Text: Stefan Löffler Fotos: Regine Hendrich für Spielend
Schlauer
Zurück in den Sommer 2008: Während der damals titellose 14jährige seine Gegner
beim Einladungsturnier in der Kunsthalle Wien studierte und gegen sie um Punkte
kämpfte, am Ende fehlte ein halber zur Großmeisternorm, sahen sich seine Eltern
und Schwestern satt an Juwelen wie der Kaiserresidenz Schönbrunn.
Porträt des Künstlers als junger Mann
Als er 2011 wiederkam, um es im Rahmen des Ersten Wiener Kinderschachfests in
der obersten Etage des Tech Gate mit dem an acht Brettern versammelten österreichischen
Juniorennationalteam aufzunehmen, war die Zeit fürs Sightseeing zu knapp. Dieses
Mal gab es keine Ausrede.
Dass seine Familie zu Recht von Schönbrunn geschwärmt hatte, stellten Anish Giri
und Sopiko Guramischwili gleich beim ersten Abstecher aus ihrem Hotel fest.
Sopiko Guramischwili und Anish Giri
Sehenswertes bietet auch das zeitgenössische Wien. Ein Muss für Architektur- und
Designkenner ist der am Donaukanal gelegene Design Tower, in dem sich neben einem
Hotel das stilwerk Wien befindet.
Dieses Kaufhaus für gehobenes Design stellte für das kurzfristig arrangierte Uhrensimultan
ein gerade noch freies Ladenlokal zur Verfügung. Gespielt wurde auf Stühlen von
Wittmann. Die Bretter standen auf Tischen von Franz Maurer und duekouba. Auf dem
übrigen Mobiliar arbeitet sonst das Team der Vienna Design Week. Als unmittelbar
vor dem Start festgestellt wurde, dass die Lampen über dem ruhigen hinteren Ladenteil
nur Notlicht boten, half Stiletti auf die geforderte Luxstärke.
Acht Bretter mit abwechselnden Farben und 75 Minuten für die ersten 40 Züge waren
angesetzt. Außerdem gab es vorab ein vom Schulschachverein
Spielend
Schlauer organisiertes Kinderturnier samt Schachrätselparcours.
Kinderturnier
Das Kinderturnier gewann Florian Schmidt und den Siegerpokal überreichte natürlich
der bekannte Gast.
Giri war sehr optimistisch vor seinem Wettkampf. Nachdem sein nominell stärkster
Gegner Lukas Handler, der kürzlich als Sieger des Opens in Aschach und in den
letzten Tagen wieder in der österreichischen Bundesliga Eloleistungen über 2600
hinlegte, wegen Krankheit absagte, hoffte er gar auf ein 8:0.
Am Ende war seine Punktzahl ein bisschen besser als beim letzten Wien-Besuch:
Nach 6 aus 9 (Großmeisterturnier 2008) und 6 aus 8 (Uhrensimultan gegen Österreichs
U20-Auswahl 2011) holte er ein 6,5:1,5. Als seine schwierigsten Gegner erwiesen
sich drei vielversprechende junge Österreicher: Bardhyl Uksini, 12, aus Graz übersah
in gleicher Stellung einen Schmäh, der ihn die Dame kostete.
Giri am Brett von Bardhyl Uksini, links neben ihm Florian Mesaros
Doch Florian Mesaros, 13, aus Neusiedl ließ mit Schwarz nichts anbrennen, hatte
im Gegenteil am Ende sogar Chancen auf Vorteil, erzwang aber lieber mit einem
hübschen Qualitätsopfer eine Zugwiederholung.
Und Martin Christian Huber, 14, aus Graz hatte Giri sogar im Schwitzkasten. Aus
dem half nur ein Remisgebot in Zeitnot seines jungen Gegners.
Giri am Brett von Martin Christian Huber
Neben Mesaros und Huber erspielte auch der Wiener Zweitligaspieler Klaus Fritsch
ein gerechtes Remis. An den übrigen Brettern siegte der Favorit.
Partienauswahl mit kurzen Anmerkungen Giris