ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von Rochade Europa.
Das Interview erschien in der November-Ausgabe der Rochade Europa. Seit 28. Oktober online zu bestellen oder am Kiosk zu kaufen.
Sehr geehrte Frau Dr. Stangl, vielen Dank dafür, dass Sie für unser Interview Zeit haben. In diesem Jahr wurden Sie zur Frauenbotschafterin des DSB ernannt. Was bedeutet Ihnen diese Aufgabe, und was sind Ihre Schwerpunkte und Ziele?
Die Aufgabe bedeutet mir viel, weil Frauenschach in Deutschland noch eine traurige Bilanz aufzeigt. Schwerpunkte sind die Gewinnung von mehr neuen Frauen und Mädchen für den
Schachsport, die Reaktivierung von ehemaligen Spielerinnen und allgemein die Frauenwelt mit richtigem Marketing von der Faszination des Schachspiels zu überzeugen.
Sie haben viele Erfolge in unserem schönen Sport feiern können: Sie sind FIDE-Meisterin und spielen in der Ersten Frauen-Bundesliga beim FC Bayern. Sie wurden 2015 Deutsche Meisterin im Frauenschnellschach. Im Jahr 2021 erreichten Sie Platz 5 bei der Deutschen Blitz-Einzelmeisterschaft der Frauen. An welche persönliche Errungenschaft denken Sie am liebsten zurück?
Eine Erinnerung, die mir persönlich besonders im Gedächtnis geblieben ist, war der schon erwähnte erste Platz bei der Deutschen Frauenschnellschachmeisterschaft. Besonders stolz bin ich auch auf die Hochschulweltmeisterschaft, und einer der liebsten Titel, an die ich mich erinnere, ist der Deutsche Familienschachmeistertitel mit Markus Stangl und meinen Söhnen Robert und Michael Stangl.
Welchen Rat würden Sie einem Hobbyspieler geben, der sich im Blitz- und Schnellschach verbessern möchte? Da sind ja andere Fähigkeiten gefragt als beim klassischen Schach.
Bei Blitz- sowie Schnellschach sind vor allem Taktikkenntnisse wichtig, diese könnte ein Hobbyspieler kostenlos beispielsweise über lichess.com oder chess.com trainieren. Natürlich sind Bücher hier auch eine gute Option. Hier könnte ich persönlich das Buch Tigersprung von Arthur Jussupow empfehlen. Ein nicht zu vergessener Faktor bei Schnellschach oder Blitz ist aber auch die Eröffnung, die man ebenfalls gut beherrschen sollte und durch passende Bücher oder Onlinevideos optimieren kann.
In welchem Alter haben Sie das Schachspiel erlernt, und welche Erinnerungen haben Sie an damals?
Ich habe Schachspielen mit 14 Jahren erlernt. Damals hatte ich eine Art Wettkampf zwischen meinem Vater und mir. Zu Beginn meiner Schachkarriere hatte ich keine Chance gegen meinen Vater, aber allmählich begann ich, besser zu werden, bis ich ihn dann zum ersten Mal schlagen konnte. Danach schickte er mich in den Schachklub Krefeld :)
Was fasziniert Sie persönlich am Schachspiel?
Mich fasziniert die Vielfalt des Schachspiels, indem jeder Spieler, jede Spielerin seine oder ihre Kreativität frei von äußeren Faktoren entfalten kann. Außerdem ist Schach ein universelles Spiel, das heißt, dass man in jedem Land Schach spielen kann, unabhängig davon, ob man die Sprache vor Ort beherrscht. So verbessert Schach indirekt den Zusammenhalt in der Welt und schafft neue Möglichkeiten, sich zu vernetzen.
Ihre Leidenschaft für das Schach ist mehr als spürbar, aber leider ist der Frauenanteil in den Schachvereinen immer noch sehr gering. Wie könnte man dies verbessern?
Dieses Problem des geringeren Frauenanteils im Schachbereich ist nur durch Frauenförderung zu lösen. Wir müssen Frauen mit den Vorteilen von Schach vertraut machen sowie sie von diesem wundervollen Sport faszinieren.
Sie sind ausgebildete Grundschullehrerin und das Thema Ihres zweiten Staatsexamens war „Schach in der Schule“. Wie steht es denn um den Schachunterricht in der Schule
heutzutage? Wo gibt es Verbesserungspotenzial?
Die meisten Schulen besitzen nicht einmal eine Schach AG, und selbst wenn eine Schule mal eine Schach AG besitzt, können die Lehrer häufig selbst kein professionelles Schach. Trotzdem ist dies schon ein Schritt in die richtige Richtung. Deshalb brauchen wir Förderprogramme für Schach, motivierte Lehrer und Lehrerinnen, wobei das Schachniveau der Teilnehmenden verbessert werden soll, aber auch die Lernmethoden überarbeitet werden. Wir müssen aber auch die Schachmotivation der Lehrer und Lehrerinnen im Allgemeinen steigern.
Sie sind Geschäftsführerin der von Ihnen selbst gegründeten MedienLB (Medien für Lehrpläne und Bildungsstandards GmbH). Dort werden eigenproduzierte Filme für den Schulunterricht vertrieben. Sicherlich ist da auch Anschauungsmaterial zum Thema Schach dabei?
Natürlich haben wir mehrere Filme zu dem Thema Schach produziert. Unter folgendem Link und rechts sehen Sie unsere zwei größten Projekte bezüglich Schach: https://www.youtube. com/watch?v=J-gv59U-24s.
Sie setzen sich auch für die Verbreitung des Schachspiels in Afrika ein. Warum liegt Ihnen Afrika am Herzen, und worin besteht genau Ihr Engagement?
Weil mir die Förderung von Entwicklungsländern eine Herzensangelegenheit ist. Ich bin auch seit vielen Jahren aktiv beim Verein Hilfe für Togo und unterstütze Afrika so gut es geht.
Wie gut können Sie Ihre schachlichen Fähigkeiten im Alltag anwenden? Als Blitzexpertin können Sie sicherlich blitzschnell gute Entscheidungen treffen …
Man lernt, unter Anbetracht der vorliegenden Umstände schnell und präzise zu reagieren. Diese Art zu denken hat mir sicherlich im Aufbau meiner Firma geholfen. Auch das Wissen, dass es für ein Problem ganz sicher mehrere Lösungen gibt, ist eine gute Basis für den beruflichen Alltag. Durchhaltevermögen, strategisches Denken, vorausschauende Planung sind sicherlich auch Eigenschaften, die im Schach wie im beruflichen Leben
nützlich sind.
Was war das Ungewöhnlichste, was Sie jemals im Rahmen einer Schachveranstaltung erlebt haben?
Puh, da fällt mir nix ein :D
Haben Sie auf dem Schachbrett ein ‚Lieblingsfeld‘?
Mein Lieblingsfeld ist e4.
Welche Schachspieler/-innen sind Ihre Vorbilder und aus welchem Grund?
Die Polgar Sisters sind ganz sicher Vorbilder.
Welche Interessen haben Sie abgesehen vom Schach?
Meine Leidenschaft, abgesehen von Schach, ist Tango tanzen. Ich bin aber auch eine motivierte Badminton-Spielerin, und Tischtennis macht mir auch viel Spaß.
Zur Förderung des Frauen- und Mädchenschach wurde von Anita Stangl und dem Deutschen Schachbund ein Flashmob-Wettbewerb ins Leben gerufen:
Der Deutsche Schachbund (DSB) und die Chess Sports Association (CSA) prämieren die kreativsten Aktionen rund um das Thema Frauen- & Mädchenschach: „Nehmt eure Schachbretter, verabredet euch an einem speziellen Ort zu einer Zeit eurer Wahl. Spielt ein paar Blitzpartien – oder veranstaltet eine andere Frauen/Mädchenschach-Aktion und macht tolle Fotos und Videos. Diese sollen entsprechend im Internet, in Broschüren, etc. veröffentlicht werden. Die Botschaft sollte dynamisch, kraftvoll und kreativ sein und Frauenschach in das beste Licht rücken“.
Teilnahmefrist: Die Teilnahme am Wettbewerb ist mit einer Einsendung des Materials bis zum 31.12.2022 an frauenbotschafterin@schachbund.de möglich.
Preise*: Deutschland 1. Preis: 600 € 2. Preis: 500 € 3. Preis: 400 € Bei Einsendungen, die nicht aus Deutschland kommen, wird je Land maximal ein Preis vergeben. Teilnahmefrist: Die Teilnahme am Wettbewerb ist mit einer Einsendung des Materials bis zum 31.12.2022 an frauenbotschafterin@schachbund.de möglich.
Nutzungsrechte: Mit der Teilnahme am Wettbewerb gestatten die Bewerber:innen dem DSB und der CSA die unbeschränkte Nutzung des eingesandten Materials auf ihren Homepages und Social-Media-Kanälen (inklusive YouTube). Falls ihr Musik für eurer Projekt verwendet, stellt bitte sicher, dass ihr für diese auch die Nutzungsrechte habt.
Jury: Dr. Anita Stangl, Sandra Schmidt, Lilli Hahn
Kontakt: Dr. Anita Stangl, DSB-Botschafterin Frauenschach
frauenbotschafterin@schachbund.de
Ausschreibung beim Schachbund...
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