Shipov gewinnt in
Tromsø
Von Misha Savinov

Die Turnier entscheidende Partie: Carlsen gegen Shipov

Magnus weiß, dass es nicht gut für ihn läuft
Nachdem Shipov Magnus Carlsen in Runde Sieben geschlagen
hatte, bekam er in der nächsten Runde einen weiteren jungen Norweger zugelost -
Johanessen. Das remis zwischen den beiden erlaubte es Carlsen durch einen Sieg
über Gullaksen um einen halben Punkt näher an die Spitze heran zu rücken. Die
dramatischsten Partien des Tages waren indes
Krasenkow-Akesson und Rozentalis-Lie. Beide
osteuropäischen Großmeister hatten klare Gewinnmöglichkeiten, doch...
Krasenkow begann großartig und überspielte
seinen schwedischen Gegner mit Leichtigkeit. In überlegener Stellung versäumte
er es dann aber, den entscheidenden Schlag zu führen. Nach einigen weiteren
verpassten Gewinnzügen, entschloss sich Michal seinen König ins gegnerische
Lager zu bringen.

Krasenkow-Akesson war eine dramatische, nein traumatische Begegnung
Mit einem einzigen ruhigen Damenzug hätte
Akesson das Blatt völlig wenden können, begnügte sich aber in Zeitnot mit einem
Remis.

Ralf Akesson überlegt
Rozentalis-Lie
verlief ruhiger. Aufgrund seines positionellen Übergewichts entschied sich
Rozentalis die Ereignisse an einem bestimmten Punkt zu forcieren, was sich als
falsch erwies. Schwarz fand eine adäquate Verteidigung. Mit einigen subtilen
Zügen am Damenflügel hätte Weiß stattdessen mehr erreicht.

Rozentalis in der Analyse mit
Lie
Da Krasenkow und Rozentalis in Runde 8 es
nicht geschafft hatte, ihre Partien zu gewinnen, wurden sie in Runde 9 mit der
denkbar schwersten Paarung bestraft: Sie mussten gegeneinander spielen. Shipov
bekam Schwarz gegen Lie und Magnus musste gegen einen anderen Teenager im
Turnier antreten: Jon Ludwig Hammer. Akesson bekam
Weiß gegen Dworakowska.
Die letzte Runde begann schon um 10 Uhr,
drei Stunden früher als sonst. Nach einer Stunde endete die Partie zwischen
Krasenkow und Rozentalis
remis, was beiden ein Ende in der Preisgruppe bescherte, auch wenn der Preis
geringer als erwartet ausgefallen war.
Eduardas Rozentalis
musste Norwegen wegen eines anderen Turniers in Greichenland schon am Nachmittag
verlassen. Zuvor hatte er mir erzählt, wie sehr er das Turnier genossen hatte
und das auch sein eher bescheidenes Ergebnis dem keinen Abbruch getan hätte.
Wenn das Turnier demnäschte noch einmal ausgetragen werden würde, wäre Eduards
gerne wieder dabei.
Magnus Carlssen erreichte gegen Hammer
erwartungsgemäß schnell einen Gewinnvorteil.

Hammer wurde Carlsenized

Magnus kommt gut durch die Partie
Auch Shipov war schon auf dem Weg zum Sieg
gegen Lie. Bei der Vorbereitung hatte Sergey entdeckt, dass Lie immer das
gleiche nur halbseriöse Gambit gegen Französisch spielt.
Kjeti schaffte es schließlich doch einen gefährlichen Angriff zu
entwickeln, aber da befanden sich die Spieler schon in der Analyse.

Analyse Shipov-Johanessen, mit
Joanna Dwprakowska
n der Partie hatte Shipov zuvor keine Mühe
gehabt, den Materialvorteil zum Gewinn zu führen. Damit holte er sich den
ungeteilten ersten Platz.

Shipov gewinnt

Rollentausch
War das eine Überraschung? Einer der
norwegischen Spieler fragte mich nach dem Turnier, ob Shipov unterbewertet sei.
Tatsächlich sagt seine Elozahl nicht viel aus, da er kaum spielt. Sein letztes
Turnier liegt über ein Jahr zurück.
Natürlich hatten die Norweger erwartet, dass
ihr Star das Turnier beherrschen würde. Aber Magnus' zweiter Platz ist ja
keinesfalls eine Enttäuschung. Er spielte stark, übrigens auch im Tischtennis
zwischen den Runden.

Magnus Carlsen beim Tischtennis
Wahrscheinlich ist es sogar gut, dass er das
Turnier nicht gewann. So bleibt ihm genug Motivation sich weiter zu verbessern.
Seine bereits vorhandenen Fähigkeiten kann man am besten in seiner Partie gegen
Johanessen sehen.
Leif Erlend Johanessen
wurde Dritter und verlor nur gegen Carlsen eine
Partie. Der vierte Platz ging sensationellerweise an den Lokalmatador aus
Tromsø, den 2215-Spieler Gunnar Johnsen, der das Glück
hatte, gegen keinen der GMs spielen zu müssen und der in der letzten Runde
Lars Andreassen (2141)
schlug. Johnson entschuldigte sich auf der Schlussfeier bei den höher gewerteten
Spielern für diesen Umstand. So ist das eben manchmal bei
Schweizer-System-Turnieren.

Evgenia Shipova

Benjamin Arvola, 1541 (unterbewerte!) spielte
sogar an den Topbrettern
Ralf Akesson
war sicher der Pechvogel des Turniers. Nicht nur, dass er
das versteckte Matt gegen Krasenkow übersah, in Runde neun versäumte er dann
noch einen klaren Gewinnweg gegen Dworakowska.
Die Partie endete remis., wodurch die polnischen Großmeisterin noch in die
Preisränge kam, während Akesson aus den Preisrängen fiel.

Alle Sieger bei der Preisverleihung

Bilder vom Jugendschachlager

Nach der Preisverleihung unternahmen die
Shipovs, Dworakowska, Krasenkow noch eine Exkursion
auf den 450 Meter hohen Berg am Stadtrand (OK, mit der Seilbahn, was macht das
für schon für einen Unterschied und erfreuten sich einer fantastischen Aussicht.
Ich zeige hier die Bilder und lade alle für nächstes Jahr ein, selbst nach
Tromsø zu kommen.

Posieren für die Tageszeitung

Hat sich völlig verirrt, dieser Musiker. Immerhin hat er eine ständige
Zuhörerin,
die sich das Lied von dem Condor anhört.

Warten auf die Seilbahn

Es geht aufwärts

Blick auf den Fjord und einen der berühmten Postdampfer der Hurtig Ruten

Auf dem Gipfel.

romsø von oben

Ja, es ist Schnee, dort links

Jim Jarmuschs Dead Man lässt grüßen
Endstand:
1. Shipov, Sergei g RUS 2576 7.5
2. Carlsen, Magnus g NOR 2646 7.0
3. Johannessen, Leif Erlend g NOR 2559 7.0
4. Johnsen, Gunnar NOR 2215 6.5;
5. Krasenkow, Michal g POL 2650 6.0
6. Rozentalis, Eduardas g LTU 2596 6.0
7. Lie, Kjetil A g NOR 2493 6.0
8. Gullaksen, Eirik m NOR 2380 6.0
9. Dworakowska, Joanna m POL 2364 6.0
10. Akesson, Ralf g SWE 2472 6.0
11. Pettersson, Tobias SWE 2071 6.0
12. Soraas, Torben NOR 2115 6.0;
62 Spieler
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