Grand Prix Belgrad: Rapport nach packender Partie im Finale

von André Schulz
11.03.2022 – Richard Rapport benötigte nach seinem Sieg in der ersten Partie des Halbfinales gegen Maxime Vachier-Lagrave nur ein Remis, doch der Weg dahin war schwar. Der Ungar kam gut aus der Eröffnung, geriet im Endspiel dann aber nach ein paar Ungenauigkeiten in einen Königsangriff. Die Partie entwickelte sich zu einem hochspannenden Thriller. Giri und Andreikin entscheiden ihr Match im Stichkampf. | Fotos: Mark Livshitz (FIDE/ Worldchess)

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

In seinem Halbfinalmatch gegen Maxime Vachier-Lagrave hatte Richard Rapport die erste Partie am Mittwoch gewonnen und seinen Gegner damit in Zugzwang gebracht. Der französische Spitzenspieler musste in der zweiten Partie unbedingt gewinnen, um auszugleichen und einen Stichkampf zu erzwingen.

Rapport überraschte mit den schwarzen Steinen mit der Wahl seiner Eröffnung, der Verbesserten Steinitzvariante der Spanischen Partie. Mit 5.0-0 wählte Weiß die prinzipiellste Antwort, nach der Schwarz die Möglichkeit zu einer scharfen Variante mit einem vorübergehenden Figurenopfer hat. So setzte Rapport auch fort und kam in der Eröffnung zu gleichem Spiel. Nach dem Übergang ins Endspiel entstand dann aber bald eine sehr scharfe Situation, in der beide Seiten mit ihren Türmen auf den gegnerischen König losgingen. Diese Phase spielte Rapport anfangs ungenau und geriet unter Druck. Mit taktisch findigem Spiel, großer Nervenstärke und der Hilfe des Gegners überstand Rapport diesen Thriller und rettete schließlich ein Remis durch Dauerschach.

Vachier-Lagrave,Maxime (2761) - Rapport,Richard (2763) [C72]

FIDE Grand Prix-II KO 2022 Belgrade (1.2), 10.03.2022 [as]

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 d6 5.0–0 Lg4 6.h3 h5 [Eine überraschende Eröffnungswahl. Schwarz braucht nur ein Remis und lässt sich auf eine sehr scharfe Variante in der Verbesserten Steinitzverteidigung der Spanischen Partie ein.]

 

7.d4 [7.hxg4 hxg4 gefolgt von Dh4, wenn der Springer zieht, ist nicht gut für Weiß.]

7...b5 8.Lb3 Sxd4 9.hxg4 hxg4 [In der Mega findet man 9...Sxb3 10.axb3 hxg4 11.Sg5 Dd7 12.f4 d5 13.g3= 1–0 (42) Vachier Lagrave,M (2716)-Hector,J (2551) Germany 2008]

 

 

10.Sg5 Sh6 [Ein aktuelles Beispiel: 10...Sxb3? 11.Dd5! Sh6 12.Dc6++– Ke7 13.axb3 Dc8 14.f4 f6 15.fxe5 dxe5 16.Le3 Sf7 17.Lc5+ Sd6 18.Sc3 fxg5 19.Sd5+ Kd8 20.Txf8+ Txf8 21.Lxd6 Tf7 22.Lxc7+ Txc7 23.Dd6+ Dd7 24.Df8+ 1–0 (24) Svane,F (2438)-Eugene,F (2368) Chess.com INT 2021]

11.g3 [Als Hauptvariante gilt hier 11.Ld5 c6 12.c3 cxd5 13.cxd4 Le7 (½–½ (31) De Firmian,N (2570)-Timman,J (2655) Reykjavik 2000)]

11...Le7 12.f4 12... Dd7 [Ein neuer Zug. Die Idee ist Sxb3 und f6, ohne dass der Sg5 nach e6 ziehen kann. 12...c6 13.Le3 Sxb3 14.cxb3 d5= 0–1 (82) Kindermann,S (2565)-Jussupow,A (2680) Germany 1996 GER-chT [Jussupow,A]]

13.f5 c6 14.Sc3 Dd8 [Mit Rückgewinn der Figur. Schwarz hat die Partie ausgeglichen.]

15.Sxf7 Sxf7 16.Dxg4 Sxb3 17.axb3 Lg5 18.Kg2 [18.Lxg5 Dxg5 19.Dxg5 Sxg5 mit vollem Spiel für Schwarz.]

 

18...Df6 [Oder gleich 18...Lxc1 19.Tfxc1 Dg5]

19.Sd1 Lxc1 20.Txc1 Dg5 21.Sf2 Dxg4 22.Sxg4 Sg5 23.Sf2 0–0–0 [Die Eröffnung hat Schwarz sehr gut überstanden, kommt aber in den nächsten Zügen unter Druck. 23...a5!?]

24.c4 Kc7 25.Th1 bxc4 26.bxc4 a5 27.Ta1 Kb6 28.Thd1 Th7 [28...g6!? mit der Idee 29.fxg6 Se6]

29.Td3 Tdh8

 

30.Tb3+ [Die Damen sind vom Brett. Trotzdem gibt es auf beiden Flügeln Königsangriffe. Nicht 30.Txd6? Th2+ 31.Kg1 Txf2 32.Kxf2 Sxe4+]

30...Ka6 [30...Kc5 31.Txa5+ Kxc4 32.Tc3+ Kb4 33.Ta7 Sieht sehr gefährlich aus.]

31.Tba3 Th2+ 32.Kf1 Kb6 33.Txa5 Sf3 34.c5+ [Um das Fluchtfeld c5 zu versperren.]

34...dxc5 35.Ta6+ Kb5 36.T1a5+ Kb4 37.Ta4+ Kb5 38.T6a5+ Kb6 39.Ta6+ Kb5 40.T4a5+ Kb4

 

41.Ta3 [Weiß muss gewinnen, um den Match-Rückstand auszugleichen. Dauerschach reicht nicht.]

41...Sd2+ 42.Kg1 Sc4 43.Td3 T2h6 44.Ta7 [44.b3!? Sb2 45.Td7 mit hochspannender Situation und wohl besseren Möglichkeiten für Weiß.]

44...Tb8 45.b3 Sa5 46.Sg4 Sxb3 [mit dem Gewinn des b-Bauern wird nun plötzlich der schwarze c-Bauer stark.]

 

47.Txg7? [Erweist sich als Fehler.]

[Richtig war 47.Sxh6 c4 48.Td6 gxh6 49.Txc6 Sd4 mit schwarzem Gegenspiel, aber nach 50.Txh6 c3 51.Tc7 c2 52.Th2 Kb3 53.Tf2 Kb2 54.f6 kommt Weiß entscheidend im Vorteil. 54...Kb1 55.Tcxc2 Sxc2 56.f7 Tf8 57.g4 Sd4 58.g5 Se6 59.g6 Sg7 60.Kg2 Kc1 61.Kg3 Kd1 62.Kg4 und der König entscheidet zusammen mit den Freibauern.]

47...c4 48.Td1 Thh8 49.Sxe5 Thc8 50.Tg6 c5

 

51.Sc6+ Txc6 52.Txc6 c3 53.f6 c2 54.Tf1 c1D 55.Txc1 Sxc1 56.e5 Se2+ 57.Kf2 Sd4 58.Td6 Sb5 59.Td7 c4 [Noch ein c-Freibauer. Doppelbauern können auch gut sein!]

60.e6 c3

 

61.e7 c262.f7 c1D 63.e8D Dc5+ [Und Schwarz hat nun Dauerschach.]

64.Kg2 Dc6+ 65.Kh3 Dh6+ 66.Kg2 [Eine unglaublich spannenden Partie, bis zum Schluss.] ½–½

Spanisch für Eroberer - Ein strategisches Weißrepertoire mit 6.d3

Im Vergleich zu den Hauptvarianten ist sind bei 6.d3 konkrete Variantenkenntnis weniger entscheidend. Unabdingbar ist es hingegen, die grundlegenden Pläne und strategischen Motive zu verinnerlichen. Eben diese möchten wir Ihnen mit der vorliegenden DVD na

Mehr...

Weit weniger aufregend verlief die Partie zwischen Dmitry Andreikin und Anish Giri. Nach ruhigem Verlauf endete die Partie im 31. Zug remis, ebenso wie schon die erste Matchpartie. Die Entscheidung wurde also auf den Stichkampf verschoben.

Mit seinem Einzug ins Final hat Richard Rapport zehn Grand Prix Punkte sicher und kommt in der Summe, zusammen mit den sieben Punkten aus dem ersten Berliner Grand Prix, auf mindestens 17 Punkte. Das bedeutet im Moment die Führung in der Gesamtwertung. Die beiden besten Spieler der Grand Prix Serie qualifizieren sich für das Kandidatenturnier in Madrid (Juni/Juli 2022).

Partien

 

Turnierseite...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.