Interview mit Levon Aronian
Interview: Maria Manakova
Bilder: Julia Manakova

Das Paschkow-Haus

Bühne...

... und Zuschauer

Maria
Manakova: Sie sind
einer der Gewinner des Tal-Memorials. Kann man sagen, dass Sie besser als die
anderen Teilnehmer gespielt haben?
Levon Aronian: Nein,
natürlich nicht.
Wenn
Großmeister der Extraklasse, die fast alle gleich stark sind, in einem Turnier
gegeneinander antreten, was gibt dann den Ausschlag, warum ein bestimmter
Spieler gewinnt? Arbeitet er mehr als die anderen? Oder gönnt er sich mehr Ruhe?
Oder gibt es noch andere Gründe?
Das ist schwer
zu sagen … wahrscheinlich war er besser auf das Turnier vorbereitet.

Auf dem Weg zum Turnier: Aronian, Gelfand, Kramnik
Was
bedeutet “besser”?
Er war besser
ausgeruht … Ich weiß es nicht.

Aronian und Nepomnichtchi, Dvoretzki hört zu

Vor der Siegerehrung: Aronian, Nepomniachtchi, Carlsen

Warum gibt
es die vielen Remispartien?
Alle Spieler
haben gut, ja großartig, gespielt!
Ist die
Verteidigungstechnik auf sehr hohem Niveau?
Ja, das ist
sie.

Carlsen als Kiebitz

Ist diese
Entwicklung nur eine Frage der Zeit?
Ein solches
Turnier musste einmal kommen.
Vielleicht
ist das nicht gut, um Schach spektakulär zu machen. Die Zuschauer wollen Blut
sehen…
Natürlich will
jeder, dass Schachspieler verlieren, aber meiner Ansicht nach ist Schach auch
bei hervorragenden Verteidigungsleistungen interessant.
Was
bedeutet “schachliche Schönheit” für Sie?
Geometrie. Das
Aufeinanderprallen von Plänen.
Hätte
jemand anderes als Sie dieses Turnier gewinnen können?
Zweifellos.
Jeder der Teilnehmer.

Vor wem
hatten Sie am meisten Angst?
Schwer zu
sagen. Ich habe vor jedem Angst.

Wen haben
Sie vor dem Turnier als Favoriten auf den Turniersieg gesehen?
Ich war der
Meinung, ich hätte eine Chance. Aber auch Magnus spielt gut. Alle Teilnehmer
spielen gut. Alle von uns hätten Erster werden können. Aber es kam nun einmal
so, wie es kam…
Welche
Partie aus diesem Turnier halten Sie für Ihre beste?
Die gegen
Ivanchuk.

Und die
schwierigste?
Die letzte.
Kann man
Schach zuschauerfreundlich machen?
Schach ist
bereits zuschauerfreundlich. Bei diesem Turnier gab es viele Zuschauer.


Sind Sie
mit den Bedingungen dieses Turniers zufrieden?
Ja, sehr.
Haben die
vielen Kameras Sie gestört?
Nein.

Was würden
Sie ändern, um das nächste Tal-Memorial noch besser zu machen?
Vielleicht
einen weiteren Ruhetag hinzufügen.
Im Internet
wurde darauf hingewiesen, dass man, wenn man auch noch den bisherigen Ruhetag
streicht, soviel Geld spart, dass dies einen guten Preisfonds für den
Russlandpokal garantiert hätte.
Wenn man uns
in unseren Hotelzimmern spielen lässt, könnte man ebenfalls eine Menge sparen.

Hätten Sie
Probleme damit, ein Sponsorenlogo zu tragen?
Wenn ich einen
eigenen Sponsor hätte – nein.
Nur bei
Ihrem eigenen Sponsor? Was ist mit dem Turniersponsor?
Wenn das im
Vertrag steht.
In diesem
Turnier gab es die Regel, dass man vor dem 40. Zug nicht Remis machen darf. Wie
gefällt Ihnen diese Regel?
Sie ist OK.
Gefallen
Ihnen die Neuerungen, die FIDE einführt, um Schach spektakulärer zu machen?
Das kommt auf
die Regeln an. Manche sind gut, manche nicht.


Gefällt
Ihnen das neue Weltmeisterschaftsformat?
Nicht gut
genug, aber das ist Stoff für ein weiteres Gespräch…