Grand Prix: Zwei Stichkämpfe im Halbfinale

von André Schulz
01.04.2022 – M. Amin Tabatabaei musste nach seiner Niederlage in der ersten Partie des Halbfinales in Berlin das Rückspiel gegen Wesley So unbedingt gewinnen, um den Stichkampf zu erreichen. Mit der Unterstützung seines Gegners gelang dem Iraner das Kunststück. Auch die zweite Begegnung mit Hikaru Nakamura und Shakhriyar Mamedyarov wird erst im Stichkampf entschieden. | Fotos: Niki Riga (FIDE)

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So langsam nähert sich die Grand Prix Serie 2022 ihrem Ende. Die zwei Qualifikanten für das Kandidatenturnier stehen schon fest. Mit Hikaru Nakamura und Richard Rapport haben sich zwei Spieler qualifiziert, die man sicher gerne im Kandidatenturnier sieht. Andere, für die das ebenfalls gilt, haben es nicht geschafft. Wesley So zum Beispiel, Sechster der Weltrangliste, ist in Madrid nicht dabei. In Berlin, beim letzten Turnier der kurzen Grand Prix Serie 2022, kämpf der US-Großmeister aber noch um den Turniersieg. Sein Gegner im Halbfinale ist M. Amin Tabatabaei.

M. Amin Tabatabaei

Der junge iranische Großmeister gewann etwas überraschend die Gruppe D und warf damit Anish Giri aus dem Rennen um die Teilnahme am Kandidatenturnier. Tabatabaei ist in der Rangliste des Irans die Nummer zwei hinter dem ein Jahr älteren Parham Maghsoodloo, nachdem Alireza Firouzja das Land verlassen hat und nun in Frankreich lebt und für Frankreich spielt.

Das Halbfinale wird über zwei Turnierparteien ausgetragen. Steht es danach unentschieden, folgt am nächsten Tag ein Stichkampf mit Schnellschachpartien und falls nötig, Blitzpartien.

Wesley So hatte am Mittwoch in der ersten Partie seines Matches gegen Tabatabai Weiß und überspielte seinen Gegner in der Abtauschvariante des Abgelehnten Damengambits im fortgeschrittenen Mittelspiel. Tabatabaei musst in der zweiten Partie also unbedingt gewinnen, um noch den Stichkampf zu erreichen. So kam es. Wesley So leistete ihm dabei Schützenhilfe.

Die Partie:

 

 

Im zweiten Halbfinale saßen sich Shakhriyar Mamedyarov und Hikaru Nakamura gegenüber. In der ersten Partie schien der US-Großmeister von der Russischen Verteidigung seines Gegners überrascht und vermied mit einer Nebenvariante den Kampf um den Sieg. Wie er im Interview später erklärte, wollte er sich seine wirkliche Vorbereitung gegen Russisch für das Kandidatenturnier aufsparen und hier nichts verraten. Die Partie endete recht ereignislos remis.

Am zweiten Spieltag führte nun Mamedyarov die weißen Steine und konnte versuchen, den Anzugsvorteil zu nutzen. In der Lf4-Variante des Damengambits lieferten sich die beiden Spieler einen intensiven positionellen Kampf, bevor auch diese Partie mit der Punkteteilung endete.

Beide Halbfinals gehen also in die Verlängerung, das heißt Stichkämpfe.

Da die FIDE Ethikkommission Sergey Karjakin wegen seiner unpassenden Äußerungen zum Angriff Russlands auf die Ukraine für sechs Monate von allen offiziellen Turnieren ausgeschlossen hat, kann dieser nicht am Kandidatenturnier im Juni in Madrid teilnehmen. Laut Reglement rückt der Spieler mit der besten Elozahl in der Liste vom Mai 2022 nach, wenn er 30 Turnierpartien im letzten Jahr gespielt hat. Hinter Weltmeister Magnus Carlsen und dem schon qualifizierten Alireza Firouzja ist Ding Liren der elobeste Spieler, aber er hatte nur 4 Partien im letzten Jahr gespielt. Der chinesische Verband organisiert nun Turniere, damit Ding noch auf die erforderliche Anzahl von Partien kommt. Das hat Geschmäckle. Auf der anderen Seite ist Ding Liren sicher der Topspieler, der am meisten durch die  Pandemie benachteiligt wurde. Schon beim Kandidatenturnier in Jekaterinburg 2019-21 konnte er nur unter widrigen Bedingungen teilnehmen. Eigentlich sollte er beim Grand Prix 2022 mitspielen, erhielt aber von den chinesischen Behörden zu spät die Ausreisegenehmigung. Wenn Ding auf die nötige Anzahl von Partien kommt, und es sieht so aus, dann ist der Chinese sicher eine Bereicherung für das Kandidatenturnier. Und er ist ein Spieler, gegen den Carlsen vielleicht auch noch antreten würde. Es steht ja noch die "Drohung" im Raum, dass Carlsen nicht noch einmal gegen einen Spieler seiner Generation antreten will - vielleicht. 

 

 

Links:

Turnierseite bei World Chess

Website der FIDE

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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