Kasparov beim Tal Gedenkturnier
Von Misha Savinov
In der siebten Runde wurde das
Tal-Gedenkturnier von Garry Kasparov besucht. Kasparov wohnt ganz in der Nähe
des Zentralschachklubs – ungefähr 10 entspannte Gehminuten entfernt. Ein paar
Tage zuvor wurde er von Leko in der Nähe seines Hauses begrüßt und wusste nicht,
was los war. Erst als er Grischuk in der gleichen Straße begegnete, fiel Garry
schließlich wieder ein, dass das Kategorie 20 Turnier begonnen hatte.

Treffen mit der berühmten Schiedsrichterin Vera Tikhomirova und Yury Averbakh
Er kam gegen 18:30 Uhr an, als die Partien
sich der ersten Zeitkontrolle näherten.

Im Büro des Russischen Schachverbands
Eine Partie war bereits vorbei – die
Führenden, Ponomariov und Aronian, hatten einen unterhaltsamen Spanier Remis
gemacht, wobei ein Bauern- und zwei Qualitätsopfer zu sehen waren.
Der 13. Weltmeister wurde von Alexander Bakh
und Alexander Roshal herzlich empfangen.

Lange nicht gesehen – mit Alexander Bakh

Im Gespräch mit Yury Razuvaev
Er besuchte den Spielsaal ...

Im Spielsaal
... und den Entspannungsraum für die
Spieler, und ging dann weiter zum Technikraum, wo Wettkampfkommentator Alexander
Motylev an seinen Online-Kommentaren feilte. Motylev bot Kasparov sofort seinen
Platz an. Alle versammelten sich um die Großmeister, um jedes Wort des
zurückgetretenen Champions aufzufangen.

Also, was haben wir hier?

Nehmen Sie Platz, Garry Kimovich
Schachgefühle, die wir so sehr vermissen:








Kasparov, der von zwei alarmiert wirkenden
Bodyguards begleitet wurde, war völlig entspannt und genoss jede Minute seines
improvisierten Kommentars. Er widmete Ponomariov-Aronian nicht viel
Aufmerksamkeit, sondern konzentrierte sich vor allem auf die spannenden Partien
Carlsen-Leko und Grischuk-Shirov. Was die Partie Gelfand-Svidler betraf, so
erklärte Kasparov, dass der weiße Mehrbauer und die beherrschende Stellung des
Weißen die Partie sehr uninteressant machen würden, und bezeichnete Svidlers
Spiel in diesem Turnier als ‘faul’. Bald gab Peter auf und Boris Gelfand kam
ebenfalls in den Technikraum und blieb dort etwa 20 Minuten.

Eine Diskussion über Lekos Stellung mit Arshak Petrosian

Ankunft von Boris Gelfand
Unterdessen erreichte Peter Lekos
Beherrschung des Bretts gegen Carlsen ihren Höhepunkt. Im 35. Zug entdeckte
Kasparov 35…Txf3!?, was zwei Bauern für die Qualität und ausgezeichnete
Gewinnchancen eingebracht hätte. Er war sehr enttäuscht, als Leko diese
Möglichkeit übersah. Nach der Zeitkontrolle verflüchtigte sich der Vorteil des
Ungarn und die Partie wurde Remis.
Wir haben Garry Kimovich nach seiner Meinung
über Carlsen gefragt. Kasparov erklärte, dass er eine Trainingssitzung mit dem
Norweger verbracht hätte, und glaubt, dass ‘alles mit diesem Jungen okay sein
wird’. Er verwies auf Carlsens solide Einstellung zum Schach und seine
bemerkenswerte Fähigkeit, Widerstand zu leisten. ‘Natürlich ist er ein
brillanter Taktiker, aber das gilt für alle modernen Spieler.’
– Glauben Sie, dass es klug von Carlsen war,
so früh in seiner Karriere an einem so starken Turnier teilzunehmen? – war meine
Frage an Kasparov.
– Nun gut, meiner Meinung nach spielt er zu
viel, aber es scheint ihre Wahl zu sein, durchs Spielen Erfahrung zu gewinnen
und vielleicht hat solch ein Ansatz auch seine Existenzberechtigung …
Grischuk-Shirov war eine weitere
interessante Partie. Grischuk opferte eine Figur in der Eröffnung, sammelte ein
paar Bauern ein und ging bereitwillig ins Endspiel über, wo seine
Damenflügelbauern bald unwiderstehlich wurden. Kasparov lobte sein frühes Spiel,
aber war der Ansicht, dass Grischuks Technik nicht ohne Mängel war.
Eine weitere Erinnerung an Kasparovs
keineswegs eingerosteten taktischen Blick lieferte die Partie
Morozevich-Mamedyarov. Er dachte nicht allzu lange darüber nach, Material eines
anderen Spielers zu opfern: 43.Sb7 Sxd1 44.a5! Dies würde sehr schnell zu einem
technisch gewonnenen Endspiel für Weiß führen. Morozevich schlug jedoch einen
anderen Weg ein. Das änderte nichts an der Bewertung, aber der Moskauer verlor
kontinuierlich an Boden an und nach sieben Stunden Spielzeit wurde die Partie
Remis …
Die Organisatoren unternahmen einen Versuch,
Garry zurück zum Schach zu locken, aber er schlug das Angebot aus am
Blitzturnier teilzunehmen:
– Ich könnte nur verlieren, wenn ich zusage.
Würde ich schlecht spielen, wäre ich sehr enttäuscht, und wenn ich das Turnier
gewinne, würdet ihr Burschen schreiben, dass ich zum Schach zurückgekehrt bin.

"Ich traf Leko in der Nähe meines Hauses und wusste nicht, was los war!"
Er wird bei dem Turnier auch nicht als
Zuschauer dabei sein, und zwar aus dem Grund, weil Blitz gespielt und nicht
betrachtet werden muss.
Garry verbrachte mehr als zwei Stunden im
Zentralschachklub und ging gegen etwa 21 Uhr wieder. Am nächsten Tag reist er
nach Kaliningrad – sein politisches Leben ist aktiv wie eh und je.

Kasparov und sein Fan

Beim Treffen mit Schachfans