Im Gespräch mit Christian Zickelbein

von André Schulz
12.07.2023 – Christian Zickelbein ist der große Mann des Hamburger Schachs, der als Schachlehrer und Macher an vielen Vorgängen im Hamburger Schach, aber auch auf Bundesebene beteiligt war. Unter seiner Führung wurde der ehrwürdige Hamburger SK von 1830 zu einem der erfolgreichsten und größten Schachvereine in Deutschland. Im Interview lässt Christian Zickelbein seine persönliche Schachgeschichte Revue passieren.

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Christian Zickelbein feierte im Juni seinen 86. Geburtstag. Der langjährige Vorsitzende des Hamburger Schachklubs war als Zwölfjähriger aus seinem Heimatdorf in Brandenburg nach Hamburg gekommen und brachte nicht nur nur seine Schachkenntnisse mit in die Hansestadt, sondern auch eine gehörige Portion missionarischen Eifer. In seinem Dorf war er zunächst das einzige Kind, das Schach spielte und musste erst den anderen Kindern Schach beibringen, um überhaupt Gegner zu finden. So wurde Christian Zickelbein zum Schachlehrer. Dieser Aufgabe nahm er sich auch an seinem Gymnasium in Hamburg an, als Schüler, und nach seinem Studium auch als Lehrer.

Sein Heimatverein wurde der Hamburger SK, der nach dem Krieg als kleiner Klub mit nur wenigen Mitgliedern so wie viele andere Klubs auch seinen Klubabend in Gaststätten durchführte. Als Sport war Schach noch lange nicht anerkannt.

Mit befreundeten Lehrern gründet Christian Zickelbein in den 1950er Jahren den Hamburger Schachjugendbund, um das Schach auch im Hamburger Jugendsportbund zu organisieren. Die Jugend war hier Vorreiter für die Aufnahme des Hamburger Schachbundes in den Hamburger Sportbund. In den 1970er Jahren wurde nach Hamburger Vorbild die Deutsche Schachjugend gegründet. Wieder war Christian Zickelbein maßgeblich beteiligt.

Christian Zickelbein übernahm auch Aufgaben im Hamburger Schachclub und wurde schließlich sein langjähriger Vorsitzender. In seine Zeit fällt die Trennung vom Hamburger SV, in dem der Hamburger SK eine Zeitlang eine untergebracht war. Auch ohne das Geld aus dem Hamburger SV gelang es eine spielstarke Bundesliga-Mannschaft zu formen und zu unterhalten. Auch hier gab es von Anfang an ein "Hamburger Modell": Einige Profis spielten zusammen mit Hamburger oder norddeutschen Talenten zusammen in der Mannschaft. Vermutlich hat kein anderer Schachverein in Deutschland so viele Großmeister hervorgebracht wie der Hamburger SK.

Im Interview mit André Schulz durchstreift Christian Zickelbein eloquent etwa 75 Jahre Schachgeschichte, nicht nur in Hamburg. Christian Zickelbein war immer sehr nah auch an den Geschehnissen auf regionaler oder Bundesebene dran. So war er beispielsweise die treibende Kraft bei der Ausgliederung der Schachbundesliga, die sich als selbstständiger Verein im Deutschen Schachbund um eine bessere Vermarktung und Professionalisierung kümmern wollte.

Der Hamburger SK von 1830 pflegt als zweitältester noch bestehender Deutscher Schachklub und als zweitältester Hamburger Sportverein seine Geschichte, auch kritisch, mit Gedenkveranstaltungen zu den verfolgten jüdischen Schachspielern in der Nazizeit. Unter der Führung von Christian Zickelbein gelang es, ein eigenes Klubhaus zu bauen und mit fast 800 Mitgliedern einer der größten Schach-Vereine Deutschlands zu werden. 

Auch mit 86 Jahren ist Christian Zickelbein geistig sehr jung geblieben, hellwach, mit einem famosen Gedächtnis und weiterhin großem Interesse an allem, was in der Schachwelt passiert.

Videotechnik und Schnitt: Arne Kähler

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.