Iepe
Rubingh ist deutscher Meister im Schachboxen!
Der Erfinder des Schachboxens hat sein Comeback mit einem Sieg gekrönt. Nach
zwei hochklassigen Vorkämpfen, im mit 800 Zuschauern ausverkauften „Festsaal
Kreuzberg“, ging der Titel des internationalen deutschen
Halbschwergewichtsmeister an Iepe Rubingh.
Acht Jahre nach dem ersten Kampf der Schachbox-Geschichte kehrte Rubingh in den
Ring zurück. Er musste sich mit dem neuen Schachboxtalent Tim Yilmaz aus München
messen. Rubingh, mit Weiß spielend, ging gleich die erste Schachrunde aggressiv
an, als er in einem Damengambit lang rochierte, um am Königsflügel anzugreifen.
Tim Yilmaz konterte abgebrüht, rochierte kurz, und nahm damit den Kampf auf dem
Brett auf.
Die folgende Boxrunde machte klar warum: Yilmaz, mit der Erfahrung von 12
Amateurkämpfen, setzte Rubingh schwer unter Druck, konnte mit der Linken punkten
und mit dem rechten Haken schwere Treffer erzielen. Rubingh suchte die
Entscheidung im Schach, Yilmaz suchte den Knock-out im Boxen. Die erste Wende
kam in der dritten Schachrunde. Rubingh gewann durch eine Bauerngabel einen
Springer mit anhaltendem Königsangriff. Yilmaz konterte in Runde vier im
Boxring. Beide Boxrunden gingen klar an den Münchner.
Dann kam der Schock für die jubelnden Fans von Iepe Rubingh: In der fünften
Runde verlor er ohne Not seine Dame. Doch gerade diese Wendung schien Yilmaz aus
dem Konzept zu bringen. Er ging defensiv in die Boxrunde, die Rubingh, jetzt
seine Chancen im Boxen suchend, als erste auf den Punktzetteln für sich
entscheiden konnte.
In der siebten Runde kam die Entscheidung: Rubingh kämpfte um sein Überleben auf
dem Brett, als Yilmaz ebenfalls seine Dame verlor. Zwei Züge später stellte
Yilmaz seinen Turm ein und gab auf.
In den beiden hart geführten, streckenweise spektakulären Vorkämpfen traten die
Nachwuchskämpfer des „Chess Boxing Club Berlin“ im Mittelgewicht gegeneinander
an. Jéronimo Barbin und Jonathan Vonnemann setzten sich im ersten Kampf des
Abends in den Boxrunden teilweise mit offenem Schlagabtausch zu, während
Vonnemann im Schach vorne lag. Die Entscheidung fiel, als Vonnemann mit dem
Schlussgong der sechsten Runde schwer K.O. ging und zur Schachrunde nicht mehr
antreten konnte.
Auch Nils Becker und Valentin Vonnemann (der ältere Bruder von Jonathan) boten
einen packenden Kampf. Becker, dreifacher deutscher Mannschaftsmeister im
Schach, setzte Vonnemann vom Gong an am Schachbrett unter Druck, Vonnemann
wiederum konnte Becker mit harten Kontern im Ring an den Rand einer Niederlage
treiben. Becker hatte Vonnemann mit zunehmender Kampfdauer im Boxen immer
weniger entgegen zu setzen und hämmerte stattdessen Schachzüge auf’s Brett um
den Zeitdruck auf Vonnemann zu erhöhen. In der neunten Runde ging Beckers
Strategie schließlich auf, als Vonnemann durch Zeitablauf verlor.
2011 wird in Berlin die Weltmeisterschaft im Schachboxen ausgefochten. Seit 2008
sind viele Talente in Russland, den USA, England, den Niederlanden und Italien
nachgerückt, die nach nationalen Ausscheidungskämpfen ihre Chance auf den
Weltmeister-Titel wahrnehmen wollen.
Der nächste Schachboxevent ist am 4.Dezember in London.