In Erinnerung an Bukhuti Gurgenidze

von André Schulz
13.11.2018 – In den 1950er und 1960 er Jahren war Bukhuti Gurgenidze der beste Spieler Georgiens. Er war ein überaus geistreicher Spieler und als Trainer mitverantwortlich für den Boom im georgischen Frauenschach. Heute vor 85 Jahren wurde er geboren. | Fotos: dspace.nplg.gov.ge, Titelfoto: Gurgenidze mit Lpujan

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Wenn gleich mehrer Eröffnungen und Varianten nach einem Spieler benannt sind, dann muss dieser ein sehr kreativer Kopf gewesen sein. Und das war Bukhuti Gurgenidze ganz ohne Zweifel.

Im Urteil von Michael Tal:

"Der georgische Meister Bukhuti Gurgenidze war lange Zeit der beste Spieler seines Landes. In seinen Partien - und das war eine feste Regel - überwogen die kreativen Aspekte über die praktischen Gesichtspunkte. Wie auch immer sein Turnierergebnis am Ende ausfiel, stets spielte er eine Anzahl hochinteressanter Partien im Turnier und in praktisch jedem Turnier probierte er ein paar dubiose, bisweilen paradoxe Ideen aus, und das mit einigem Erfolg." (Mikhail Tal, Life and Games of Mikhail Tal, S. 382).

Tal gegen Gurgenidze, Baku, 11. Dezember 1961. Die 16 Runde der 28. UdSSR Meisterschaft 

 

 

 

 

 

Zu den Eröffnungen und Varianten, die nach diesem geistreichen Spieler benannt sind, gehören die Gurgenidze-Variante in der Modernen Verteidigung (kann auch aus der Caro-Kann-Verteidigung entstehen)

1.e4 g6 2.d4 Lg7 3.Sc3 c6 4.f4 d5 5.e5 h5

 

 

 

 

Die Gurgenidze-Variante in der Caro-Kann-Verteidigung

1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 b5

 

Die Gurgenidze-Variante in einem Abspiel des Rossolimo-Sizilianers

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 g6 4.0-0 Lg7 5.Te1 e5 6.b4

 

und nicht zuletzt die Gurgenidze-Variante im Beschleunigten Drachen

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 5.c4 Sf6 6.Sc3 d6 7.Le2 Sxd4 Dxd4 8.Lg7

 

Bukhuti Gurgenidze wurde heute vor 85 Jahren, am 13. November 1933 in Surami geboren, einem kleinen Städtchen in der Mitte Georgiens. In den russisch-türkischen Kriegen im 18. Jahrhundert bauten die Russen hier eine Festung. Später wurde die Siedlung zu einem Luftkurort.

Über Gurgenidzes Leben und wie er zum Schach kam, ist außerhalb Georgiens nicht viel bekannt. Seine ersten überlieferten Partien in der Mega Datenbank stammen aus dem Jahr 1951, gespielt in Tiflis, als 18-Jähriger. Klar ist, dass er über lange Zeit der stärkste Spieler des Landes war. Über die Anzahl seiner Landesmeisterschaften in der Sowjetischen Georgischen Republik gibt es in unterschiedlichen Quellen unterschiedliche Angaben. Wahrscheinlich hat er 12 Meisterschaften gewonnen. Sicher sind die Titelgewinne in den Jahren: 1955, 1958, 1959, 1960, 1961, 1962, 1963, 1964, 1965, 1968, 1970, 1973.

Gurgenidze gegen Petrosian, vermutlich 3. UdSSR Spartakiade, August 1963

Neunmal erreichte Gurgenidze das Finalturnier der UdSSR-Meisterschaften. 1957 und 1958 gewann Gurgenidze die mit dem sowjetischen Team die Mannschafts-Studentenweltmeisterschaften. Zu seinen größten Turniererfolgen gehört der geteilte 1. Platz, zusammen mit Michail Tal, beim Turnier in Tflis 1969/70 und ein erster Platz in Olomouc 1976. Im Laufe seiner Karriere konnte er unter anderem Siegen gegen Spieler wie Boris Spassky, Tigran Petrosian, Michail Tal, David Bronstein, Lev Polugaevsky, Paul Keres, Mark Tajmanov Taimanov, Efim Geller, Yuri Averbakh und Ratmir Kholmov feiern. Im Jahr 1966 verlieh die FIDE Gurgenidze den Title eines Internationalen Meisters, 1970 wurde er Großmeister. Bukhuti Gurgenidze war kein Profi oder Staatsamateur, sondern arbeitete hauptberuflich als Geologe.

Nach seiner aktiven Karriere betätigte sich Gurgenidze als Schachtrainer und war mit seiner Arbeit maßgeblich an den Erfolgen des georgischen Frauenschachs beteiligt. Zu seinen Schülerinnen gehörten neben anderen die Weltmeisterinnen Nona Gaprindashvilii und  Maya Chiburdanidze und die Vizeweltmeisterinnen Nana Ioseliani und Nana Alexandria. Vom Sowjetischen Schachverband erhielt er die Auszeichnung "Verdienter Trainer der UdSSR". In den 1990er Jahren übernahm Gurgenidze als Vizepräsident Aufgaben im georgischen Schachverband. 

 

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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