ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Interview mit dem Deutschen Meister Thomas
Luther
Wie fühlt man sich denn, nachdem man eine Deutsche Meisterschaft gewonnen
hat?
Ich fühle mich super!
Und wie lief das Turnier aus deiner Sicht?
Am Anfang kam ich nicht richtig in Tritt. Nach der Olympiade war ich vielleicht auch etwas ausgebrannt. Ich hatte schwere Partien am Anfang. Aber mit der Zeit wurde es immer besser, besonders in der zweiten Turnierhälfte. Gegen starke Gegner gelangen mir gute Partien. Ein herber Rückschlag war die Niederlage gegen Najditsch. Vorher hatte ich gegen Graf auch schon etwas Glück gehabt. Am Schluss habe ich natürlich von der Nervenschwäche von Naiditsch profitiert.
Was war mit ihm los?
Schwache Nerven. Er konnte dem Druck und der Belastung nicht standhalten. Gegen Handke ließ er in der letzten Runde unerklärlicherweise sogar die Zeit ablaufen, im 39.Zug. Um eine Deutsche Meisterschaft zu gewinnen, reicht es nicht, nur gut Schach zu spielen. Man braucht noch andere Qualitäten. Ich bin sicher, dass Naiditsch bei seinem Potential in diesem Bereich in Zukunft auch nachlegen wird.
Das ist deine zweite Deutsche Meisterschaft. Was ist der Unterschied zwischen dieser und der von 1993?
Das kann man nicht so richtig vergleichen. Damals war ich noch nicht Großmeister, sondern ein junger IM. Der Gewinn des Titels hat mir damals sehr geholfen. Mit einem Schlag war ich bekannt und bekam mehr Einladungen zu Turnieren. Außerdem qualifizierte ich mich dadurch für das Zonenturnier und vier Jahre später konnte ich bei der ersten K.O. -WM in Groningen mitspielen. Damals war das Feld allerdings nicht so hochkarätig besetzt. Diesmal waren mit Ausnahme von Christopher Lutz ja alle Spitzenspieler am Start. Umso mehr freue ich mich, dass es dieses Jahr noch einmal geklappt hat.
Wie waren die Spielbedingungen in Saarbrücken?
Toll. Das Organisationsteam um Herbert Bastian hat sich sehr bemüht und mit viel
persönlichem Engagement für einen reibungslosen Ablauf mit guten Bedingungen
gesorgt. Wir haben in den Messehallen gespielt. Das Licht war dort sehr gut. Das
ist für uns Spieler sehr wichtig. Und auch die Luft war gut. Ebenfalls ein
wichtiger Punkt, den man nicht übersehen darf. Auch für die Zuschauer. Schach
macht keinen Spaß, wenn es dunkel und stickig ist. Am Anfang war es etwas kalt,
das wurde aber mit jedem Spieltag besser. Die Tische und Stühle waren vielleicht
auch nicht optimal. Aber das sind Kleinigkeiten. Irgendetwas kann man ja immer
verbessern.
Welche Stellung hatte die Meisterschaft als Veranstaltung vor
Ort?
Das Turnier hatte eine sehr gute Anbindung an die Stadt, an die Firmen und auch
an die Politik. Der Ministerpräsident war an einem Tag zu Besuch und bei der
Abschlussfeier war auch ein hochrangiger Minister anwesend. Offenbar hat Schach
und eine Deutsche Schach-Meisterschaft im kleinen Saarland einen sehr viel
höheren Stellenwert als anderswo, zum Beispiel bei mir zu Hause in Thüringen.
Es gab auf der Turnier-Webseite Live-Übertragungen der Partien, Berichte und Fotos.
Richtig. Ich habe die Webseite zwar bisher nicht gesehen, aber Schachfreunde haben mir erzählt, dass dort guter Service geboten wurde. Das Team vor Ort konnte man natürlich auch beobachten. Die Übertragungen hat Axel Fritz besorgt. Er war die ganze Zeit, zehn Tage, vor Ort und hatte immer viel zu tun. Es ist viel Aufwand, das zu organisieren und durchzuführen. Ich finde die Internet-Übertragungen sehr gut und man sieht, dass Schach mit Hilfe des Internets doch zum Zuschauersport wird, denn viele schauen sich die Live-Partien zu Hause am PC oder in Internet-Cafés an.
Was kann man zu den übrigen Spielern sagen?
Wenn man selber spielt, ist es schwierig die anderen zu beobachten. Sehr stark
hat jedenfalls Alexander Graf gespielt. Er hat zwei Partien unglücklich wegen Zeit
verloren. Aus den anderen hat er 6,5 aus 7 gemacht. Das ist beeindruckend. Er
müsste sein Zeitproblem besser in den Griff bekommen. Ansonsten ist er einer der
stärksten Spieler, die ich kennen gelernt habe. Bei Hübner merkte man eine
gewisse Ermattung im Laufe des Turniers. Er hat sehr stark und sehr
anspruchsvoll begonnen. Man sah im aber an, dass er später im Turnier
Schwierigkeiten hatte, das hohe Niveau durchzuhalten. Bei Artur wundert es mich,
dass er so viele Partien nicht gewinnen kann, auch gegen Gegner, die schwächer
sind als er. Wenn er gegen mich spielt, sieht das immer ganz anders aus und oft
gewinnt er dann auch.
Was sagst du zu den jungen Spielern?
Finde ich klasse. Mich freut es für Handke, dass er seinen letztjährigen Erfolg
bestätigen konnte. Najditsch war natürlich auch enorm stark. Ebenso Gustaffson
und Kritz. Wenn man sich das Potential dieser Spieler ansieht, braucht man keine
Angst um das deutsche Schach zu haben und muss auch nicht um die deutsche
Nationalmannschaft besorgt sein.
Was gab es für Gerüchte um die Abschaffung der Deutschen
Meisterschaft?
Alles Quatsch. Der Verband der Problemschachfreunde "Schwalbe" hat einen Antrag
gestellt, die Deutsche Meisterschaft aus Kostengründen abzuschaffen. Weil die
Problemfreunde den Status eines Landesverbandes haben, muss der Antrag zumindest
als Tagesordnungspunkt aufgeführt werden. Ehrlich gesagt, habe ich für diesen
Antrag der Problemfreunde keinerlei Verständnis. Die Sache wurde dann irgendwie
aufgebauscht. Die nächste Meisterschaft wird auf Wunsch vieler Spieler aber erst
Anfang 2004 stattfinden. Der Novembertermin verursachte zu viele
Terminkollisionen.
Das Interview führte André Schulz