In Gedenken an Fenny Heemskerk zum 100sten Geburtstag

von André Schulz
03.12.2019 – Den Namen von Fenny Heemskerk werden vermutlich nur noch wenige historisch gut informierte Schachfreunde kennen. Doch das ist ungerecht. Fenny Heemskerk war nämlich über Jahrzehnte die beste niederländische Schachspielerin und gehörte zudem zur Weltspitze im Frauenschach. Fast wäre sie 1952 Herausforderin der Weltmeisterin geworden. | Fotos: Dutch National Archive

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Fenny Heemskerks Geburtstag jährt sich heute zum 100sten Mal. Die meisten Schachfreunde werden ihren Namen heute nicht mehr kennen, doch Fenny Heemskerk war in ihrer Zeit eine der weltbesten Schachspielerinnen, ohne dass sie jemals eine systematisches Training gehabt hätte. Wie bei vielen Schachspielern, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts zwischen 20 und 30 Jahre alt waren, verhinderte der Krieg auch bei ihr eine größere Karriere. 

Fenny Heemskerk wurde am 3. Dezember 1919 in Amsterdam geboren. Ihre Eltern waren Kaufleute und führten einen Blumenladen. Der Vater war ein begeisterter Schachspieler und auch Billardspieler. Auch die Mutter spielte Turnierschach. Fenny Heemskerk war ein Einzelkind und lernte von ihren Eltern ebenfalls das Schachspiel.

1935 wurden die ganzen Niederlande vom Schachvirus befallen, als Max Euwe gegen Alexander Aljechin um die Weltmeisterschaft spielte und diese sogar gewann. Auch Fenny Heemskerk begeisterte sich nun für das Schachspiel. 1936 nahm sie  zusammen mit ihrer Mutter an den Niederländischen Einzelmeisterschaften der Frauen teil und wurde auf Anhieb Zweite. 1937 gewann sie die Meisterschaften, mit erst 17 Jahren, indem sie die bis dato beste Spielerin der Niederlande Catharine Roodzant besiegte.

1940 heiratete Fenny Heemskerk Wim Komen, ebenfalls ein Schachspieler, und zog mit ihm nach Ammersfort. Wim Konen arbeitetet dort in einer Bank. Im selben Jahr wurde die einzige Tochter geboren. Die Ehe wurde jedoch schon nach vier Jahren geschieden und Heemskerk war auf sich allein gestellt. Um den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter zu verdienen, arbeitete Fenny Heemskerk nun am Stand ihrer Eltern als Marktfrau, zog über die Wochenmärkte in den großen neiderländischen Städten und verkaufte Nähutensilien, Stoffe und Vorhänge.

Wann immer es ihr möglich war, nahm sie, auf eigene Kosten, an Schachturnieren teil und war dort trotz mangelnden Trainings erfolgreich. Im Laufe ihrer aktiven Zeit konnte sie dabei zehnmal die Niederländischen Meisterschaften der Frauen gewinnen: 1937, 1939, 1946, 1948, 1950, 1952, 1954, 1956, 1958 und 1961.

1949/50 wurde Heemskerk aufgrund ihrer Erfolge zur ersten Weltmeisterschaft der Frauen nach Moskau eingeladen. Die Weltmeisterschaft wurde als Turnier ausgerichtet. Heemskerk reiste alleine nach Moskau und belegte dort ohne Unterstützung den achten Platz. Nach diesem Erfolg wurde in den Niederlanden ein Hilfsfonds für Heemskerk eingerichtet, der immerhin so viel Geld einbrachte, dass sie sich für die nächste Weltmeisterschaft einen Sekundanten leisten konnte. 

Fenny Heemskerk qualifizierte sich 1952 auch für das Kandidatenturnier, ebenfalls in Moskau durchgeführt, und wurde dort nun von Lodewijk Prins als Sekundant unterstützt. Dieser erwies sich als ausgesprochen hilfreich. Heemskerk lag im Turnier ganz ausgezeichnet im Rennen und hatte drei der russischen Top-Favoritinnen besiegt, darunter auch die spätere Siegerin Bykova, und gute Aussichten auf den Turniersieg. Mit diesem wäre sie eine ernsthafte Herausforderin der Weltmeisterin Ljudmila Rudenko geworden. Sie wurde jedoch während des Turniers krank, musste dann innerhalb kürzester Zeit mehrere Partien nachholen und belegte am Ende den zweiten Platz hinter Elisabetha Bykova. 

 

Nach 1952 konnte sich Heemskerk nicht mehr für den WM-Zyklus qualifizieren, blieb aber noch lange Jahre die beste Spielerin der Niederlande. Außerdem setzte sie sich für die Gleichbehandlung der Frauen im Schach ein. Fenny Heemskerk reichte ihre Schachbegeisterung an ihrer Tochter weiter, die ebenfalls Fenny hieß, und nahm mit ihr gemeinsam an Niederländischen Meisterschaften teil. 

Fenny Heemskerk mit Tochter

Fenny Heemskerk hatte lange Zeit mit psychischen Problemen zu kämpfen. Schon Ende der 1950er Jahre wurden Anzeichen eine manischen Depression festgestellt. Sie musste psychiatrisch behandelt werden und regelmäßig Medikamente nehmen.

Ihre Tätigkeit als Marktfrau hatte sie aufgegeben und sie gab nun Schachunterricht an der Volkshochschule und an regulären Schulen.

1977 ernannte der Weltschachbund Fenny Heemskerk zur Internationalen Meisterin der Frauen (WIM). 1985 erhielt sie für ihre Verdienste den Orden von Oranien Nassau.

Fenny Heemskerk starb am 8. Juni 2007, 87 Jahre alt, in einem Pflegeheim in Amersfoort.

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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