Im Fokus: Divya Deshmukh (I)

von Thorsten Cmiel
10.03.2025 – Thorsten Cmiel beobachtet sehr aufmerksam die jungen Talente im Schach. Während des Prager Schachfestivals hat er besonders aufmerksam verfolgt, wie Divya Deshmukh, Juniorenweltmeisterin von 2024, gespielt hat.

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Der folgende Beitrag erschien zuerst in drei Teilen während des Prager Schachfestivals auf Thorsten Cmiels Schachblog Chessecosystems.

Teil 1: Divya Deshmukh in Prag herausgefordert

Teil 2: Divya in Prag

Teil 3: Mit Kantersieg am Ende. Divya in Prag

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.

Wir haben den Gesamtbeitrag hier in Bezug auf Bilder etwas gekürzt und in zwei Teile aufgeteilt.


Vor einem Jahr gewann Divya Deshmukh (19) die Weltmeisterschaft der Juniorinnen. Inzwischen verfolgt die Inderin neue Ziele. Sie will den Großmeistertitel und spielt im Prager Schachfestival und nicht bei der zeitgleich stattfindenden Juniorinnenweltmeisterschaft in Petrovac mit.

Die Inderin war schon zweimal nah dran an der Norm. In Wijk aan Zee beim Challengers lief es zu Beginn des Jahres allerdings nicht gut und 3.5 aus 13 waren eine ziemliche Dusche. Auf der anderen Seite sind es solche Turniere an denen Spieler wachsen können. Jetzt erhält Divya eine erneute Chance sich in einem gemischten Feld zu beweisen. Die Challenger-Turniere erweisen sich mit ihrem Spielermix aus Erfahrung und Herausforderern oft als viel interessanter als die Meisterturniere. So ist es auch in Prag, wobei den jüngeren Spielern entgegen kommen dürfte, dass die Strecke diesmal nur neun Runden beträgt. Divya ist die einzige weibliche Teilnehmerin im Feld.

Runde 1: GM Ivan Salgado Lopez (Spanien)

In der Partie gegen den erfahrenen Großmeister Ivan Salgado konnte die Inderin lange Zeit gut mithalten.

Ivan Salgado | Foto: Petr Vrabec

Später zeigte Divya im Endspiel einige Unsicherheiten bei der Frage welche Figuren sie vom Brett nehmen sollte. Sie vermied in zwei Situationen den Tausch des letzten Turmpaares und später war es ausgerechnet die Qualität der Turmaufstellung, welche die Entscheidung für den Spanier brachte. Schade.

Foto: Petr Vrabec

Runde 2: IM Richard Stalmach (Tschechien)

Eine starke Partie der Inderin, die wie Vaishali beispielsweise ebenfalls mit den weißen Steinen bekanntlich viel besser ist als mit den schwarzen Steinen. Hier mag es auch am Gegner gelegen haben. Jedenfalls kann Divya den Score sofort ausgleichen.

Die endgültige Entscheidung fiel erst in diesem Moment. Divya hatte zunächst kompromisslos angegriffen, aber dann nicht den Ausknippser gefunden und ihre Gewinnstellung war nach drei ungenauen Zügen nur noch weißer Vorteil. Hier war jetzt ihr Gegner dran und entschied sich nach drei Sekunden für den falschen Zug.

Runde 3: Nodirbek Yakuboev (Usbekistan)

Foto: Petr Vrabec

Schon in Wijk hatte Divya in der ersten Runde gegen den Usbeken gespielt und verloren. In Wijk hatte es später Aufregung gegeben, weil der Usbeke den Frauen im Feld den Handschlag verweigerte diesmal ging er souveräner mit der Situation um. Divya erhielt zudem eine Plakette für die Partie des Tages am Vortag.

Die Entscheidung über den Ausgang dieser Partie fiel bereits nach 18 Zügen und 69 Sekunden. Schwarz konnte auf e5 die Springer tauschen und musste dann den Damentausch auf a5 anbieten. Viel spannender war es hier jedoch den eigenen Turm nach c7 zu ziehen, wonach Weiß eine Qualität (Leichtfigur für einen Turm) für einen Bauern kassieren konnte nach dem Springerzug nach g4. Divya entschied sich für den Turmzug nach e7 und dauerhaft geschwächte Bauern am Damenflügel. Diesen strukturellen Nachteil konnte sie später nicht mehr kompensieren.

Runde 4: Ma Qun (China)

Über den 33-jährigen chinesischen Großmeister Ma Qun ist in Europa wenig bekannt, da er im Schatten der Topspieler in China steht und eher selten spielt. Sein bisheriger Höhepunkt mit Turniererfolgen in Europa liegt schon etwa zehn Jahre zurück. Großmeister wurde Ma 2013. Die Partie aus der vierten Runde war eine Berliner Mauer und im Verlauf nicht sehr dramatisch. Nicht einmal aus dem Maschinenraum gab es leiseste Kritik. Der 34-jährige Großmeister zeigt Respekt und versucht gar nicht erst etwas zu erreichen in dieser Partie. Die Inderin hatte in den aktuellsten Datenbanken nur eine Partie gegen das schwarze System gespielt.

Runde 5: Marc‘ Andria Maurizzi (Frankreich)

Mit Marc‘ Andria Maurizzi (2007) ist der Juniorenweltmeister 2023 am Start. Maurizzi hatte kurz vor dem Turnier in Prag ein Großmeisterturnier in Djerba gewonnen und dabei eine Turnierleistung von 2898 Elopunkten erzielt. In Prag lief es zunächst nicht sehr gut für den inzwischen für Frankreich spielenden Großmeister. In der fünften Runde spielte er mit zwei Punkten gegen Divya.

Die folgende Partie betrachten wir zum Zwecke der eingehenden Analyse in drei Teilen. So ist eine lange Partien oft leichter verdaulich. Es ist nicht eine exakte Aufteilung in Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel, kommt dieser Einteilung in der betrachteten Partie aber durchaus nahe. Diese Analysetechnik hilft in jedem Fall etwas genauer hinzuschauen und kann als Ergänzung für das eigene computergestützte Training empfohlen werden.

Für dieses Turnier hat sich Divya offensichtlich für die Tarrasch-Verteidigung entschieden. Man muss dann damit rechnen mit einem isolierten Damenbauern (IQP = Isolated Queens Pawn) zu spielen. So kam es in der ersten Runde gegen Ivan Salgado und in der dritten Runde gegen Nodirbek Yakuboev. In beiden Partien lagen ihre Niederlagen nicht an der Eröffnungswahl. Auch diesmal überstand die Inderin die Eröffnungsphase mit einer ausgeglichenen Stellung. Aber der entstandene Stellungstypus ist keinesfalls einfach zu spielen und das könnte ein grundsätzlicher Nachteil dieser Spielweise sein. Der spielstärkere Spieler kann in der Regel diesen Stellungstyp sehr lange weiter kneten.

Zweiter Teil folgt in Kürze.

Offizielle Turnierseite...


Thorsten Cmiel ist Fide-Meister lebt in Köln und Milano und arbeitet als freier Finanzjournalist.
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