Vor 25 Jahren trat Viswanathan Anand als Herausforderer zu einem WM-Kampf gegen Garry Kasparov an. Das Match fand in dem später zerstörten World Trade Center unter merkwürdigen Bedingungen statt. Die FIDE war damals nicht beteiligt. Kasparov und Short hatten 1993 eine eigene Organisation zur Durchführung von Weltmeisterschaften gegründet, die Professional Chess Association, die auch bei diesem Match nun federführend war.
Für Anand war es der erste WM-Kampf. Der indische Großmeister ging zwar in Führung, machte dann aber in seiner Match-Strategie einige Fehler.
Master Class Band 12: Viswanathan Anand
Als Viswanathan Anand auf der europäischen Schachbühne erschien, hatte er in Indien schon einige Erfolge erzielt, die indischen Jugendmeisterschaften und als Jugendlicher auch die Landesmeisterschaften der Erwachsenen gewonnen. Mit gerade einmal 14 Jahren wurde Anand 1984 für die Schacholympiade in die indische Nationalmannschaft berufen. 1987 wurde er Juniorenweltmeister, 1988 verlieh die die FIDE dem 19-jährigen den Titel eines Großmeisters.
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SPIEGEL: Was passierte nach Ihrem Sieg in der neunten Partie?
Anand: Ich habe meinen großen Fehler im zehnten Spiel gemacht, als ich die Spanische Eröffnung wiederholte, die bis dahin funktioniert hatte. Kasparow nahm die Niederlage so schlimm auf, dass er alles in seine Vorbereitung auf diese Eröffnung investierte. Ich verlor das Spiel und danach glitt mir das Match aus den Händen. In der 14. Runde war ich dort angekommen, wo Short auch gewesen war - nur dass ich es geschafft hatte, es zehn Runden hinauszuzögern. Ich habe denselben Kollaps erlebt. Du verstehst nicht, warum du so schlecht spielst, du verstehst nicht, was passiert.
Der größte Nutznießer aus dieser Erfahrung war Vladimir Kramnik. Er war einer von Kasparovs Sekundanten und analysierte Kasparovs Vorbereitung:
Anand: Er sagte, er sei erstaunt gewesen, wie schlecht Garri vorbereitet gewesen sei. Ich analysiere vier oder fünf Stellungen und entscheide dann, welche ich wähle. Und Kramnik sagte, Garri würde die erste Stellung nehmen, die ihm gefällt. In dieser würde er großartige Arbeit leisten, aber andere würde er ignorieren. Und das ist komisch. Für den Rest der Welt war Kasparow weiterhin der Spieler mit der besten Vorbereitung. Aber Kramnik verstand, dass er die Vorbereitung Kasparows eigentlich nicht fürchten musste. Sie war nicht so gut, wie die Legende besagte.
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