Grand Chess Tour: MVL und Caruana schaffen es ins Finale

von Carlos Colodro
01.10.2025 – Nachdem die klassische Phase des Grand Chess Tour-Finales mit vier Remispartien zu Ende gegangen war, mussten die Halbfinals im Schnell- und Blitzschach entschieden werden. Sechs Partien standen auf dem Programm – zwei Schnellpartien und vier Blitzpartien. Maxime Vachier-Lagrave besiegte Praggnanandhaa Rameshbabu klar, aber im Wettkampf zwischen Fabiano Caruana und Levon Aronian fiel die Entscheidung erst zum Schluss - zugunsten von Caruana. | Foto: Lennart Ootes

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Maxime Vachier-Lagrave gewinnt gegen Praggnanandhaa

Die Schnellschachpartien prägten den Wettkampf. In der ersten spielte Maxime Vachier-Lagrave mit Weiß und Praggnanandhaa griff erneut zur Caro-Kann-Verteidigung, mit der er in der klassischen Partie problemlos ausgeglichen hatte. Doch in der Schnellpartie baute der französische Großmeister Schritt für Schritt Druck auf.

In bereits schwieriger Stellung schwächte sich Pragg weiter mit 23...a5?!

Dadurch konnte Weiß seinen Vorteil mit 24.b5 Sb8 25.Txc7 Txc7 26.Txc7 Lxc7 27.Sc5 Ld8 28.a4 weiter ausbauen und stand klar besser.

Weiß hat Raumvorteil und seine Figuren spielen gut zusammen. Vachier-Lagrave verwertete den Vorteil ohne größere Probleme.

Praggnanandhaa Rameshbabu

Praggnanandhaa Rameshbabu | Foto: Lennart Ootes

Die zweite Schnellschachpartie verlief deutlich ruhiger, ein Abgelehntes Damengambit, in dem beide Seiten präzise spielten. Nach 40 Zügen endete die Begegnung friedlich, und so ging MVL mit vier Punkten Vorsprung in das abschließende Blitz-Duell. Bei vier Blitzpartien, die je zwei Punkte zählten, brauchte Praggnanandhaa zwei Siege (und durfte sich keine Niederlage erlauben), um den Spielstand auszugleichen.

Die erste Blitzpartie bot beiden Spielern Chancen. Vachier-Lagrave stand kurz vor dem Sieg, aber übersah die Möglichkeit 40.Tg6! – mit der Idee 40...Se8 41.Txh6+ Kg8 42.Tb6 – Weiß hätte entscheidenden Angriff gehabt. Stattdessen zog er 40.Ta7?, wonach Schwarz in Vorteil hätte kommen können.

Aber Praggnanandhaa verpasste die Chance und spielte 40...Kg8?. 40...b3! hätte das weiße Gegenspiel widerlegt - nach 41.Sf6 Lb7 steht Schwarz auf Gewinn. Die Partie endete nach 46 Zügen mit Remis.

In der zweiten Blitzpartie schlug Pragg zurück. Vachier-Lagrave hatte sich in der Eröffnung verschätzt und geriet bald unter Druck. Pragg nutzte dies mit scharfem taktischem Spiel aus und errang den Sieg, wodurch er den Rückstand auf zwei Punkte verkürzte.

Maxime Vachier-Lagrave

Maxime Vachier-Lagrave | Foto: Lennart Ootes

Die dritte Blitzpartie erwies sich als entscheidend für den Ausgang des Matches. Pragg wählte die Sizilianische Verteidigung, erarbeitete sich Vorteil und gewann sogar eine Qualität, nachdem MVL den ungewöhnlichen Plan mit 13.Ta3 gefolgt von 14.Tae3 ausprobiert hatte – eine kreative, aber objektiv fehlerhafte Idee.

Aber dann zeigte MVL, warum er zu den gefährlichsten Blitzspielern der Welt gehört. Seine Leichtfiguren arbeiteten harmonisch zusammen, und nach dem Damentausch wurden seine Zentrumsbauern bedrohlich stark.

Nach 43.Ke4 konnte Schwarz die weißen Drohungen nicht mehr parieren.

Nach 55...Kc5 gab Praggnanandhaa auf - die Bauern sind zu stark.

Dieser Gewinn sicherte MVL den Sieg im Wettkampf. Mit nur noch einer Blitzpartie vor sich hatte er nun einen uneinholbaren Vorsprung von vier Punkten.

Obwohl der Wettkampf bereits entschieden war, wurde die letzte Blitzpartie gemäß den Regeln ausgetragen. Vachier-Lagrave behielt seine Dynamik bei, erzielte einen weiteren Sieg und gewann den Wettkampf am Ende mit 17:11.

Grand Chess Tour 2025

Alle Partien des Wettkampfs

Caruana gewinnt im Blitzen

Das Halbfinale zwischen Fabiano Caruana und Levon Aronian verlief ruhiger. Nach zwei schnellen Remis in den klassischen Partien setzten die Spieler ihren vorsichtigen Schlagabtausch fort. Beide Schnellpartien endeten remis und auch die ersten beiden Blitzpartien endeten mit Unentschieden.

Die Partien waren von hoher Präzision geprägt. Auffällig war allerdings Caruanas Entscheidung, mit Schwarz Königsindisch zu spielen, einer Eröffnung, die er in seiner Karriere bisher nicht regelmäßig gespielt hatte. Er erklärte später, dass er dieses System gründlich studiert habe und das Turnier als Gelegenheit sah, es in der Praxis zu testen.

Levon Aronian

Was tun gegen Königsindisch? | Foto: Lennart Ootes

Die dritte Blitzpartie erwies sich als vorentscheidend. Caruana spielte wieder Königsindisch und stand trotz eines eingesperrten Turms auf b4 besser. Mit 22...c6 öffnete er die Stellung und der weiße König stand zunehmend exponiert.

Nach 23.dxc6 Lxc6 24.Dc2 spielte Caruana 24...Tf4!?

Der Zug sieht spektakulär aus, aber die Engines halten ihn für ungenau - besser war 24...De6!, um die Dame nach g4 zu bringen.

Nach 24...Tf4 hätte Weiß 25.Sxd6 Db8 26.Lxf4 exf4 27.e5 (Diagramm) mit Angriff auf g6 spielen sollen, aber in einer Blitzpartie ist eine solche Variante schwer zu sehen.

Stattdessen spielte Aronian 25.Sc3? Tg4 26.0-0-0 und geriet in Schwierigkeiten. Nach 26...Db8 27.Kb2 Txc4 28.Td2 Lxe4 war die schwarze Initiative überwältigend.

Aronian gab sieben Züge später auf.

Fabiano Caruana

Fabiano Caruana | Foto: Lennart Ootes

In der vierten Blitzpartie musste Aronian mit Schwarz also unbedingt gewinnen. Er spielte Pirc, um die Stellung aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber Caruana behielt die Kontrolle und kam nach Aronians zu riskantem Spiel in Vorteil.

Aber Caruana hatte keinen Grund, unnötig auf Gewinn zu spielen: Als sich die Möglichkeit einer Zugwiederholung bot, griff er zu – und sicherte damit den Matchsieg. Das Endergebnis lautete 15:13 zugunsten von Caruana.

Grand Chess Tour 2025

Alle Partien Caruana vs Aronian

Webseite der Grand Chess Tour


Carlos Colodro stammt aus Bolivien und ist Spanisch-Philologe. Seit 2012 arbeitet er als freier Übersetzer und Autor. Schach, Literatur und Musik sind seine großen Leidenschaften.