ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Robert Hübner ist 60
Der Beginn seiner Schachkarriere liegt 50 Jahre zurück. Am 22.September 1958
spielte Robert Hübner seine erste Turnierpartie. Fast auf den Tag genau ein
halbes Jahrhundert später, feierte der Großmeister
sein 50-jähriges Turnierjubiläum. Bei den Schweizer Mannschaftsmeisterschaften
traf er im Mannschaftskampf zwischen Luzern und Zürich auf Viktor Kortschnoj,
einen Großmeisterkollegen, der den deutschen Spitzenspieler seine ganze Karriere
hindurch begleitet und mit dem er sich bei vielen Gelegenheiten, mal mehr mal
weniger erfolgreich, gemessen hat.
Mit fünf Jahren lernt Hübner das Schachspiel und tritt 1957 dem
Eisenbahnschachverein Turm Köln bei. Neben anderen wurde er von Paul Tröger
betreut. 1963 wurde er in Bad Schwalbach Deutscher Jugendmeister. Im nächsten
Jahr wiederholte er in Köln den Erfolg. Als 15-Jähriger
nimmt Hübner 1964 an den Jugendeuropameisterschaften teil, im folgenden Jahr an
den Jugendweltmeisterschaften. Bei den Deutschen Meisterschaften 1965 wird er
Sechster, 1967 in Kiel schon Erster. Dreimal wird Hübner Deutscher
Einzelmeister, zuletzt 1999.
Bei den internationalen
Großmeisterturnieren in Büsum 1968 und 1969 trifft auf Spieler wie Larsen, Polugajewsky, Gligoric und Legenden
wie O'Kelly und den damals fast 70-jährigen Fritz Sämisch, den er als
unterhaltsamen und geistreichen Erzähler schätzen lernt.
1970, 22-jährig, nimmt Hübner beim Interzonenturnier in Palma de Mallorca teil und belegt
den geteilten 2. bis 4. Platz unter 24.Spielern. Gegen Robert Fischer, der überlegen
mit 3,5 Punkten Vorsprung gewinnt, remisiert Hübner. Mit diesem Erfolg wurde
Hübner zum Großmeister ernannt und war nun der jüngste deutsche Großmeister.
In den folgenden Kandidatenwettkämpfen unterliegt er jedoch Tigran Petrosian: Nachdem er sich beim Wettkampf in Sevilla mehrmals vergeblich bei Schiedsrichter Golombek über den Lärm beschwert hatte, brach Hübner den Wettkampf nach der 7ten Partie ab. Sein schwerhöriger Gegner Tigran Petrosian litt weniger unter dem Lärm, er stellte einfach sein Hörgerät ab.
Auch beim Interzonenturnier in Biel 1976 ist Petrosian für Hübner der Stolperstein auf dem Weg zur erneuten Qualifikation zu den Kandidatenkämpfen. Nachdem er das Turnier lange Zeit angeführt hat, verdirbt Hübner in der 18ten Runde gegen Petrosian seine Gewinnstellung und verliert. Später fehlt ein halber Punkt zur Qualifikation.
Mit seinem dritten Platz beim Interzonenturnier 1979
qualifiziert sich Hübner aber erneut für die Kandidatenkämpfe. Er besiegt 1980
in Wettkämpfen Adorjan und Portisch und unterliegt im Kandidatenfinale
Kortschnoj. Zu dieser Zeit ist Hübner auf dem Gipfel seiner Karriere und nimmt
nach seinem Sieg über Portisch in der Weltrangliste hinter Karpov und Kortschnoj
den dritten Platz ein.
Im folgenden Zyklus scheidet Hübner 1983 gegen Smyslov aus. Beim Stand von
zunächst 5:5, dann nach Verlängerung von 7:7 sollte im Spielcasino von Velden
eine Roulettekugel über den Sieg entscheiden. Beim ersten Wurf fällt die Kugel
dann sogar noch auf die Null. Beim zweiten Versuch kurioserweise ebenso, bevor
im dritten Anlauf Rot für Symslow entscheidet. Hübner ist zu dieser Zeit bereits
auf dem Weg nach Hause. Ein drittes und letztes Mal qualifiziert sich Hübner
nach dem Interzonenturnier von Manila 1990 für die Kandidatenkämpfe, scheidet
aber in der ersten Runde 1991 gegen Jan Timman aus.
In den 70er und 80er Jahren ist Robert Hübner Dauergast bei
den Superturnieren jener Zeit. Neben den offiziellen
FIDE-Qualifikationsturnieren spielt er häufig bei den Turnieren in Wijk,
Tilburg, Biel oder Bugojno. Hübner gewinnt 1982 in Chicago, zusammen mit
Ljubojevic siegt er 1985 beim 5.Linares-Turnier und zusammen mit Kortschnoj und
Miles beim Turnier von Tilburg. 1986 ist Hübner Sieger beim GM-Turnier von
Solingen. 1988 wird er Zweiter hinter Hjartarsson in München. 1989 schlägt
Hübner Spassky bei einem Match in Venedig. Beim Turnier in Dortmund 1992 schlägt
Hübner Kasparov. Im gleichen Jahr wird er beim Münchner SKA Turnier geteilter
Zweiter, ebenso beim Turnier 1994 an gleicher Stätte. 1996 folgen gute
Platzierungen bei den Turnieren in Nussloch und dem Rubinstein Memorial in
Polanica Zdroj, 1998 gewinnt Hübner das Capablanca Memorial und unterliegt nur
knapp Etienne Bacrot in einem Wettkampf.
Diese lange Liste ist jedoch nur ein kleiner Ausschnitt von Hübners Aktivitäten
bei Einzelturnieren.
Darüber hinaus war er auf zahlreichen Mannschaftsturnieren aktiv. Auf Schacholympiaden spielte er in der deutschen Nationalmannschaft auf den Olympiaden von Lugano 1968 (mit 18 Jahren!), Skopje 1972, wo er an Brett 1 das beste Ergebnis erzielte und u.a Petrosian schlug, Buenos Aires 1978, Luzern 1982, Thessaloniki 1984, Novi Sad 1990, mit 7 aus 10 an Brett 1 und einer Aufsehen erregnden Partie gegen Ivanchuk, Manila 1992, Moskau 1994, Jerewan 1996, Elista 1998 und Istanbul 2000, wo die deutsche Mannschaft die Silbermedaille gewinnt. Danach tritt Hübner wegen der neuen Dopingtests aus der Nationalmannschaft zurück. Neben den Schacholympiaden stand Hübner zudem bei vielen anderen Mannschaftsvergleichen für Deutschland zur Verfügung.
Als Sekundant hat Hübner u.a. Nigel Short bei dessen Wettkampf
gegen Kasparov London 1993 unterstützt.
In der Bundesliga hat Hübner für alle Spitzenvereine gespielt, zumeist am
1.Brett und mit großer Regelmäßigkeit. Aber auch in anderen Ligen ist der
deutsche Großmeister für verschiedene Vereine angetreten, so in der Schweiz,
Frankreich, Italien und Finnland.
Über seinen Freund Heikki Westerinen entwickelt Hübner eine besondere Beziehung
zu Finnland. Der sprachbegabte promovierte Papyrologe lernt das Finnische und
findet bei seinen regelmäßigen Besuchen in Finnland viele Freunde. Später
übersetzt er die Satiren von Väinö Nuorteva ins Deutsche, wo sie von ChessBase
in zwei Auflagen als Privatdruck verlegt werden.
Neben dem Finnischen beherrscht Hübner eine Reihe weitere Sprachen, darunter
Englisch, Französisch und Niederländisch in Wort und Schrift und kann einige
alte Sprachen wie Koptisch oder Demetisch lesen. Seine besondere Liebe gilt
jedoch dem Altgriechischen und insbesondere den Schriften Platons, die er
selbst neu ins Deutsche übertragen hat.
Die wissenschaftliche Methode hat Hübner auch auf seine Schacharbeiten
übertragen und dort versucht, Fortschritt in der Erkenntnis über bestimmte
Eröffnungen, Varianten oder Position u.a. aus genauen Quellenangaben und
Quellenstudium zu erzielen.
Auch als Schachhistoriker hat Robert Hübner große
Bedeutung erlangt. Neben Aufsätzen in Schachzeitschriften und im
ChessBase-Magazin, darunter über die Schachauffassung und die Wettkämpfe
Emmanuel Laskers, hat Hübner die Bücher "Twenty-five annotated games", "Fünfundfünzig
feiste Fehler" und "Materialien zu Fischers Partien" veröffentlicht. Hübners
Betrachtungen über Robert Fischers Buch "60 memorable Games" erschienen zuvor
auch im Rahmen einer ChessBase-CD über Fischer. Hübner ist Mitautor eines
umfassenden Werkes über Emanuel Laskers, das in Kürze von der
Lasker-Gesellschaft heraus gegeben wird, und veröffentlicht demnächst ein Werk
über zwei bedeutende Lasker-Wettkämpfe.
Außer im Schach hat Hübner sich auch in der chinesischen Variante, dem Xiangqi,
geübt. 1993 nahm er an der Weltmeisterschaft in Peking teil.
André Schulz