Chess Classic Mainz – Ende einer Ära
Kosten-/Nutzen-Relation erfordert für Mainz eine klare Entscheidung

Ein Jahrzehnt voller Engagement und Leidenschaft fürs internationale
Schnellschach kann in Mainz nicht fortgesetzt werden. Eine glänzende Dekade von
2001 bis 2010 mit bahnbrechenden Innovationen in der Turnierorganisation für
Welt- und Regionalklasse und das „Mainzer System“ Chess960, realisiert nach den
Ideen des amerikanischen Weltmeister Robert James „Bobby“ Fischer, machten den
Unterschied zu den üblichen klassischen Turnieren. Geschwindigkeit und
Entertainment, Service und Komfort für Zuschauer und Teilnehmer ließen das über
2000 Jahre alte königliche Spiel mit der ebenso alten Stadt Mainz für eine Woche
im Sommer verschmelzen. Angetrieben von der 1994 noch in Frankfurt geborenen
Idee, die kleine Schachwelt mit der großen Gesellschaft zu verbinden, war „die“
Maxime der Gestalter. Das komplexe Spiel durch technische Ressourcen
verständlicher, erlebbarer und genießbarer für Laien zu machen ohne die Experten
und Traditionalisten zu brüskieren wurde konsequent umgesetzt. Von nationaler
und internationaler Seite aus wurde diese jährliche Begegnungsstätte der
Schachspieler als äußerst gelungen und anerkennend bewertet. Die Klarheit und
Zuverlässigkeit der jährlich stattfindenden Weltmeisterschaftskämpfe im
klassischen Schnellschach und des Chess960 inklusive der Open für die
Qualifikation wurden zur liebgewonnenen und hochgeschätzten Kontinuität – die
Organisatoren hatten in viel Groß- und Kleinarbeit eine „Marke“ geschaffen. Das
Chess Classic Ambiente mit Rheingoldhalle, Congress Centrum und Hilton Mainz,
direkt am Rhein gelegen und doch mitten in der Stadt, war ideal und einmalig für
eine Spitzen- und Breitensport Veranstaltung.

Warum denn dann „in drei Teufels Namen“ keine Fortsetzung, werden sich die
Freunde der Chess Classic Mainz fragen? Vielleicht trifft ja die Antwort des
damaligen Weltmeisters Vladimir Kramnik im Jahre 2001 die Wahrheit am ehesten,
nachdem er gerade den scheinbar unbesiegbaren Garry Kasparov in London entthront
hatte. Auf die Frage des Hauptsponsors beim Championsdinner:„Wie wichtig ist
Ihnen die erste und einzige Begegnung mit dem Fide-Weltmeister Viswanathan Anand
aus Indien hier in Mainz: „Nicht so wichtig, es ist ja nur Schnellschach“.
Die Stadt Mainz mit ihrem Oberbürgermeister Jens Beutel und der Chess Tigers
e.V. mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Hans-Walter Schmitt bedanken sich mit
Respekt bei den langjährigen Sponsoren, den Spielern und Zuschauern, den
internationalen Journalisten und den vielen ehrenamtlichen Helfern in den
letzten siebzehn atemberaubend vorbeirauschenden Jahren. Sieben Jahre in
Frankfurt, gefolgt von zehn Jahre in Mainz haben wir voller Inspiration,
Kompetenz, Leidenschaft und Herzblut sehr gerne gestaltet und realisiert. Arthur
Schnitzlers Zitat trifft es am Besten: „Am Ende gilt doch nur, was wir getan und
gelebt – und nicht, was wir ersehnt haben“.
Wir entschuldigen uns bei unserer Chess960-Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk,
dem Chess960-Weltmeister Hikaru Nakamura und seinem Herausforderer Alexander
Grischuk, beim aktuellen GrenkeLeasing-Weltmeister Gata Kamsky, dem 11-maligem
Rekordgewinner Viswanathan Anand und den vielen Freunden der Chess Classic, weil
es im Jahre 2011 keine Titelkämpfe geben wird. Sollte ein „Weißer Ritter“
auftauchen, der der Chess Classic finanziell eine Zukunft geben möchte, weil er
den Gegenwert höher oder wenigstens genauso hoch wie die bisherigen Sponsoren
einschätzt, werden wir, die Chess Tigers bereit sein!
Chess Tigers e.V.
Vorstandsvorsitzender Hans-Walter Schmitt

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Siegerlisten:



