Hugo Hussongs "Unsterbliche"

von Johannes Fischer
06.09.2025 – Vor 95 Jahren, am 6. September 1930, begann in Frankfurt am Main das Anderssen-Jubiläumsturnier des Frankfurter SV. Das Meisterturnier gewann Nimzowitsch überzeugend mit 9,5 aus 11, aber die wohl berühmteste Partie dieser Veranstaltung wurde im Hauptturnier gespielt. Es war Hugo Hussongs Glanzpartie gegen Fritz Herrmann.

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Hussong selbst ist ein relativ unbekannter Spieler geblieben. Er war mehrfach Pfalzmeister, aber zur deutschen Spitze hat er nie gehört und seine beste historische Elo-Zahl liegt laut chessmetrics bei 2395. Auch biographische Informationen über Hussong sind spärlich.

Sucht man im Internet nach seinem Namen, erfährt man, dass er am 8. August 1902 in Ludwigshafen geboren wurde, von Beruf Diplomkaufmann war und im Mai 1943 im Alter von 40 Jahren gestorben ist. Ein genaues Datum ist nicht angegeben, was vermuten lässt, dass Hussong als Soldat im Zweiten Weltkrieg starb. Die letzte Partie Hussongs, die man in der ChessBase Megadatenbank findet, spielte er Ende 1938 bei einem Turnier in Karlsruhe. Auch das deutet darauf hin, dass er ab 1939 als Soldat im Zweiten Weltkrieg gekämpft hat.

Aber trotz fehlender großer Erfolge ist Hussong im Gedächtnis der Schachwelt geblieben – und zwar wegen der folgenden Partie, oder, genauer gesagt, dem Ende der folgenden Partie.

Eine brillante Schlusskombination, die unter anderem Alexander Aljechin und den ersten Fernschachweltmeister der Welt, den Australier C.J.S. Purdy, beeindruckt hat. Wie der englische Schachhistoriker Edward Winter berichtet, wollte Purdy

"Hitler in einem satirischen Einakter mit dem Titel ‚Hell Hitler’ in „Among These Mates“ (Sydney 1939) lächerlich machen, einem Buch das Purdy unter dem Pseudonym Chielamangus veröffentlichte. Die dramatis personae waren Shade of Napoleon, Shade of Hitler, and Satan; das Stück basierte auf der Parodie einer Partie, in der Hitler mit Weiß gegen Napoleon gespielt hat." (Edward Winter, A Chess Omnibus, Russell Enterprises 2003, S. 178-179).

Als Vorbild für diese fiktive Partie zwischen Hitler und Napoleon nahm Purdy Hussongs Sieg gegen Herrmann. Auch Aljechin hat die Partie gefallen. Er entdeckte sie in der Deutschen Schachzeitung vom Oktober 1930 und veröffentlichte sie wenig später in der Zeitschrift Denken und Raten noch einmal unter dem Titel "Eine Perle der Kombinationskunst" mit eigenen Anmerkungen. Diese Anmerkungen wurden dann in der Ausgabe vom Dezember 1930 in Kagans Neueste Schachnachrichten auf den Seiten 340-342 nachgedruckt. (Vgl. Edward Winter, Chess Notes 7402: Hitler v Napoleon, in https://www.chesshistory.com/winter/winter89.html, abgerufen am 3.09.2025.

Hussong spielte seine "Unsterbliche" in der dritten Runde des Turniers, das über 15 Runden ging. Turniersieger waren Ludwig Engels und Gerhard Weissgerber, die beide 12 Punkte aus 15 Partien holten. Mit 2,5 Punkten Rückstand teilten sich Herrmann und Hussong die Plätze 3 und 4. Doch ohne Hussongs Partie aus der dritten Runde wäre auch dieses Ergebnis heute vergessen.


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".