Iepe Rubingh (1974-2020)

von André Schulz
14.05.2020 – Letzte Woche starb völlig überraschend der Berliner Aktionskünstler Iepe Rubingh. Der gebürtige Niederländer hatte die Idee des Schachboxens aus einem Comic des Zeichnes Enki Bilal als "soziale Plastik" in die Wirklichkeit versetzt. | Foto: Thomas Burblies

ChessBase 18 - Megapaket ChessBase 18 - Megapaket

Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..

Mehr...

Der Erfinder des Schachboxens ist tot

Iepe Rubingh stammte aus den Niederlanden, geboren am 17. August 1974 in Rotterdam, lebte aber seit 1997 in Berlin. Er war ein Aktionskünstler, beeinflusst von Marcel Duchamp und Joseph Beuys. Als solcher sorgte er mit seinen "Guerilla Inventions" für Aufsehen. Mit rotweiß-gestreiftem Absperrband blockierte er zum Beispiel in Berlin und Tokyo als "The Joker" Straßenzüge und Verkehrsknotenpunkte. In Tokyo fand man das nicht lustig und sperrte ihn für zehn Tage ein. Eine andere seiner Aktionen war die Suche nach Öl im Berliner Mauer Park. 2011 ließ er 2000 Autos auf dem Berliner Rosenthaler Platz mit wasserlöslicher Farbe übermalen.

Iepe Rubingh hatte ein Faible für das Boxen und für das Schachspiel (wie Durchamp). Gibt es zwei Sportarten, die auf einer Skala mit allen Sportarten weiter auseinanderliegen? Wohl kaum. Hier das physische und brutale Aufeinanderschlagen mit den Fäusten, dort das körperlose Nachdenken über einem Brett mit symbolträchtigen Holzfigürchen? Es war wohl dieser Kontrast, der den Comic-Zeichner Enki Bilal dazu inspirierte, für seinen Comic Froid Équateur die Sportart "Schachboxen" zu erfinden. Iepe Rubingh fand das witzig, wie viele andere auch. Aber er transportierte die Idee in die Wirklichkeit.

Schach und Boxen unterscheiden sich aber auch auf andere Weise. Boxen ist ein sehr lauter Sport. Starke Männer treten halbnackt gegeneinander an, leicht bekleidete Damen zeigen die Runden an. Boxen ist sexy. Beim Schach gilt das genaue Gegenteil. Mit der Verbindung von Schach und Boxen wird Boxen schlau und Schach sexy. Das war Iepe Rubings Idee.

In seinem Nachruf für Monopol nennt Jan-Philipp Sexauer das eine "soziale Plastik". In der Tat war Iepe Rubingh ein Künstler, der die Kunst als sozialen Katalysator begriff und als Motivator und Organisator Menschen und Ideen miteinander verband. Oder Menschen mit Menschen über Ideen.

2003 organisierte Iepe Rubingh den ersten Schachbox-Wettkampf. Dafür zog er sich selber die Boxhandschuhe über. Iepe Rubingh tauchte dann auch bald in der Schachszene auf und warb für seine Idee. Er war ein Typ, der mit seiner verbindlichen und freundlichen Art überall schnell Freunde fand, auch im Schach.

Alina Rath und Iepe Rubingh

Letzte Woche Freitag, am 8. Mai, hatte seine Herz aufgehört zu schlagen. Iepe Rubingh wurde 45 Jahre alt. Wir werden ihn vermissen.

 

Interview mit Iepe Rubingh zum Schachboxen

Iepe Rubingh bei Stefan Raab...

Nachruf von Jan-Philipp Sexauer...

WCBA...

http://www.iepe.net/


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren