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Über Schach in der Schule, Schönheit und Intelligenz
Trailer zu "Täna öösel me ei maga", Estland 2004 mit Carmen Kass
Das Supermodel Carmen Kass ist auch Präsidentin des estnischen Schachverbandes. In dieser Funktion wird die 30-Jährige nicht müde, für das königliche Spiel zu trommeln. Mit ihrer Bekanntheit wirbt sie seit mehr als fünf Jahren für Schach. So spielte Carmen kürzlich beim Turnier in Sofia Glücksfee und loste die Startnummern der Spieler aus.
Auslosung in Sofia
Favorit Weselin Topalow erhielt die Nr.4, worauf er gleich mit Schwarz gegen Magnus Carlsen antreten musste. Und verlor! Das bulgarische Fernsehen berichtete zur besten Sendezeit in großer Aufmachung über den Auftritt des Supermodels bei den Geistesriesen.
Carmen Kass wurde vom deutschen Großmeister Eric Lobron begleitet, mit dem sie seit Jahren befreundet ist.
Carmen Kass und Eric Lobron
Carmen bei der WM in Brissago
Das Paar lebt, wie Eric uns erzählte, abwechselnd in Wiesbaden oder in einem Haus an der Ostseeküste in Estland. Dagobert Kohlmeyer hatte Gelegenheit, mit Carmen Kass zu sprechen.
Carmen, Tallinn war neben Dresden Mitbewerber um die Ausrichtung der Schacholympiade 2008. Sind Sie noch traurig, dass Ihre Hauptstadt damals nicht den Zuschlag bekam?
Nein, es ist ja schon fast fünf Jahre her, dass die Entscheidung beim FIDE-Kongress in Calvia fiel. Dort konnte nur einer gewinnen. So ist das eben. Mal gewinnst du, mal verlierst du. Man muss es sportlich sehen, das habe ich getan.
Sie sind also nicht mehr betrübt, dass Ihre damalige Charme-Offensive nicht den gewünschten Erfolg hatte?
Überhaupt nicht. Inzwischen ist so viel Zeit vergangen. Und ich war ja im vergangenen November Ehrengast in Dresden. Es hat mir gut gefallen, wie die dortigen Gastgeber die Schacholympiade organisiert haben. Und das offizielle Turnierbuch finde ich auch sehr gelungen.
Sie schmückten schon etliche Schachturniere von internationalem Rang mit Ihrer Anwesenheit, darunter die Chess Classic in Mainz, das WM-Match Kramnik - Leko 2004 in Brissago oder jetzt das Turnier in Sofia. Was hatten Sie für Eindrücke?
Carmen Kass in Mainz
Eine Partie gegen Hans-Walter Schmitt
Immer, wenn Schach-Veranstalter neue Wege gehen, ist das eine gute Werbung für unser Spiel. Die Idee mit dem Glashaus finde ich zum Beispiel super. Alle Spieler sind von draußen sehr gut zu sehen. Man kann ihre Züge und Mimik besser verfolgen als in einem dunklen Saal. Schach muss noch viel mehr Öffentlichkeit erhalten. Wenn die Menschen nicht zu uns kommen, müssen die Großmeister eben zu den Leuten auf die Straße gehen. Das bringt viel mehr Zuschauer, als wenn die Stars ihre Figuren in einem Saal ziehen.
Spielen Sie selbst manchmal Schach, vielleicht mit Eric Lobron?
Ich kann es nicht gut genug, um gegen ihn zu bestehen (lacht). Aber er erklärt mir sehr viel. Das ist doch auch etwas.
Sie sind jetzt schon fünf Jahre Präsidentin des Schachverbandes von Estland. Wie lange wollen Sie das Amt denn noch ausüben?
Erst einmal bis 2010, das ist klar. Im nächsten Jahr haben wir dann Neuwahlen.
Wie promoten Sie Schach in Ihrer Heimat?
Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, Schach zurück an die Schulen zu bringen. Dort müssen wir die Basis schaffen, damit wir wieder eine starke Schachnation werden. Das ist mein Traum als Schachpräsidentin. Es ist aber komplizierter zu realisieren, als ich anfangs dachte.
Carmen Kass und Hans Leusen von Dannemann
Im Interview mit Helmut Pfleger in Brissago
Warum? Liegt es an der gegenwärtigen Krise?
Weniger an der globalen Krise, mehr an der eigenen Situation im Land. Wir müssen unsere Strukturen und Sichtungsmethoden verbessern.
Wie soll das passieren?
Es geht einfach darum, mehr Schachtalente zu finden und zu fördern. Also müssen wir in die Schulen gehen. Daran führt kein Weg vorbei. Doch derzeit fehlen uns qualifizierte Trainer, so wie andere Nationen sie haben. Nur mit guten Schachlehrern können wir eine neue Generation starker Großmeister heranbilden.
Estland hat ja große Traditionen, wenn man nur an die Schachlegende Paul Keres denkt.
Sicher. Aber unserer Besten sind leider nicht mehr da. Jaan Ehlvest ist in die USA abgewandert. Er hat dort gerade die Landesmeisterschaft (und das Chicago Open – D. K.) mitgespielt. Lembit Oll ist tot. Diese Leute sind nicht so leicht zu ersetzen. Fortschritte erreicht man, wie gesagt, nur über eine gezielte Förderung des Nachwuchses.
Hat Schach Ihnen vielleicht mal in Ihrer Karriere als Model geholfen?
Nicht direkt. Aber meinen Geist und meine Entscheidungsfreude hat es schon entwickelt.
Anders gefragt: Ist Schach mitunter hilfreich, wenn man Weichen fürs Leben stellen muss?
Als ich jung war, habe ich viel gespielt. Schach hat mein logisches Denken gefördert. Weil ich Züge abwägen und mich für einen Weg entscheiden musste. Möglichst für den richtigen Weg. Ganz allgemein gesehen hat Schach sicher einen großen Nutzen für das Leben.
Treten Sie auch dafür ein, dass noch mehr Frauen und Mädchen zu den Figuren greifen?
Absolut, denn das Spiel ist doch sexy. Immer mehr Schachspielerinnen zeigen heute, dass man auch in diesem Sport erfolgreich sein und den Männern Paroli bieten kann. Schönheit und Intelligenz schließen sich doch nicht aus.
Danke sehr für das Gespräch!