ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Viktor Bologan hat sich erst relativ spät dem Nimzoinder zugewandt. Davon merkt man auf der DVD allerdings nichts. Man hat den Eindruck, als würde er diese Eröffnung schon seit seiner Jugend spielen. Er empfiehlt diese Verteidigung für Spieler aller Spielstärken, da sie gleichzeitig komplex und einfach ist. Das bedeutet, dass die Grundideen und Grundmotive von jedem erlernt werden können. Bologan gibt sich selbst dabei die Vorgabe die in einer praktischen Partie besten Varianten anzugeben. Auch starken Spielern ist diese DVD zu empfehlen, da Bologan den Nimzoinder nicht nur grundsätzlich erklärt, sondern sich auch ausführlich sämtlichen Varianten widmet, die in der Praxis relevant sind. Dabei verfolgt er die einzelnen Varianten stets so lange bis Schwarz etwa Ausgleich und bequemes Spiel hat. Hier zeigt er die jeweils wichtigen Mittelspielideen auf. Insgesamt gelingt es Bologan sehr viel qualitativ hochwertiges Material in die begrenzte Spielzeit einer DVD zu packen, ohne in seinen Kommentaren zu knapp zu werden (am Ende jedes Kapitels kann ich jedoch das nochmalige unkommentierte Durchgehen der Varianten empfehlen, um den eigenen Lernfortschritt zu kontrollieren). Trotz dieser Fülle an Material empfiehlt er weiterführend die Partien bestimmter Nimzoindisch-Spezialisten. Hier nennt er Exweltmeister Karpow, Leko, den Vize-Weltmeister von 2004, und Adams, der seit dem Kandidatenturnier 1994 zur Weltspitze zählt und von 2000 bis 2002 den vierten Platz der Weltrangliste innehatte.
Nun konkreter zum Inhalt der DVD. Nach einem kurzen Einführungsvideo, in dem Bologan sein weiteres Vorgehen erklärt, präsentiert er den Nimzoinder in 18 Kapiteln, die in der Regel jeweils rund eine Viertelstunde dauern. Bologan widmet nach den Eingangszügen 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 jeweils ein Kapitel den Zügen 4.f3, 4.a3, 4.Lg5, 4.g3 und 4.Sf3. Hier arbeitet er die Unterschiede zwischen den Varianten genau heraus und erklärt auch taktische Fallstricke. Soweit es sich anbietet gibt er für das Mittelspiel verschiedene Aufbaumöglichkeiten an, um sowohl für scharfes wie auch ruhiges positionelles Spiel eine Grundlage zu schaffen. Teilweise gibt er auch Varianten an, mit denen Schwarz ein bequemes Remis bekommen kann. Prinzipiell ist sein Ziel jedoch Stellungen zu erreichen, in denen Schwarz gute Chancen hat auf Gewinn zu spielen.
Sein Hauptaugenmerk legt er auf die Züge 4.e3 und 4.Dc2, die in der Praxis auch die mit Abstand größte Rolle spielen. In 6 (4.e3) bzw. 7 Kapiteln (4.Dc2) dringt er hier tief in die Geheimnisse der Eröffnung ein. Er macht dabei aber nicht nur seine Varianten plausibel, sondern zeigt auch grundlegende Muster dieser Eröffnung auf, beispielsweise dass Schwarz einen weißen Bauernvorstoß nach f4 meist sehr gut mit f7-f5 beantworten kann. Es dreht sich in seinen Erläuterungen, die er am Ende einzelner Kapitel in einem kurzen Fazit komprimiert wiederholt, sehr viel um Bauernhebel und die Bauernstruktur. Er erläutert auch typische Figurenmanöver, die er eindrücklich präsentiert. Persönlich habe ich wohl vor allem von seinen Springermanövern profitiert, die im ersten Moment vielleicht nicht als Kandidatenzüge ins Auge fallen, aber nach einer tiefergehenden Betrachtung ihren Sinn offenbaren.
Vielleicht mag der ein oder andere Schachfreund einen kurzen Blick auf die Nebenvarianten 4.Ld2 und 4.Qb3 (mit 3.600 bzw 1.300 Partien in der aktuellen Mega Database 2015 vertreten) vermissen. Hier ist es allerdings wie so oft mit seltenen Nebenvarianten. Wenn man die Grundideen einer Eröffnung verstanden hat, kann man sich auch in solchen Nebenvarianten gut zurechtfinden. Schwarz sollte mit normalem Spiel hier nicht nur einfach ausgleichen können, sondern auch schneller als sonst um eigene Initiative spielen können. Eine eigene Besprechung scheint mir deshalb überflüssig. Wer sich trotzdem damit beschäftigen möchte, findet eine gute Grundlage dazu in den Partien der database.
Insgesamt bietet die DVD genug Stoff, um sowohl den Hobbyspieler als auch den Meister voranzubringen. Man lernt nicht nur eine Eröffnung (was an sich auch schon eine große Herausforderung ist), sondern entdeckt mitunter auch einige neue Ideen für das Mittelspiel und schafft es, festgefahrene Denkschablonen aufzubrechen. Man wird insgesamt ein besserer Schachspieler, wovon man in jeder Schachpartie profitieren kann.
Vielleicht noch ein kurzes Wort zu Viktor Bologans Präsentationsstil. Wer beispielsweise Daniel King gewöhnt ist, wird sich womöglich in der ein oder anderen Situation ein wenig fließenderes Englisch wünschen. Da der Inhalt der DVD sehr dicht dargestellt wird, ist dies jedoch nicht zwangsläufig von Nachteil. Witze oder Anekdoten sucht man bei Bologan vergebens; er blickt eher ein klein wenig grimmig in die Kamera. Durch seinen sachlich-distanzierten Stil unterstützt er dabei aber auch den Zuschauer, sich auf die Varianten zu konzentrieren.
Die Zielgruppe für die DVD sehe ich recht groß. Am meisten Nutzen hat wahrscheinlich der ambitionierte Vereinsspieler, der auch mit Schwarz nach Möglichkeiten sucht auf Gewinn zu spielen ohne zu zweifelhaften Varianten zu greifen. Wenn es ihm dabei auch noch angenehm ist gerne auch mit Schwarz einen leichten Entwicklungsvorsprung zu haben, aber dafür unter Umständen das Läuferpaar aufzugeben, dann ist er hier garantiert an der richtigen Adresse.
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