FIDE Grand Prix 2022
Dass dieses Grand-Prix-Turnier in Belgrad, der Hauptstadt des traditionell russlandfreundlichen Serbien, ausgetragen wird, ist nur ein Zufall. Aber es ist eben in diesen schrecklichen Zeiten alles andere als bedeutungslos, wer als Gastgeber auftritt. Auch diese Frage ist politisch. Am Freitagabend sind 1.000 Demonstranten durch das Belgrader Stadtzentrum gezogen, um ihren Helden Putin zu unterstützen. "Putin wird in Belgrad gefeiert", lautet heute Morgen die Überschrift des Berichts beim "Spiegel". Zwar hat Serbien in der UNO-Vollversammlung für die Resolution gestimmt, die den russischen Überfall auf die Ukraine verurteilt hat, den Sanktionen hat sich das Land aber nicht angeschlossen. Beim Grand Prix wurde auch am Freitag weitergespielt; ob das auch beim dritten Turnier der Serie so sein wird, das am 21. März wieder in Berlin beginnen soll, bleibt abzuwarten. Der Deutsche Schachbund jedenfalls hat die FIDE aufgefordert, russische und belarussische Spieler von internationalen Wettkämpfen auszuschließen. Der FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich ist ein äußerst fähiger Manager, der über viele Talente verfügt. Aber er ist eben auch ein Mann, der seine steile Karriere innerhalb des russischen Machtapparats gemacht hat. Zurzeit dürfte Dvorkovich schlaflose Nächte haben, nicht zuletzt auch deshalb, weil dieser Machtapparat, dem auch das Duma-Mitglied Karpov angehört, soeben beschlossen hat, unbotmäßiges Verhalten künftig noch schärfer zu bestrafen.
Das schachliche Geschehen in der 4. Runde
In Pool A reproduzierten Dmitry Andreikin und Alexander Grischuk eine lange, bekannte Variante der Grünfeld-Verteidigung, die am Ende ein Remis ergibt.
Gewinnchancen hatte Sam Shankland in seiner Partie gegen Etienne Bacrot, die er letztlich aber nicht nutzen konnte:
Mit einem Score von jetzt jeweils 2,5/4 teilen sich Sam Shankland und Dmitry Andreikin weiterhin in die Tabellenführung.
In Pool B dauerten die Partien zwischen einerseits Nikita Vitiugov und Pentala Harikrishna sowie andererseits M. Amin Tabatabei und Anish Giri jeweils 31 Züge. Weder in der einen noch in der anderen Partie wurde die Remisbreite verlassen. Mit 3,0/4 und einem ganzen Punkt Vorsprung hat Anish Giri aktuell die besten Chancen auf den Gruppensieg.
In diesen schlimmen Tagen will auch das Virus noch immer nicht so recht weichen - Anish Giri spielte mit Maske
In Pool C spielten Vladimir Fedoseev und Richard Rapport bzw. Alexei Shirov und Vidit Santosh Gujrathi 42 und 40 Züge, doch auch in diesen Partien blieb das Gleichgewicht stets gewahrt. Die Weißspieler Fedoseev und Shirov hatten zwar am Ende jeweils ein Endspiel mit einem Mehrbauern, doch dieser ließ sich weder im einen noch im anderen Fall verwerten. Mit jeweils 2,5/4 bleiben Rapport und Vidit an der Tabellenspitze.
In Pool D hatte Yu Yangyi gegen Shakhriyar Mamedyarov eine gute Chance auf Vorteil, doch nachdem der Chinese diese Möglichkeit ausgelassen hatte, endete die Partie schnell remis:
In der Partie zwischen Alexandr Predke und Maxime Vachier-Lagrave zeigte sich wieder einmal, dass kleine Bauernzüge große Wirkung haben können - in diesem Fall, aus Predkes weißer Sicht, eine negative Wirkung:
Mit dieser ersten Partie, die in Pool D überhaupt entschieden wurde, hat MVL dort auch die alleinige Führung übernommen.
Auf eines ist bei MVL fast immer Verlass: Der Franzose spielt "seinen" Najdorf-Sizilianer. So war es auch gestern.
Ergebnisse der 4. Runde
Pool A
Pool B
Pool C
Pool D
Tabellen
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Partien
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