200.000 Schachdiplomanden
Innenminister Dr. Wolfgang Schäuble überreicht im Berliner Olympiastadion
das 200.000ste Bauerndiplom.
Von André Schulz
Fotos: Benjamin Bartels, André Schulz
Wer eine Aussage darüber treffen möchte, dass seine Betätigung Sport ist,
der liegt mit der Wahl des Berliner Olympiastadions als Ort für eine
Veranstaltung sicher goldrichtig. In diesem Sinne fühlten sich die jungen
Schachsportler, die vergangenen Donnerstag ihre Schachdiplome überreicht
bekamen, hier sicher gut aufgehoben. Nebenbei konnten alle Gäste auch noch
einen historischen Ort besichtigen, der im Laufe seiner Geschichte viel
gesehen hat.
Das Berliner Olympiastadion hätte Platz für mehr Zuschauer geboten, als zur
Überreichung des Diploms tatsächlich anwesend waren
Innenminister Dr. Wolfgang Schäuble überreichte vergangenen Donnerstag
Mittag in seiner Eigenschaft als oberster "Sportchef" im "Executive Club
Block P" im Olympischen Park das 200.000ste Bauerndiplom. Mit seinen
Schachdiplomen wirbt der Deutsche Schachbund für das Schach und vergibt im
Gegenzug für das Bestehen von Schachtests die Urkunden "Bauerndiplom",
"Turmdiplom" und "Königsdiplom". Diese Diplome sind praktisch das
Sportabzeichen für den Kopf.
Grundlage für das Training zu allen drei Diplomen in den Schulen und
Vereinen ist das von Großmeister Dr. Helmut Pfleger geschriebene "offizielle
Lehrbuch des Deutschen Schachbundes zur Erringung der Diplome“, erschienen
im Bassermann Verlag aus der Verlagsgruppe Random House GmbH. Die Co-Autoren
sind Eugen Kurz und Gerd Treppner.
Für den Schulunterricht bietet die
Deutsche Schachjugend als spezielles Lehrmaterial "Das offizielle Lehrbuch
für Grundschulen“ und "Das offizielle Lehrbuch für die 5. und 6. Klasse“,
geschrieben von dem Pädagogen Andreas Hauschild an. Diese beiden Bücher
führen ebenfalls zum Erwerb des Bauerndiploms.
Das Bauerndiplom bestätigt dem Schachschüler, dass er über ordentliche
Grundkenntnisse im Schach verfügt. Die
Erweiterung dieser Grundkenntnisse werden im Turmdiplom bezeugt. Und wer das
Königsdiplom erworben hat, kann bereits auf besondere Kenntnisse in
Eröffnung, Taktik, Strategie und Endspiel blicken. Die notwendigen Übungen,
die dem Erwerb des Trainings vorangehen, nehmen dabei durchaus einige Zeit
in Anspruch: für Bauern- und Turmdiplom je ein halbes Jahr. Für das
Königsdiplom veranschlagt der DSB ein Jahr. Im Laufe des Zeit wurden vom DSB
bisher 200.000 Bauerndiplome vergeben, 100.000 Turmdiplome und 55.000
Königsdiplome.
Insgesamt zehn Schachdiplomanden aus der
Grundschule Stadtilm, der Emil Petri Grundschule Arnstadt
(beide Thüringen) und der Grundschule Schulzendorf (Brandenburg) hatte der
Schachbund nach Berlin ins Olympiastadion zur feierlichen Übergabe der
Diplome eingeladen. Jeder der Schüler erhielt sein Bauerndiplom aus der Hand
des Innenminister persönlich. Der Empfänger des Jubiläumsdiploms, des
200.000sten, wurde unter den Schülern ausgelost. Am Ende war Daniel Schmidt
(9) aus Stadtilm der Glückliche.
v.li.: Gudrun Scholz (Schachbund), die seit über zehn Jahren die
Diplomvergabe beaufsichtigt,
Dr. Wolfgang Schäuble, Louisa Nitsche (Schachbund), Jörg Schulz (Deutsche
Schachjugend)
und Michael Lang (GCI Berlin). rechts vorne: Jubiläumsdiplomand Daniel
Schmidt
Daniel Schmidt präsentiert sein Diplom. Der Innenminister musste ihn
festhalten, damit er nicht gleich wieder weg läuft.
Wolfgang Schäuble zeigte sich ausgesprochen gut gelaunt und es schien so,
als ob ihm diese Verleihung besonderen Spaß gemacht hätte.
Wolfgang Schäuble bei einem Termin, der Spaß macht
Tatsächlich ist der Innenminister selbst ein sehr ordentlicher Spieler
und führt damit die Tradition seines Vorgängers in diesem Amt fort. Bei
seiner bisher leider nur einmaligen Teilnahme am Politikerturnier in Berlin
hatte er sich erfolgreich als schneidiger Angriffsspieler präsentiert.
In seiner Ansprache hob Dr. Schäuble noch einmal darauf ab, dass Schach
selbstverständlich Sport ist und freute sich aus aktuellem Anlass und kurz
vor einem Termin mit Radsportlern in Köln, dass Schach in Bezug auf Doping
zudem ein so sauberer Sport ist.
Die Spitze des Deutschen Schachbundes war in Berlin vollständig
vertreten. Der Innenminister wird dabei keine Probleme gehabt haben sich an
den Namen des neuen DSB-Präsidenten Weizsäcker zu gewöhnen. Neben Prof.
Robert von Weizsäcker waren u.a. sein Vize Dr. Matthias Kribben, der
Geschäftsführer des Schachbundes Horst Metzing und der Geschäftsführer der
Deutschen Schachjugend Jörg Schulz anwesend. Zur Eröffnung hatte Robert von
Weizsäcker über seine persönlichen Erfahrungen mit dem Schach gesprochen und betont,
wie sehr ihn als Kind und als Jugendlicher der Umgang mit dem Schach und die
Anforderungen, die das Schach stellte, später auch in seiner beruflichen
Laufbahn von Nutzem waren.
Video...
DSB-Spitze: Vize Dr. Kribben, Präsident Prof. Weizsäcker, Geschäftsführer
Metzing
Prof. Robert Freiherr von Weizsäcker, Fernschachgroßmeister und Präsident
des Deutschen Schachbundes
Der Gastgeber begrüßt den Innenminister
Presse
Prof. Weizsäcker und Dr. Schäuble im Gespräch
Dr. Jordan, Dr. Kribben, der Präsident des Landessportbundes
Berlin Peter Hanisch
und Klaus Lais (Öffentlichkeitsreferent des DSB)
Robert von Weizsäcker überreicht Wolfgang Schäuble nachträglich zu
dessen Geburtstag ein Buch von Viktor Kortschnoj
Nach der Vergabe der Diplome trafen sich die Schachschüler mit dem
Innenminister zu einer Partie. Schon beim Überreichen der Diplome hatte der
Wolfgang Schäuble für jeden Diplomanden ein gutes Wort und versuchte mit den
Kindern ins Gespräch zu kommen. Falls es von Seiten der Grundschüler
Hemmungen im Umgang mit dem Minister gegeben haben sollten, waren diese
längst abgelegt. Der Kommentar zu Schäubles Eröffnungswahl - Italienisch -
"Du spielst aber langweilig!" war schon recht kumpelhaft.
Was nun?
Hmmm...
Der Innenminister kratz sich den nicht vorhandenen Bart
Feierlicher Abschluss: BMI-Autogramm auf der Urkunde
Zwischendurch noch ein kleines Interview
Zum Abschluss des etwas einstündigen Termins gab es noch ein Gespräch mit
den Vertretern des OK Schacholympiade Dresden. Zum Abschluss war noch Zeit
für die Fotografen.
Gesprächsrunde Schacholympiade
Wolfgang Schäuble informiert sich über den Stand der Organisation
Prof. Weizsäcker im Gespräch mit Wolfgang Schäuble
Zwei Schachspieler am Brett
Wolfgang Schäuble mit dem OK der Schacholympiade: Dr. Dirk Jordan,
Jörn-Thorsten Verleger, Volker Bernardi
Der Innenminister mit den Schachschülern aus der Grundschule Stadtilm und
der
Emil Petri Grundschule Arnstadt (begleitet von Kirsten Sieberth, Marco
Sieberth
aus Stadtilm und und Manuela Schramm aus Arnstadt)...
Die Diplomanden der Grundschule Stadtilm:
Moritz Schramm, Sina Dopmann, Marie Sophie Gregorzewski (erhielt Nr.
199.999), Daniel Schmidt (erhielt Nr. 200.000)
Die Diplomanden der Emil Petri Grundschule Arnstadt
Jonas Mann, Oliver Köditz
... und mit den Bauerndiplomanden aus Schulzendorf mit ihrer Schachlehrerin
Juliane Götze
Die Diplomanden aus Schulzendorf
Marco Rudolph, Leonhardt Goldhorn, Max Grudzinski, Marc Lengauer,
Das Berliner Olympiastadion
Eigentlich hätten die Olympischen Spielen schon 1916 in Berlin stattfinden
sollen. Während der Spiele 1912 in Stockholm hatte Berlin den Zuschlag
bekommen. Schon 1912 wurde mit dem Bau des Deutschen Stadions begonnen, das
eine Pferderennbahn mit einschloss. Durch den Ausbruch des Ersten
Weltkrieges mussten die Pläne für die Olympischen Spiele jedoch erst einmal
ad acta gelegt werden. Gegen Ende der Zwanziger wurde die Idee wieder
belebt. 1931 erhielt Berlin schließlich den Zuschlag für die Olympischen
Spielen 1936 mit 43 zu 16 Stimmen gegenüber Barcelona. 1933 wurden die Pläne
für den Bau eines neuen Olympiastadions vorgelegt, im folgenden Jahr das
Deutsche Stadion abgerissen und an seiner Stelle die neue Arena errichtet.
Zeitweise waren 500 Firmen mit 2600 Arbeitern beschäftigt. Die Kosten sollen
über 27 Mio. Reichsmark betragen haben. Im Zweiten Weltkrieg wurde das
Stadion schwer zerstört. Der Wiederaufbau mit vielen Veränderungen gegenüber
dem Originalbau zog sich über viele Jahrzehnte. Eine Sanierung und
Modernisierung des Stadions erfolgte schließlich zum Preis von 242 Mio. Euro
in den Jahren 2000-2004.
Architektur der Dreißiger Jahre