Großmeister Alexej Shirov ließ gegen starke Gegner nur sieben Remis zu
Von Christian Zickelbein

Es begann um 17 Uhr mit einem Gruppenphoto im Stil großer
klassischer Turniere: Alexei Shirov in der Mitte aller Teilnehmer. Nach
drei Stunden kam die Großmeisterin Victoria Cmilyte, um ihren Mann
abzuholen. Nach Blick auf die Bretter meinte sie, er werde wohl noch eine
Stunde brauchen. Um 22.30 Uhr konnte sie ihn endlich zu einer großartigen
Performance beglückwünschen: Gegen ein sehr starkes Teilnehmerfeld hatte Alexei Shirov in
einem großen Kampf 23 Partien für sich entschieden und nur sieben Remisen
abgegeben und viel Beifall seiner Gegner und der auch zu später Stunde
noch zahlreichen Zuschauer erhalten, wie auch er sich beeindruckt vom
Widerstand seiner Gegner zeigte.

Genauso viel Begeisterung wie der Großmeister löste unser
Stargast Smudo aus. Er verteidigte sich in einem Damengambit lange
recht gut, bevor der Großmeister einen Rochadeangriff starten und matt
setzen konnte. Smudo kiebitzte noch fast eine Stunde, doch kam er noch
lange nicht davon: Im Foyer der Sporthalle stellte er sich geduldig für
unzählige Photos mit Meistern und Mädchen auf, kein Photo war begehrter
als eines mit Smudo – und gar mit seiner Widmung! Noch besser: Er wird
wieder kommen und nicht nur unser Turnier besuchen, sondern auch den Klub.

Smudo und Leonie Helm –
was gibt’s denn da zu lachen…!?

Smudo gab nach seiner
Niederlage noch bereitwillig Autogramme und ließ sich fotografieren. Hier diskutiert er mit IM
Sebastian Siebrecht und Sonja Perk-Bartz, Referentin für
Öffentlichkeitsarbeit beim Hamburger Schachklub, über seine Partie gegen
Alexei Shirov.


Smudo mit Joanna und
Mario Kölbel.

Christian Zickelbein,
Vorsitzender des HSK mit dem Ehrengast.
Neben Smudo fanden auch die Kinder und Jugendlichen besondere
Beachtung: Der Deutsche Meister U14 Niclas Huschenbeth vom SKJE
hielt gut mit, musste aber schließlich ebenso wie der Hamburger Meister U
16 Florian Held vom HSK aufgeben.

Im Vordergrund: Florian
Held, amtierender Hamburger U16-Meister.
Auch Sarah Bismuth (14)
aus unserer Partnerstadt und Gordon Zimmermann (12) aus Greifswald
ging’s nicht anders.


Leonard Meise
vom HSK aber machte sich selbst ein zweites Geburtstagsgeschenk – das
erste vom HSK war die Partie gegen Shirov, das zweite sein Remis nach
einem sogar Vorteil versprechenden Qualitätsopfer. Ein Remis erspielte
sich auch Beini Ma (12) – und das Lob des Großmeisters „He is very
talented!“

Remis! Alexei Shirov gibt
Beini Ma ein Autogramm.
Matthias Thanisch
vom Bargteheider Schachspiegel war mit einer Remise erfolgreicher als
seine Kollegen von den großen Zeitungen: Dr. René Gralla vom Neuen
Deutschland steigert mit seinen regelmäßigen Beiträgen aus der Schachszene
die Auflage der Zeitung am „Schachtag“ des ND, aber Shirov kannte
natürlich auch die vorbereitete Nebenvariante im Französischen.

Smudo mit Dr. René Gralla, der einen Artikel über
die Veranstaltung im Neuen Deutschland schrieb.
Uli Stock mit seinen
Töchter Cecilia und Alessia.
Aljoscha Feuerstark
vom SK Norderstedt hatte wie Alexander Binding und René
Mandelbaum seinen Platz unter den 220 Bewerbern des Hamburger Abendblattes
gewonnen, in seiner scharfen Partie gegen den Großmeister gab’s aber
nichts zu gewinnen.

Sarah Bismuth aus
Marseille und Aljoscha Feuerstack.
René Mandelbaum aber erspielte mit seiner
vorbereiteten skandinavischen Variante ein sicheres Remis.

Alexei Shirov grübelt
über René Mandelbaums Skandinavier.
Auch aus dem HSK Nostalgie-Dreier kam nur einer durch:
Bernd Stein, Internationaler Meister, seit langem nicht mehr in aktiv,
hatte vor fast zwanzig Jahr in Gausdal gegen Alexei in einem GM-Open
verloren, auch die Revanche missglückte, sein Urteil selbstkritisch und
unbestechlich: „keine Chance“.

IM Bernd Stein – für
Shirov zurück ans Schachbrett!?
Christoph Pragua von den Kölner
Schachfreunden musste noch früher aufgaben, aber Dr. Matias Jolowicz,
Arzt in Salzgitter und Vorsitzender des Salzgitter SV, kam mit der
„Hamburger Eröffnung“ Skandinavisch wie René Mandelbaum zu einem sicheren
Remis.

Alexei Shirov am Brett
von Beek Javer, neben ihm Gordon Zimmermann.
Von den drei Frauen im Feld war Leonie Helm aus der
HSK Frauen-Bundesliga am erfolgreichsten. Die Webmasterin der
Bundesliga-Website
www.schachbundesliga.de
Ulla Hielscher vom SK Doppelbauern Kiel schlug sich wie Sarah Bismuth
aus Marseille gut, musste aber die Klasse des Großmeisters anerkennen.
Besonders harte Gegner waren natürlich die Top-Spieler aus
dem 3. Klaus-Junge-Turnier, die sich nach der harten 2. Runde auch am
Abend noch eine zweite Partie zutrauten, und einige ebenso starke und
ausgeruhte Ehrengäste.
Wolfgang Mack
(ELO 2224) vom SC Laupheim Jan-Paul Ritscher (ELO 2284) von den
Schachfreunden Hamburg unterlagen nach hartem Kampf in wilden „Shirov“-Partien.

Alexei Shirov am Brett
von Wolfgang Mack.
Heinz-Werner Szudra (ELO 2016) vom FC St. Pauli faszinierte das
Publikum, indem er einen heftigen Angriff gegen Shirovs lange Rochade
startete und sich dabei von einem weißen Bauern, der sich auf dem
Königsflügel durchfraß, nicht stören ließ: Auf h7 störte der Bauer dann
doch. Matthias Krallmann (ELO 2254) vom Bielefelder SK folgte bis
zum 19. Zug der Partie Wahls gegen Georgiev aus der Bundesliga1997. Wahls
spielte hier 20. Dg3 und die Partie endete Remis.

Matthias Krallmann und
Edmund Lohmer.
Alexei Shirov aber fand hier eine
Verbesserung mit 20. g4 und Weiß steht immer etwas besser – mit sehr viel
Glück konnte laut eigener Aussage Matthias Krallmann im Endspiel Remis
halten.
Jens Erik Rudolph,
der Vorsitzende des Barmbeker SK, verlor durch eine Fesselung die
Qualität, Edmund Lomer, der Vorsitzende des Eckernförder SC, verlor
erst im Endspiel, Mr. Schulschach Erich Scholvin vom Athenäum Stade
kam im Sizilianer mit dem Gegenstoß d7-d5 zu einem starken Zentrum, doch
der Großmeister wickelte kombinatorisch in ein besseres Endspiel ab.

Alexei Shirov am Brett
von Erich Scholwin
Dr. Martin Kittlitz vom HSK drohte im Gegenangriff matt zu setzen,
doch nahm ihm der Großmeister mit einer tödlichen Folge von Schachgeboten
das Recht auf eine eigene Aktion.
Keine Chancen hatten sich von vornherein Roger
Helbing-Becker und Werner Müller ausgerechnet. Roger wollte
wenigstens aus der Eröffnung herauskommen, aber erreichte ein
Doppel-Turmendspiel mit guten, aber ausgelassenen Remischancen.

Roger Helbing-Becker und
im Hintergrund Matthias Tharnisch.
Werner
Müller, der Vater unseres Großmeister Dr. Karsten Müller, meinte schon zu
Beginn des Mittelspiels, er müsse aufgeben, hielt aber seine Stellung
gegen den Freund seines Sohnes doch mehr als dreißig Züge zusammen.

Werner Müller, Vater von
Alexei’s gutem Freund GM Dr. Karsten Müller und Dr. Hans Schüler
(früheres Vorstandsmitglied der Iduna Bausparkasse).
Auch
für den vereinslosen Beek Javer aus dem Walter-Robinow-Turnier war
die Teilnahme alles: Sven Rettieck aus dem Organisations-Team hatte ihm
seinen Ehrenplatz im Teilnehmerfeld überlassen, so dass Beeks Dank beim
Berichterstatter eigentlich an der falschen Adresse landete.
Dagegen wollte der frühere Vorsitzende des Hamburger
Schachverbandes Dr. Hans Schüler gewinnen: Im Shirov-Stil opferte
er einen Bauern, um Angriff gegen die Rochade zu bekommen, aber der
Großmeister konterte erfolgreich. Mit dem früheren Vorstandsmitglied der
Iduna Bausparkasse, der einige Jahre lang das Sponsoring für das große
Turnier der Hamburger Schulen Rechtes Alsterufer – Linkes Alsterufer
vermittelt hat, steuern wir auf das Schlusswort zu, das dem Sponsor
gebührt:
Wir danken der SIGNAL IDUNA Versicherungsgruppe, dass
sie uns ermöglicht hat, Alexei Shirov zu präsentieren.

Die Ergebnisse
Seine
Simultanvorstellung an 30 Brettern – und er akzeptierte Gegner bis ELO
2300 – bot hochklassiges Schach. Für uns hatte sie andererseits auch einen
hohen nostalgischen Wert. Von 1992/93 und 1993/94 hat Alexei zwei
Spielzeiten für den HSK in Hamburg Bundesliga gespielt, und seitdem ist er
uns freundschaftlich verbunden. Und so träumen wir nun nach dem Erfolg
dieser Simultanveranstaltung von einem Alexei Shirov, der sich 2006 in
Hamburg im Rahmen unseres Hamburger Schachfestivals ans Brett in einem
geschlossenen Großmeisterturnier setzen
kann.
Christian Zickelbein

Fotografin Sabrina
Wagner.