Der für Kreuzberg spielende Dresdner
Jens-Uwe Maiwald spielte trotz sichtlicher Nervosität seinen Vorteil gegen den
Slowaken Lubomir Ftacnik nach Hause. Hoffnung machte sich breit bei den
Kiebitzen, die weiter keinen Zentimeter Sicht preisgaben.
Maiwald sorgte schon am Vortag gegen
Liviu-Dieter Nisipeanu für einen großen Kampf
Aber auch Alexander Graf zeigte die gleichen
Qualitäten wie bereits im Vorjahr an der Elbe. Nachdem seine Bemühungen gegen
Robert Rabiega in Runde sieben nicht von Erfolg gekrönt waren, düpierte er wie
im Vorjahr in einem minimal besseren Turmendspiel Jan Gustafsson und zog
gleich.
Als auch der Deutsche Meister Thomas Luther
nach langem Ringen seinen Vorteil gegen Roman Slobodjan verwertet hatte, war
alles im Ungewissen. Einzig der ebenfalls siegreiche Bulgare Alexander Delchev
durfte sich keine Chancen nach Wertung ausrechnen. Die Entscheidung fiel
schließlich zugunsten von Vorjahressieger Alexander Graf, während zwischen
Luther und Maiwald sogar die Feinwertung entscheiden musste. Der Triumphator aus
Leipzig war gezeichnet: "Ich will nur noch nach Hause, mich ausruhen. Auch
mein Kühlschrank ist leer." Erneut habe es sich ausgezahlt, meinte der
große Kämpfer, dass er nach seinem enttäuschenden Remis in Gewinnstellung zum
Auftakt von Spiel zu Spiel gedacht habe. "Trotzdem war der Erfolg in diesem
Jahr viel schwerer." Kein Wunder bei der qualitativen Steigerung
2003.
Alexander Graf wieder Triumphator beim
ZMD-Open
Einem Wunder kam auch die Leistung von
Altmeister Wolfgang Uhlmann gleich. Der zeigte sich zum Abschluss mit Siegen
gegen David Baramidze und Peter Rahls aus Berlin voll auf der Höhe des
Geschehens und hielt im Feld der Klassespieler mit Rang 8 blendend mit.
Ebenfalls stark war die Leistung von Jörg Wegerle – auf
dem ChessBase-Server hinlänglich als Kendo bekannt – der punktgleich als
einziger Nichttitelträger unter den ersten 21 einen vorzüglichen 9. Platz
belegte.
Dagegen haderte Elisabeth Pähtz, deren
Gegner am Ende nicht viel zuließen. Ein glücklicher Schlussrundenerfolg
bescherte der U18-Weltmeisterin noch einen akzeptablen 23. Rang, als zweitbeste
Frau hinter Natalia Zhukova. Am Sonntag endete dann das Schachfestival mit der
letzten Entscheidung beim Marathon-Blitzschachturnier. Ein traditionelles
Spektakel für die härtesten unter den Freunden des königlichen Spiels, die
sich durch 104 Blitzpartien in 24 Stunden kämpfen.
Die Sieger der A-Gruppe nach der
abschließenden Runde, mit dem Pokal nicht Robert Rabiega, sondern sein kleiner
Sohn
Gern sind wieder mehr als die 138 Starter
diesem Jahres gesehen, schließlich steht der Rekord im Guiness-Buch seit 1990
bei 304 Aktiven!
Porträt aus der Endphase des
Marathon-Blitz - die Anstrengungen stehen im Gesicht geschrieben
Und schließlich gilt es auch, die
Siegesserie des Robert Rabiega zu beenden. Der gewann bereits zum vierten Mal in
Folge und verwies Jan Gustafsson und auch den Moldawier Viorel Iordachescu auf
die Plätze. Welcher Meisterblitzer fühlt sich dem 32-jährigen Berliner
gewachsen?
Der Meister der schnellen Züge - Robert
Rabiega
Wer sich nicht ganz so viel zutrauen will,
dem sei auch der Halbmarathon ans Herz gelegt, den mit nur 12 Stunden Spielzeit
Lorenz Drabke für sich entschied. Viele Argumente, die neben der als
"perfekt" gelobten Organisation und dem Rahmenprogramm für einen
Besuch an der Elbe 2004 sprechen!