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Den älteren Schachspielern muss man Robert Hübner nicht vorstellen. Aber den Jüngeren? Vielleicht so: Robert Hübner ist ein geistreicher und wortgewandter Satiriker, der früher auch als Weltklasse-Schachgroßmeister für Aufsehen gesorgt hat.
Spaß beiseite: Von 1971 bis 1988 gehörte der Kölner Robert Hübner durchgehend zu den besten 20 Schachspielern der Welt. 1981 belegte er den dritten Platz in der Weltrangliste hinter Anatoli Karpov und Viktor Kortschnoj.
1970 belegte Hübner beim Interzonenturnier in Palma de Mallorca hinter Bobby Fischer den zweiten Platz, schied dann bei den folgenden Kandidatenwettkämpfen im Viertelfinale gegen Tigran Petrosjan aus. 1980 qualifizierte sich Hübner erneut mit einem geteilten ersten Platz im Interzonenturnier in Rio den Janeiro für die Kandidatenkämpfe, besiegte Andras Adorjan und Lajos Portisch und unterlag erst im Kandidatenfinale Viktor Kortschnoi. Bei seiner dritten Teilnahme an den Kandidatenkämpfen unterlag Hübner 1983 im Viertelfinale Vassily Smyslov. Das Match wurde per Los entschieden, nachdem es auch nach den Stichkampfpartien unentschieden stand, mit einer Roulettekugel.
1990 qualifizierte sich Robert Hübner ein viertes Mal für die Kandidatenkämpfe. Diesmal unterlag er im Achtelfinale Jan Timman.
Zwischen 1968 und 2000 nahm Robert Hübner in der deutschen Nationalmannschaft an elf Schacholympiaden teil. Die Silbermedaille mit der Mannschaft bei der Schacholympiade 2000 war der größte Mannschaftserfolg. Hübner war über Jahrzehnte einer der besten Spieler in der Bundesliga, kaum zu besiegen, und wurde mit Porz, Solingen, Bayern München und Baden-Baden unzählige Male deutscher Mannschaftsmeister.
Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Erfolgen des Großmeister, der nach Emanuel Lasker als der beste deutsche Spieler aller Zeiten gilt und sein Wissen auch als Trainer an eine Reihe erfolgreicher jüngerer Schachspieler weitergegeben hat. Die sportlichen Erfolge als Schachspieler sind aber nur eine Facette von Hübners vielseitiger Persönlichkeit.
Nach der Schulzeit studierte Robert Hübner (geb. 1948) Altphilologie und spezialisierte sich auf die Papyrologie, das Studium alter Schriften, die auf Papyri die Zeit überdauert haben. Er publizierte im Rahmen seiner Forschungen verschiedene wissenschaftliche Arbeiten. Sein Studium schloss Robert Hübner 1976 mit der Promotion ab.
Auch im Schach kultivierte Robert Hübner einen durchaus wissenschaftlichen Zugang zum Thema und versuchte, mit tiefen systematischen Analysen den Gehalt und das Wesen der Stellungen und Partien zu ergründen. Manche seiner Urteile wirken kategorisch und so könnte man - wenn man ihn nicht persönlich kennt - den Eindruck gewinnen, Dr. Robert Hübner sei ein ganz besonders ernster und kompromissloser Zeitgenosse.
Das Gegenteil ist der Fall. Robert Hübner ist ein ausgesprochen humorvoller und zugänglicher Gesprächspartner. Hinter einer bisweilen ernst wirkenden Fassade blitzt sein feinsinniger wortwitziger, manchmal auch skurriler Humor nicht nur auf - er explodiert gerne auch einmal.
Robert Hübner hat in der Vergangenheit schon ein Reihe von Büchern und Artikeln zu verschiedenen Themen rund ums Schach veröffentlicht. Historisch interessierte Schachfreunde schätzten seine Arbeiten zu Turnieren und Wettkämpfen. Zuletzt erschien ein Turnierbuch - mit 50 Jahren Abstand - zum Turnier in Büsum 1968 (2018), das Hübner in zumeist guter Erinnerung geblieben ist. Seine Werke mit Partieanalysen genießen wegen ihrer Gründlichkeit legendären Ruf. Einige von Hübners Arbeiten bewegen sich auf literarischem Gebiet, zum Beispiel sein Büchlein "Elemente einer Selbstbiographie" (2015). Über viele Jahre führte Hübner eine Rubrik im ChessBase Magazin, die er "Abfall" nannte, was nicht abfällig gemeint war.
Nun ist bei Arno Nickels prächtiger "Edition Marco" ein neues Buch erschienen. Der Titel: "SCHUND". Natürlich ist auch dieses Buch von Robert Hübner alles andere als Schund.
Robert Hübner würde es vielleicht von sich weisen, aber "SCHUND" ist im Wesentlichen ein Lehrbuch. Der größte Teil des etwa 180 Seiten umfassenden Werkes enthält Schachpartien. Sie wurden zumeist - es handelt sich um 38 Partien - von Hübners Freunden Arndt Borkhardt, Guntram Hilbenz und Adriaan Poffers gespielt. Die Schachfreunde Borkhardt und Hilbenz sind fortgeschrittene Vereinsspieler. Poffers hat noch eine etwas höhere Spielstärke.
Robert Hübner selbst und schließlich auch der bekannte FM René Borngässer haben insgesamt drei weitere Partien beigetragen.
Dankenswerterweise haben die genannten Schachfreunde ihre Partien, unter Turnierbedingungen zwischen 2013 und 2020 bei verschieden Treffen gespielt, für dieses Buch zur Verfügung gestellt. Robert Hübner hat die Partien nämlich kommentiert. Und zwar so, wie ein guter Schachspieler und Schachtrainer seinen Schülern erklärt, warum bestimmte Züge Fehler waren und andere Züge besser gewesen wären.
So lernt man besser Schach zu spielen. Der Unterschied zwischen guten und weniger guten Schachspielern besteht ja nicht darin, dass der wenige gute Spieler mehr grobe Fehler in seine Partien einbaut - das auch -, sondern vor allem dass er viele ungenaue, wenig sinnvolle und nicht durchdachte Züge spielt. So verschlechtert sich die Stellung des weniger guten Spielers nach und nach. Er gerät gegen bessere Spieler in eine ungünstige Position und weiß eigentlich gar nicht warum. Und er wird es auch mit einer Schachengine nicht herausfinden, weil diese nur bewertet, aber nicht erklärt. Hier ist ein Schachtrainer gefragt und diese Aufgabe übernimmt Robert Hübner in diesem Buch. Er kommentiert die Partien seiner Schachfreunde - Wald- und Wiesenpartien, wie sie alle Tage im Amateurschach gespielt werden - und erläutert mit seinen Textkommentaren, warum Züge ungenau waren und welche Züge mehr zur Stellung gepasst hätten. Hübner ist ein guter Pädagoge und nachsichtiger Trainer. Seine Urteile fallen auch bei gröberen Fehlern milde und aufmunternd aus. Aber er zeigt die vielen kleinen und großem Fehler konsequent auf. Man fühlt sich ein wenig an die legendäre Serie von Euwe/Meiden "Amateur wird Meister" erinnert. Der Leser darf aus Fehlern lernen, die nicht er, sondern andere gemacht haben.
Nun kommt aber auch noch der Satiriker Robert Hübner ins Spiel. Und offenbar hat er mit seinen Freunden noch ein paar Gleichgesinnte gefunden.
Die Partien sind in eine kleine Rahmengschichte eingebettet. Die genannten Schachfreunde haben nämlich einen Verband gegründet, den "Schachverband unverzagter Dilettanten", mit dem Akronym: "SCHUND" . So erklärt sich also der mehrdeutige Titel des Buches.
Im Untertitel heißt es auch noch: "Ein Buch von Dilettanten, für Dilettanten." Mit dem Hinweis auf auf das italienische Verb dilettare = "ergötzen".
Der kleine Verband wählte sich einen Präsidenten, der auch noch einige andere Aufgaben wahrnehmen musste, Robert Hübner. Und da es ja auch Amateurweltmeisterschaften gibt, kann man auch die "Schundweltmeisterschaften" ausspielen. Gesagt, getan. Die meisten Partien sind also entweder Kandidaten - oder sogar Weltmeisterschaftskämpfe des "Schundverbandes". Der Running Gag zieht sich als roter Faden durch das Buch.
Wer nicht nur Partien nachspielen und erklärt bekommen möchte, kommt aber auch auf seine Kosten, denn die Berichte der "Schund"wettkämpfe sind von mehreren erzählerischen Texten unterbrochen. In einer zweiseitigen Einleitung lässt Robert Hübner mal eben 50 Jahre Schachgeschichte an sich vorüberziehen und fasst die Entwicklung und seine Sicht auf die Dinge in wenigen Abschnitten auf treffende Weise zusammen. Arndt Borkhardt und Adriaan Poffers steuern zwei Kapitel bei, in denen Sie über ihren Zugang und ihre Motivation zum Schach berichten.
Ein weiteres Highlight sind zwei etwas längere Reiseberichte von Robert Hübner zu den gemeinsamen Reisen nach Usbekistan und Böotien. Hübners Wiedergabe der Sprechtexte einer usbekischen Reiseführerin erinnern in ihrer Komik an den Schelmenroman "Die zwölf Stühle" aus dem postrevolutionären Russland. Es war nicht alles schlecht in der Sowjetunion! Der 20 Seiten umfassende Reisebericht zu Usbekistan endet abrupt und überraschend mit einem Schwenk zu Christian Morgensterns "Mopsenleben".
Am Ende des Buches schließlich findet man vier "Mumienportraits", angefertigt von Robert Hübner. Wie kommen die dahin? Robert Hübner erklärt es in seinem kleinen Vorwort: "[Der Verfasser] drückte eine falsche Taste auf seinem Rechner, und so gelangten einige Seiten in das Werkchen, die nichts darin zu suchen haben und in keinem Zusammenhang mit dem übrigen Inhalt stehen."
In einer kleinen privaten und geselligen Hamburger Schachgruppe spielten wir einige der kommentierten Partien aus dem Schundbuch nach und hatten viel Freude daran. Die Kommentare fanden wir sehr lehrreich.
Robert Hübners "Schund"-Buch ist ein sehr flüssiges Lehrwerk, keinesfalls...
Grandios.
SchundEin Schachbuch von Dilettanten für DilettantenVon Robert Hübner Gebunden (mit Fadenheftung) Verlagsankündigung: Robert Hübner ist immer für Überraschungen gut. Neben vielen Aufsätzen und gelegentlichen Vorträgen deutete dies bereits sein Erstlingswerk Fünfunfünzig feiste Fehler von 1990 an. Er ist wohl der einzige deutschsprachige Autor, der es nicht nur liebt, sondern auch versteht, fundierte Schachanalysen hin und wieder mit einer Prise hintergründigem und zuweilen skurrilem Humor zu würzen, ohne dabei den Bezug zur Lebenswirklichkeit zu verlieren. Das ist auch bei seinem neuesten Werk mit dem Titel SCHUND der Fall. Wie der promovierte Altphilologe in seiner bemerkenswert kulturkritischen Einleitung erklärt, handelt es sich dabei um die Anfangsbuchstaben eines Privatklubs namens „Schachverband unverzagter Dilettanten“. Wohl um Missverständnissen vorzubeugen, fügte Hübner als kleine Erläuterung hinzu: „Das Wort ,Dilettant‘ (aus dem Italienischen: dilettare ,ergötzen‘) ist ausschließlich im Sinne von ,Liebhaber‘ zu verstehen.“ Leicht könnte man hinter diesem 2013 von zweien seiner Schachfreunde ins Leben gerufenen Verein eine Eulenspiegelei vermuten, zumal die Anzahl der Mitglieder stets an einer Hand abzuzählen war, doch tatsächlich haben sie ernsthaft und wohl auch für den einen oder anderen Leser „ergötzlich“ Schach gespielt. Das in bewährter Aufmachung der Edition Marco gebundene und von Ulrich Dirr satztechnisch gestaltete Buch enthält auf 183 Seiten nicht nur die von Robert Hübner analysierten wettkämpfmäßig ausgetragenen 45 SCHUND-Partien, sondern auch zwei Reiseberichte über Ausflüge in Usbekistan und Böotien in Griechenland. Die letzten acht Seiten zeigen vier vom Autor angefertigte Nachbildungen von Mumienportraits in Eitempera, die kunsthistorisch interessierte Leser als willkommene SCHUND-Beigabe inspirieren mögen. |