Heute fand in Halberstadt, im Tagungshotel Spiegelsberge, der 103. Bundeskongress des Deutschen Schachbundes statt. Neben der Behandlung verschiedener Anträge und der Entlastung des Vorstandes sind die Wahlen der wichtigste Tagesordnungspunkt beim Kongress.
Im Vorfeld der diesjährigen Delegiertenversammlung gab es eine Reihe von Artikeln und Interviews, die deutlich machten, wie zerstritten das bisherige DSB-Präsidium in jüngster Zeit offenbar war. Alle vier Vizepräsidenten traten im Verlauf des letzten Jahres nacheinander zurück, beziehungsweise erklärten, sich aus dem Präsidium zurückzuziehen und bei dem Kongress nicht mehr kandidieren zu wollen. Christian Warneke zog sich schon im letzten Jahr als Vorsitzender der Deutschen Schachjugend aus der Präsidiumsarbeit zurück, Michael S. Langer erklärte seinen Rückzug vergangenen Februar, Michael Woltmann kurz vor dem Kongress und Achim Gries kündigte seinen Rückzug in der Kongressbroschüre an.
Langer und Woltmann kritisierten ihren Präsidenten öffentlich für seinen Führungsstil und gaben dies neben unterschiedlichen Auffassungen zu verschiedenen Schachfragen auch als Grund für ihre Rückzüge an. Herbert Bastian vermutete indes, dass die Angriffe gegen ihn dazu dienen sollten, eigene Kandidaturen vorzubereiten.
Der Riss, der mitten durch das Präsidium ging, wurde bei den FIDE-Wahlen während der Schacholympiade in Tromsö im vergangenen Jahre deutlich. In früheren Wahlen hatte der Deutsche Schachbund stets die Opposition des amtierenden FIDE-Präsidiums Illyumzhinov unterstützt. Vor der Wahl hatte Silvio Danailov, zu dieser Zeit noch ECU-Präsident, inzwischen abgewählt, und Kasparows Verbündeter bei dessen Kandidatur um das Amt des FIDE-Präsidenten, den früheren DSB-Geschäftsführer Horst Metzing gefragt, ob er sich in seiner Mannschaft aufstellen lassen würde. Damit hofften die Kasparow-Unterstützer sicher, den Deutschen Schachbund ins Boot zu ziehen. Herbert Bastian sprach sich hingegen für die Unterstützung des amtierenden FIDE-Präsidiums aus. Nach der Wahl des FIDE-Präsidenten wurde Bastian in Trömsö zum FIDE-Vizepräsidenten gewählt.
Herbert Bastian kündigte ungeachtet der Kritik an, in Halberstadt erneut als Präsident kandidieren zu wollen und präsentierte schon vor der Wahl eine neue Mannschaft, die ihn bei den vielen anstehenden Aufgaben besser unterstützten sollte.
Herbert Bastian eröffnete am frühen Vormittag den Kongress. Ein langer Tag lag vor den Delegierten. Hanno Dürr (Württemberg) und Dr. Günter Reinemann (Sachsen-Anhalt) erhielten für ihre Leistungen die goldene Ehrennadel des Deutschen Schachbundes. Den Delegierten wurde zudem der neue Bundestrainer Dorian Rogozenco offiziell vorgestellt. Die Aussprache über den Präsidiumsbericht nahm danach einige Zeit in Anspruch.
Nachdem die Kassenprüfer die Entlastung des Präsidiums beantragt hatten, standen die satzungsändernden Anträge auf der Tagesordnung. Hier stand im Vorfeld insbesondere die Erweiterung des Präsidiums zur Disposition, ein Punkt, über den auch im Präsidium zuvor eifrig gestritten worden war. Der Antrag, das Präsidium zu erweitern, wurde jedoch zurückgezogen.
Ab etwa 16 Uhr kam es schließlich zu der Vergabe der Ämter durch Wahl der Kandidaten, die sich dafür zur Verfügung stellten. Der Landesverband Rheinland-Pfalz schlug Herbert Bastian als Kandidaten für das Amt des Präsidenten vor. Der Landesverband Hessen ließ Achim Gries, zuvor als Vizepräsident zurückgetreten, auf die Kandidatenliste setzen. Es kam zu einer Kampfabstimmung. Nachdem der erste Wahldurchlauf wegen zuviel abgegebener Stimmern ungültig war, stimmten in der Wiederholung, nun mit Hilfe einer Wahlkabine durchgeführt, 109 Delegierte für Bastian, 76 Delegierte für Gries. 29 Delegierte enthielten sich, zwei Wahlzettel waren ungültig. Herbert Bastian wurde damit in seinem Amt als Präsident des Schachbundes bestätigt.
Als seine Vizepräsidenten wurden Klaus Deventer als Vizepräsident Sport, Ralf Chadt-Rausch als Vizepräsident Finanzen und Uwe Pfenning als Vizepräsident Verbandsentwicklung gewählt. Ralf Chadt-Rausch wurde zudem als Stellvertretender Präsident gewählt.
Da sich niemand als Referent für Leistungsschach zur Verfügung stellte, erklärte Klaus Deventer sich bereit, das Amt kommissarisch mit zu übernehmen. Auch für das Amt als Referent für Öffentlichkeitsarbeit wurde kein Kandidat gefunden. Ralph Alt wurde erneut zum Referenten für den Spielbetrieb gewählt. Dan-Peter Poetke wird zum Referenten für Frauenschach wiedergewählt. Gerhard Meiwald erhielt die Zustimmung der Delegierten bei seiner Kandidatur für das Amt des Referenten für Seniorenschach. Jürgen Kohlstädt wurde als Schiedsrichter Obmann wiedergewählt. Hugo Schulz wird nach einer Kampfabstimmung gegen Wolfgang Fiedler zum Referenten für Breitenschach gewählt. Zum Referenten für Ausbildung wird Thomas Strobl gewählt.
Dank an Malte Ibs und die Deutsche Schachjugend für die Twitter-Berichterstattung.
Meldung beim Deutschen Schachbund...
Ankündigung beim Schachbund...
Download Kongressbroschüre (Schachbund)...