Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..
Bereits zum 34. Mal wurde das Kopenhagen Chess-Open ausgetragen. Seit einigen Jahren trägt das früher unter „Politiken-Cup“ bekannte Turnier den Namen des neuen Hauptsponsors, des IT-Consultingunternehmens Xtracon, welches vor Ort auch die technische Unterstützung leistete.
Für mich war es die zweite Turnierteilnahme am Open und erneut eine schöne „Urlaubszeit“ verbunden mit 10 Turnierpartien. Wie bereits in den Vorjahren war das beliebte Turnier mit knapp 400 Teilnehmern aus 24 Nationen und 91 Titelträgern an der Spitze ganz gut besetzt. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Elo-Schnitt von 1922 auf 1977 gestiegen. Neben 157 Spielern aus Dänemark und 74 aus Norwegen stellte Deutschland mit 46 das drittgrößte Spielerkontingent.
Austragungsort des Events ist seit mehreren Jahren das ca. 3 Kilometer außerhalb von Helsingör gelegene Kultur- und Kongresszentrum „Konventum“. In einer schönen großen Parkanlage gelegen und auch mit fußläufiger Nähe zum Meer (5 Minuten Fußweg und 90 Stufen abwärts) bieten sich viele Möglichkeiten, vom Schach zwischendurch ein wenig abzuschalten bzw. sich zu erholen.
Das Konventum
Das Konventum bot mit seinen rund 200 Hotelzimmern vielen der weiter angereisten auswärtigen Schachspieler eine ideale Unterkunft mit hervorragendem, reichhaltigem Frühstücksbuffet und leckerem Abendbuffet.
Die Turnierorganisation verlief wieder reibungslos. Streitfälle habe ich keine mitbekommen. Zudem stellte man wieder ein schönes Rahmenprogramm zusammen. Neben einem Simultan mit GM Johann Hjartarson aus Island, Kinderturnier, Blitz-Turnier, Pair-Blitz und Taktik-Challenge war die Lecture mit GM Jacob Aagaard das Highlight.
Jacob Aaagard
Der beliebte und sympathische Trainer und Buchautor stellte sein neuestes Werk vor („thinking inside the box“) sowie berichtete von seiner erfolgreichen Trainingsarbeit mit US-GM Samuel Shankland sowie der indischen Damen-Nationalmannschaft. Aus seinen Trainingscamps mit sehr starken Spielern wusste er die ein oder andere Kurzgeschichte zu berichten.
Neben der guten Internetpräsentation und Berichterstattung war löblich, dass sämtliche Partien des Turniers innerhalb kürzester Zeit jeweils kurz nach Beendigung der Runde auf der Turnier-Internetseite abrufbar waren. Besonders hervorgehoben werden noch der eigens eingerichtete große Schach-Laden mit unzähligen Büchern und DVDs sowie Material.
Insgesamt ist festzuhalten, dass die Veranstalter einerseits eine große Routine in der Organisation und Durchführung des Events entwickelt haben und andererseits mit einer sehr großen Portion Herzblut bei der Sache sind und sich wirklich viel haben einfallen lassen, das Turnier für die Teilnehmer besonders attraktiv zu gestalten.
An den letzten beiden Turniertagen trafen sich im Konventum auch die Verantwortlichen der nordeuropäischen Schachföderationen. Mit angereist waren die Präsidentschaftskandidaten Georgios Makropoulos und Nigel Short. Ebenso war der Präsident der Europäischen Schachunion, Zurab Azmaiparashvili mit dabei. Nigel Short berichtete bei der Live-Kommentierung vor Ort von einem zweistündigen Gespräch mit seinem griechischen Kontrahenten. Die beiden Präsidentschaftskandidaten stellten ihr Programm bzw. Zunkunfts-Vision für die FIDE vor, sodass sich die nordischen Schachverbände nun entscheiden müssen, wem sie bei der Wahl beim nächsten FIDE-Kongress im September/Oktober (in Batumi in Georgien im Rahmen der Schach-Olympiade) ihre Stimme geben.
Turnierverlauf, Überraschungen (insbesondere aus deutscher Sicht) und Abschneiden der deutschen Spieler
An den vorderen Brettern gab es keine größeren Überraschungen. Lediglich der junge norwegische Jugendweltmeister GM Aryan Tari gab an Brett 9 gegen einen Spieler mit ELO 1953 bereits ein Remis ab. Und auch mehere IM, darunter Jonathan Carlstedt sowie 2 FM spielten gegen deutlich schwächere Gegner remis. Vincent Keymer hatte in seiner Erstrundenpartie einige kritische Momente zu überstehen, konnte am Schluss aber in gegnerischer Zeitnot dann doch gewinnen.
An Brett 10 erreichte der junge deutsche Samuel Weber (ELO 2197) ein Remis gegen GM Marin Bosiocic. Größte Überraschung der Runde war aber der Sieg von Lars Hinrichs gegen Schachlegende GM Jan Timman an Brett 14. Bereits in dieser Runde gaben mehrere weitere GM Remis ab.
Der Setzlistenerste, GM Nikita Vitiugov gab an Brett 1 gegen IM Jakob Aabling-Thomsen recht früh im Turnier sein erstes Remis ab. Ebenso wie GM Nils Grandelius an Brett 4. IM Markus Lammers erreichte an Brett 11 gegen GM Rasmus Svane ein Remis. An Tisch 26 erreichte der junge Ruben Gideon Koellner gegen IM Linus Johansson ein Remis.
Auch in dieser Runde wurde am 1. Brett „nur“ remis gespielt. Der Setzlistenzweite GM Dmitry Andreikin spielte gegen GM Johan Salomon Remis. Ebenso wie GM Alexei Shirov gegen IM Mikkel Antonsen. Größte Überraschung der Runde an den Spitzenbrettern war hingegen die Niederlage von GM Baadur Jobava gegen IM Kristian Stuvik Holm an Tisch 4. FM Frank Sawatzki konnte IM Bjorn Moller Ochsner schlagen. Ruben Gideon Koellner konnte gegen Jonny Hector ein zweites Remis gegen einen GM erreichen und FM Bernd Laubsch remisierte gegen GM Jacob Aagaard. Amateur Peter Birk Petersen (ELO 2128) führte dem außer Form spielenden GM Jan Timman seine zweite Niederlag zu.
IM Vincent Keymer erreichte an Brett 3 gegen den jungen starken dänischen Großmeister Mads Andersen ein Remis, ebenso wie an Brett 5 FM Frank Sawatzki gegen GM Frode Olav Olsen Urkedal. Der deutsche Jugendspieler Jonas Roseneck gewann an Brett 34 gegen GM Carsten Hoi. Am Nachbarbrett erreichte Lars Hinrichs gegen IM Martin Haubro ein Remis. Zur Halbzeit führten drei Spieler mit 5 aus 5: GM Jon Ludvig Hammer, GM Simen Agdestein und GM Ivan Saric. Rasmus Svane und Vincent Keymer lagen mit 4,5 Punkten auf den Rängen 8 und 10 noch in Reichweite zur Spitze.
Während die beiden Norwegischen GM an den ersten beiden Brettern gewannen, gaben GM Nikita Vitiugov an Brett 3 und GM Dmitry Andreikin an Brett 8 ein weiteres Remis ab. Vincent Keymer und Rasmus Svane punkteten an den Brettern 4 und 5 und blieben so in der Nähe der Tabellenspitze. Nach der Runde führten zwei Norweger mit je 6 Punkten vor zwei Deutschen mit je 5,5 Punkten vor dem Pelloton mit 5 Punkten.
Die beiden Duelle der Landsleute an den Tischen 1 und 2 (Agdestein gegen Hammer und Keymer gegen Svane) endeten Remis. GM Nikita Vitiugov konnte mit einem Sieg an Brett 3 ein wenig zur Spitze aufschließen, ebenso wie drei weitere Spieler.
Während GM Hammer und GM Vitiugov an Brett 1 remisierten, konnte GM Rasmus Svane eine sehr schöne Partie an Brett 2 gegen GM Simen Agdestein gewinnen („Turm dominiert Springer“).
Agdestein, Svane
Vincent Keymer sicherte sich mit einem Sieg an Brett 4 gegen GM Allan Stig Rasmussen bereits vorzeitig die GM-Norm, da klar war, dass er in der 9. Runde einen (starken) GM als Gegner erhalten und selbst nach einer Niederlage in der 9. Runde immer noch eine Performance von über 2600 haben würde.
Nach der Runde führten 4 Spieler mit 7 Punkten die Tabelle an: GM Jon Ludvig Hammer, IM Vincent Keymer, GM Rasmus Svane und IM Benjamin Arvola Notkevich
Am Spitzenbrett erreichte GM Rasmus Svane gegen GM Jon Ludvig Hammer ein Remis. Ebenso endete das weitere Norwegen-Deutschland-Duell zwischen Simen Agdestein und IM Vincent Keymer an Brett 3 Remis. Der sich inzwischen nach vorne gekämpfte Jugend-Weltmeister GM Aryan Tari gewann ein spannendes Jung-Duell an Brett 2 gegen IM Benjamin Arvola Notkevich. Zu den Spielern mit 7,5 Punkten gesellte sich in der Schlussrunde dann auch einer der Turnierfavoriten GM Dmitry Andreikin nach einem Sieg. Nach der Runde führte weiter ein Norweger vor zwei deutschen Spielern und einem russischen Spieler.
An Brett 1 gewann GM Dmitry Andreikin nach einer schönen Kombination gegen GM Aryan Tari, welcher übrigens in den vorherigen 9 Runden gegen keinen GM zu spielen hatte. Während GM Rasmus Svane an Brett 3 gegen GM Ivan Saric ein zwischenzeitlich schlechter aussehendes (Turm-)Endspiel remis halten konnte verlor IM Vincent Keymer an Brett 2 unglücklich ein Turmendspiel gegen GM Jon Ludvig Hammer.
Keymer, Hammer
Mit seinem Sieg über IM Vincent Keymer gewann GM Jon Ludvig Hammer mit 8,5 Punkten vor GM Dmitry Andreykin aufgrund besserer Zweitwertung das diesjährige Xtracon Chessopen. Hervorragender Dritter wurde der junge deutsche GM Rasmus Svane. Vincent Keymer landete auf einem sehr guten 10. Platz vor einigen starken Spielern (u.a. Alexei Shirov und Nikita Vitiugov).
Auch dieses Jahr wurden wieder mehrere Normen erzielt. Neben der bereits nach der 8. Runde gesicherten GM-Norm von Vincent Keymer gab es noch zwei IM-Normen sowie eine WIM-Norm.
Urkunde für Vincent Keymer
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass es wieder eine ganz tolle Turnierwoche in Helsingör war. Ein super organisiertes Event mit abwechslungsreichem, unterhaltsamen Rahmenprogramm in einem sehr schönen Umfeld sowie netten Leuten vor Ort.
Weitere Informationen und Eindrücke sowie Fotos und alle Partien aller Runden sind auf der Turnierhomepage hier zu finden:
Bei der Siegerehrung wurde berichtet, dass der Vertrag mit dem Hauptsponsor Xtracon verlängert wurde, sodass das Turnier auch in 2019 und in 2020 wieder in gleicher Form im Konventum in Helsingör ausgerichtet wird. Ein Termin wurde noch nicht genannt, aber sehr wahrscheinlich wird das Turnier wieder im Sommer stattfinden.