"Die höchste Macht obliegt dem Kongress"
Ein Interview mit Michael S. Langer, Vizepräsident
Finanzen im DSB
Von Johannes Fischer
Sehr geehrter Herr Langer, Sie sind
Vizepräsident Finanzen im DSB. Welche Aufgaben haben Sie da?
Ich bin für alles verantwortlich, was mit
dem Thema Finanzen zu tun hat. Vorweg: Ich bin nicht derjenige, der Löcher in
Belege macht und sie abheftet. Ich habe die politische Verantwortung für die
Finanzen, das heißt, ich bin derjenige, der sich seit 2003 u. a. Jahr für Jahr
in die Bütt stellt und den Haushalt dem Kongress vorstellt. Darüber hinaus bin
ich gemäß unserem innerhalb des Präsidiums geltenden Geschäftsverteilungsplanes
zuständig für die Bereiche Mitgliederverwaltung, Wertungszahlen, Datenschutz und
Marketing. Mit dem Letztgenannten ist die Rolle des Bindegliedes zur
Wirtschaftsdienst GmbH gemeint.
Viele Aufgaben im DSB – und im Schach
allgemein – werden ehrenamtlich ausgeführt. Ich zitiere einmal Klaus Deventer in
Schach 9/2010: „Wir sind ein ehrenamtlich geführter Verband, der
Präsident arbeitet ehrenamtlich, ebenso ich selbst und viele andere.“ Zugleich
hat der DSB Angestellte und verfügt über einen jährlichen Etat von mehr als
900.000 Euro. Wie passt das zusammen?
Die Aussage von Klaus Deventer stimmt. Das
gesamte Präsidium bekommt kein Geld, wir arbeiten alle ehrenamtlich. Aber
darüber hinaus haben wir einen festen Personalstamm von Mitarbeitern, die einen
Arbeitsvertrag haben. Horst Metzing als Sportdirektor ist hauptamtlich tätig,
Jörg Schulz arbeitet als Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend, Guido
Feldmann erfasst die Finanzen buchhalterisch und auch Louisa Nitsche und Anja
Liesecke (beide arbeiten im Sekretariat) sind fest angestellt.
Diese Personalkosten unter Einbeziehung der
Kosten für unsere Bundestrainer machen mit etwa 370.000 Euro jährlich den
größten Posten in der Bilanz aus. Was die Bezahlung betrifft, so orientiert sich
der DSB am Öffentlichen Dienst, das heißt, wir bezahlen in Anlehnung an den TVÖD
(früher BAT), den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst. Das ist bei der
Einrichtung dieser Stellen so geregelt worden. Die Förderfähigkeit von Seiten
des Bundes wurde auch daran geknüpft, dass man seine Mitarbeiter gut behandelt.
Wer entscheidet denn, wie die jeweiligen
Mitarbeiter nach TVÖD eingestuft werden? Wie werden die Leistungen der
Mitarbeiter kontrolliert?
Das richtet sich nach der Beschreibung der
jeweiligen Stelle. Es gibt einen Stellenplan, der dem Kongress in seiner jeweils
aktuellen Fassung regelmäßig vorgelegt wird. Der DSB ist kein klassischer
Wirtschaftsbetrieb und kann nicht konkret mit Umsatzgrößen etc. nachweisen, ob
einzelne Mitarbeiter bestimmte Vorgaben erfüllt haben. Trotzdem müssen sich
Mitarbeiter natürlich Fragen stellen lassen.
Etwa 88.000 Euro der Personalkosten
entfallen auf die Bundestrainer Uwe Bönsch und Bernd Vökler. Sind diese Trainer
ebenfalls festangestellt und welche Aufgaben haben sie?
Ja, beide sind festangestellt, Uwe Bönsch
ist A-Trainer und Bernd Vökler ist für die Förderung des Nachwuchses zuständig.
Der Schwerpunkt der Arbeit von Uwe Bönsch liegt in der Förderung und
Koordinierung der A-Nationalmannschaft. Er organisiert das Training und hat die
Aufgabe, unsere Kaderspieler zu den großen internationalen Titelkämpfen
hinzuführen. Uwe hat eine komplexe Thematik zu bearbeiten und letztendlich dafür
zu sorgen, dass wir erfolgreich abschneiden.
Woher bekommt der DSB Geld, wie
finanziert er sich?
Der DSB finanziert sich zum größten Teil,
d.h. zu zwei Dritteln, über Mitgliedsbeiträge – pro Jahr etwa 600.000 Euro.
Allerdings tritt der „normale“ Schachspieler in Deutschland nicht in den DSB
ein, sondern er geht zu einem Verein und sagt, „Ich möchte hier spielen“. Ein
Teil des Betrages, den er an seinen Verein zahlt, geht dann automatisch an den
Deutschen Schachbund. Grob gerechnet finanziert jeder Vereinsspieler den
Deutschen Schachbund mit knapp 70 Cent pro Monat. Ein Erwachsener zahlt 8 Euro
pro Jahr, ein Jugendlicher 4 Euro. Weitere Einnahmen entstehen aus Zuschüssen,
wobei uns das BMI mit ca. 150.000 Euro jährlich unterstützt.
Wer im DSB entscheidet über die
Verwendung dieser Gelder?
In letzter Konsequenz der höchste Souverän,
der Kongress des Deutschen Schachbunds. Diesem Kongress sind wir Rechenschaft
schuldig, d.h., wir müssen alle zwei Jahre die Zahlen vorlegen, und erklären und
begründen, was wir inhaltlich gemacht haben.
Und wer sitzt im Kongress? Wie ergeben
sich Mehrheiten?
Die Vertreter der Länder. Rein rechtlich
betrachtet hat der Deutsche Schachbund nur 21 Mitglieder – 17 Ländervertreter,
plus je einen Vertreter für die Bundesliga, die Sehbehinderten, den
Fernschachbund und den Verband für Problemschach. Die Verbände haben je nach
Höhe ihrer Mitgliederzahlen ein unterschiedliches Stimmkontingent.
Nordrhein-Westfalen hat 42 Stimmen, Bremen nur 3. Zusätzlich stimmberechtigt mit
jeweils einer Stimme sind die Ehrenpräsidenten- und Mitglieder sowie das
Präsidium und die Referate.
Da man für bestimmte grundsätzliche
Entscheidungen im DSB eine Zwei-Drittel-Mehrheit braucht, ist das Drittel, das
man für eine Sperrminorität braucht, relativ schnell erreicht. Das heißt, man
muss die Verbände in Sachfragen überzeugen und die großen Verbände muss man noch
ein bisschen mehr ;-) überzeugen.
Würde das zum Beispiel heißen, wenn
bestimmte Mitgliederverbände sagen, „Uns gefällt es nicht, wie die Debatte um
die Nominierung der Nationalmannschaft gelaufen ist“, dass der Kongress dem DSB
andere Vorgaben geben kann?
Ja. Wenn, überspitzt formuliert, ein
Mitgliedsverband bei der Haushaltsdebatte den Antrag stellt, die Unterstützung
für den Leistungssport, die bislang immer um die 100.000 Euro betragen hat, auf
10.000 Euro zu kürzen und dieser Antrag eine Mehrheit findet – dann stehen dem
Leistungssport pro Jahr 90.000 Euro weniger zur Verfügung. Natürlich ist auch
das umgekehrte Szenario, das heißt, eine Aufstockung des Geldes für den
Leistungssport, denkbar. Die höchste Macht obliegt dem Kongress.
Bei der Debatte um die Nominierung der
Nationalmannschaft wird immer wieder von leeren Kassen und fehlendem Geld
gesprochen. Deshalb ein paar Fragen zur Bilanz.
Vorab möchte ich betonen, dass ich Wert
darauf lege, die Bilanzen öffentlich zu machen. Ich bin der Meinung, wenn wir
zeigen, was wir tun, löst dies weniger Interpretationen aus als vermeintlich im
Dunkeln vorgenommene Operationen.
Unter Punkt 4140 und Punkt 4150 in der
Bilanz sind Fernmeldegebühren von 4.778,05 Euro aufgelistet, dazu kommen noch
einmal 2973 Euro für Porto, Telefon und Verwaltungskosten der ehrenamtlichen
Mitarbeiter, plus Porto-/Frachtkosten von 6.331,34. Dieser Betrag liegt über dem
für die jährliche Miete und könnte Polemiker einladen zu sagen, das fehlende
Geld für die Olympiamannschaft könnte aus der Portokasse genommen werden. Wie
kommt es in Zeiten von Internet, Flatrates und Skype zu solch hohen Kosten?
Das sind genau die Stellen, an denen unsere
Kassenprüfer Jahr für Jahr sehr genau hinschauen. Neben den Gebühren für viele
internationale Gespräche, die in hohem Umfang pauschalisiert von der ECU
rückerstattet werden, entstehen die Kosten vor allem durch die Anmietung bzw.
Wartung der Telefonanlage.
Innerhalb des DSB wird gelegentlich Sorge
über sinkende Mitgliederzahlen geäußert. Allerdings fällt der Betrag für
„Öffentlichkeitsarbeit“ angesichts dieser Sorge vergleichsweise gering aus. Für
diesen Posten sind 8.549,12€ veranschlagt, von denen 5.000€ für Providerkosten
und Webmaster ausgegeben werden. Und was die Sponsorensuche betrifft, so zeigen
sich Horst Metzing und Klaus Deventer in der aktuellen Schach-Ausgabe
skeptisch.
Klaus Deventer
Zitat Deventer: „Es ist möglich,
Sponsoren für Events zu finden, aber ganz schwer wird es bei der
Nationalmannschaft als solcher.“ Nun könnte man einwenden, dass Jan Gustafsson
schon als Talkshowgast im Fernsehen zu sehen war und in Tageszeitungen und in
Wochenmagazinen zahlreiche Interviews mit ihm veröffentlicht wurden, Elisabeth
Pähtz ist vom Spiegel offiziell zum Alphamädchen erklärt worden und auch
sie war schon öfter Gast im deutschen Fernsehen, außerdem hat der DSB mit jungen
Spielern und Spielerinnen wie Niklas Huschenbeth, Melanie Ohme, Anna Endress
oder Sarah Hoolt, um nur einige zu nennen, durchaus attraktive Zugpferde für
Simultanveranstaltungen und andere Events, um Schach zu fördern. Warum also hat
die Öffentlichkeitsarbeit im DSB einen so einen geringen Stellenwert und warum
wirkt der DSB bei der Sponsorensuche so resigniert?
Melanie Ohme
Tatsächlich wird der Etat für die
Öffentlichkeitsarbeit seit jeher ebenso heftig diskutiert wie der für den
Leistungssport. Diese Diskussion verläuft teilweise öffentlich und es gibt
wiederkehrende Bemühungen, einen entsprechenden Posten im Bereich Marketing
hauptamtlich zu besetzen. Aber bislang war das Geld einfach nicht da, bzw. man
hätte es anderen Ressorts wegnehmen müssen.
Das war nicht immer so! Bis 2008 war es ein
erklärtes und verfolgtes Ziel, dass wir mit der Olympiade in Dresden und u. a.
einer sehr starken Nationalmannschaft ein Signal setzen können, das uns
Sponsoren und einen Mitgliederzuwachs einbringt.
Allerdings habe ich vor kurzem ein
Interview mit Klaus-Jörg Lais, dem Referenten für Öffentlichkeitsarbeit gelesen,
in dem er meinte, die Olympiade sei, was die Mitgliederzahlen betrifft, mehr
oder weniger wirkungslos verpufft.
Das muss ich rein faktisch betrachtet 1:1
unterschreiben. Ich selber habe im Olympiaausschuss mitgearbeitet und gehofft,
dass die Olympiade in Blick auf eine positive Mitgliederentwicklung Sogwirkung
hat. Das ist nicht der Fall gewesen, die Mitgliederzahlen sind rückläufig. Was
ich übrigens mit meinen Haushaltszahlen dokumentieren muss: 2004 hat der DSB
etwa 640.000 Euro Mitgliedsbeiträge eingenommen, für das nächste Jahr erwarte
ich 605.000 Euro.
Eine Differenz, die fast das Dreifache
der Summe beträgt, um die bei der Nationalmannschaft gestritten wird.
Ohnehin scheint bei einem Blick in die Bilanzen
eigentlich genug Geld für die Nationalmannschaft da zu sein. Der jährliche Etat
beläuft sich auf über 900.000 Euro, bei der Debatte um die Honorierung
Nationalmannschaft geht es um 10.000 Euro.
Vielleicht noch einmal grundsätzlich zu
diesem Thema. Das Geld für die Förderung des Leitungssports und das Geld für die
Honorare der Nationalmannschaft verteilt sich auf zwei Töpfe. Alles, was der DSB
über Beiträge und Zuschüsse einnimmt, kann er im Rahmen von Haushaltsansätzen
zur Förderung des Leistungssports verwenden: Training, Trainer, Kosten für
Turniere usw. Aber Honorare dürfen wir aus steuerlichen Gründen nicht bezahlen.
Deshalb wurde in den 80er Jahren die
Wirtschaftsdienst GmbH gegründet und mit Eigenkapital von Privatpersonen
finanziert.
Die originäre Aufgabe der Wirtschaftsdienst
GmbH ist die Vermarktung des DSB, zum Beispiel bringen die Werbebanner, die man
auf der Homepage des DSB sieht, der Wirtschaftsdienst GmbH Geld. Mit dem
eingenommenen Geld der Wirtschaftsdienst GmbH werden die Spielerhonorare bezahlt
– eine seit Jahren gängige Praxis, die die Spieler kennen.
Das heißt, im Prinzip ist der DSB
eigentlich nicht der richtige Ansprechpartner für die Honorarforderungen der
Spieler?
Jein! Rein rechtlich betrachtet ist die
Wirtschaftsdienst GmbH die verantwortliche Einheit. Nichtsdestotrotz ist die
Kommission Leistungssport, in der auch die Aktivensprecher vertreten sind,
inhaltlich eingebunden und entwickelt Vorschläge für die – im Rahmen der
Möglichkeiten – leistungsgerechte Honorierung der Spieler. Aber Vertragspartner
ist die Wirtschaftsdienst GmbH.
Aber wie kommt es, dass der Schachbund
Referenten Honorare zahlen kann, Angestellte und festangestellte Trainer hat,
aber den Nationalspielern keine Honorare zahlen darf?
Dazu muss ich sagen, dass die
steuerrechtliche Bewertung, die immer als Begründung angegeben wird, lange vor
meiner Zeit erfolgt ist. Ich bin kein Steuerexperte. Allerdings prüfen wir
zurzeit das Modell.
Noch ein Zitat aus der aktuellen
Schach-Ausgabe, dieses Mal von Stefan Hansen, Schachenthusiast und
Geschäftsführer der Werbeagentur Dorland. Er sagt, „Es gibt ein prinzipielles
Missverständnis beim Schachbund: Seine besten Spieler muss er angemessen
bezahlen. Tut er es nicht, wird er immer auch bei der Sponsorenakquise
scheitern.“ Was, glauben Sie, würde der DSB dieser Aussage entgegen halten?
Stefan Hansen, hier mit Garry Kasparov
Ich glaube, dass man dieser Aussage schwer
etwas entgegen halten kann. Stefan hat prinzipiell Recht. Ich glaube auch, dass
man in dem Moment, in dem ich meine Spieler so bezahle, dass eine
Leistungssteigerung erfolgen kann (und diese tatsächlich eintritt), bessere
Vermarktungschancen hat. Aber eine Aussage Horst Metzings auf der Seite davor
ist nicht völlig irrelevant, nämlich dass das Finden von Sponsoren für die
Nationalmannschaft wegen der kaum möglichen Vorteilsübersetzung für den
potenziellen Sponsor einfach schwierig ist. Wenn zum Beispiel ein Sponsor die
Nationalmannschaft unterstützen möchte und als eine Gegenleistung die Spieler
das Logo dieses Sponsors erkennbar tragen sollen, so ist das zwar schön und gut,
aber bei der Schacholympiade in Khanty-Mansiysk sieht das keiner.
Es gibt ja noch andere Möglichkeiten des
Sponsorings. So könnte ich mir zum Beispiel vorstellen, dass ich eine Reihe von
Spielern und Spielerinnen der Nationalmannschaft, die angemessen auftreten
können, bei Simultanveranstaltungen oder anderen Events als Nationalmannschaft
auflaufen lasse – ich könnte mir vorstellen, dass damit Sponsoren zu gewinnen
wären. Und ich glaube, die Deutsche Nationalmannschaft hat genügend Spieler und
Spielerinnen, mit denen man eine attraktive Truppe zusammenstellen könnte.
Ich wehre mich nicht gegen alternative
Konzepte. Aber dafür bedarf es der Zusammenarbeit aller Beteiligten. Vor der
Olympiade 2008 wurde einer Ihrer eben genannten Vorschläge aktiv umgesetzt und
die Spieler haben für den DSB in verschiedenen Vereinen bzw. an verschiedenen
Orten werbewirksam Simultan gespielt. Und ich bin durchaus auch der Meinung,
dass man mit unseren Mannschaften etwas bewegen kann. Ich glaube, wir haben
etwas zu bieten – aber da müssen alle Beteiligten mitwirken.
Stichwort gemeinsame Beteiligung. Mir
scheint bei der Debatte um die Nominierung der Nationalmannschaft wurde nicht
engagiert nach einer Kompromisslösung gesucht. Was denken Sie darüber?
Ich beschränke mich in meiner Antwort auf
eine Beurteilung unserer Anteile am Vorgehen. Ich kann mich Klaus Deventer in
einem wesentlichen Aspekt anschließen. Wir hätten intensiver das persönliche
Gespräch mit den Nationalspielern suchen bzw. wahrnehmen sollen. Dazu ist es
nicht gekommen, das hat auch die Fronten verhärtet und war im Nachhinein
betrachtet ein Fehler in unserer Kommunikationspolitik.
Kehren wir noch einmal zur Bilanz zurück,
denn wenn ich mir die anschaue, dann drängt sich mir die Frage auf, warum Gelder
für Dinge und Veranstaltungen ausgegeben werden, die mir weniger wichtig als die
Nominierung einer guten Mannschaft für die Olympiade zu sein scheinen. Zum
Beispiel unterstützt der DSB seit Jahren den Ramada-Treff. 2008 weist die Bilanz
dort ein Minus von ungefähr 5.000€ aus, 2009 ein Minus von 8.000€. Wie kommt
dieses Minus zustande und warum hält der DSB an der Finanzierung dieses Turniers
fest?
Grundsätzlich wird der Ramada-Cup gern und
oft diskutiert. Als der Ramada-Cup ins Leben gerufen wurde, wollte man eine
Breitensportveranstaltung etablieren. Dieses Vorhaben ist nachhaltig gelungen.
Der Ramada-Cup hat in einigen Jahren ein
Plus, in einigen Jahren ein Minus „erwirtschaftet“. „In Summe“ hat der
Ramada-Cup, seit er ausgerichtet wird, im Durchschnitt pro Jahr etwa 3.000 Euro
Minus gemacht. Daraus ergibt sich ganz klar die Maßgabe, dass der Ramada-Cup
Kosten senken muss. Gewinn erzielen will und soll der DSB mit dieser
Turnierserie allerdings nicht.
Apropos Turniere. Der DSB hat 2009 eine
Reihe von Internationalen Veranstaltungen gefördert: die Internationale
Mannschaftsmeisterschaften, Europameisterschaften, Junioren WM, EM U18, die
Internationalen Einzelmeisterschaften, WM U10 – U18, EM U10-U18, Mitropa-Cup,
zusammen etwa 80.000 Euro. Dazu kommen noch 24.542,72 für die Deutsche
Einzelmeisterschaft Männer, Dähne-Pokal 4.682,30, etwa 8.800 Euro für die Blitz
EM/ Mannschaftsmeisterschaft, Schnellschach, sowie 17.280 Euro für die
Einzelmeisterschaft der Frauen, sowie 2.450 für die Blitz- und
Schnellschachmeisterschaften der Frauen. Für „Zuschüsse zu Veranstaltungen“ im
Seniorenschach werden 9.000 Euro veranschlagt. Wieso ist für all diese Turniere
Geld da und bei der Olympiade fehlen 10.000 Euro?
Den Kosten für diese Turniere stehen im
Haushalt ausgewiesene Einnahmen gegenüber. Zum Beispiel zahlen die
Landesverbände anteilig für Ihre Teilnehmer. Dadurch korrigieren sich die
genannten Summen nach unten.
Tatsächlich gibt es Diskussionen, in denen
gefordert wird, dass eher mehr Geld für die Ausrichtung von nationalen
Meisterschaften zur Verfügung gestellt wird. Auch über die Form der Deutschen
Meisterschaft wird im DSB diskutiert. So wird geprüft, ob man nicht ein
Spitzenturnier ausrichten kann. Die eine Seite sagt „Ja, wir würden uns
wünschen, dass die acht Elo-Besten und vielleicht noch zwei Qualifikanten die
Deutsche Meisterschaft in einem Rundenturnier austragen würden“. Aber dann gibt
es eben auch Stimmen, die sagen: „Wenn wir das tun, kommt mein Landesmeister
nicht mehr zur Deutschen Meisterschaft und dann nimmt kein Mensch mehr an der
Landesmeisterschaft teil.“ Und auch das ist ein Argument, das man nachvollziehen
kann.
Was mich wundert ist, dass der DSB diese
Debatte im Verborgenen führt. So bleibt die Kritik, die an der jetzigen Form der
Deutschen Meisterschaft geübt wird, unwidersprochen. Warum leistet der DSB hier
und auch in der Debatte um die Deutsche Nationalmannschaft so eine
zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit?
Ich glaube – und das ist der negative Teil
meiner Antwort – das liegt an der fehlenden Ressource. Anders als in einem
Unternehmen vertritt niemand die Entscheidungen des DSB wirklich öffentlich. Die
andere – positive – Seite meiner Antwort ist der Verweis auf „gutes Benehmen“.
Wir verhalten uns zurückhaltender, sachlicher und weniger emotional als einige
unserer Kritiker. Allerdings wünsche ich mir, dass wir schneller wären und
bestimmte Dinge offensiver angehen würden. So ist Ralph Alt zum Beispiel dafür
angezählt worden, dass er die Deutsche Meisterschaft angeblich auf den gleichen
Termin wie die Europameisterschaft gelegt hat. In Wirklichkeit wurde die
Europameisterschaft kurzfristig verlegt und zwar genau auf den Termin der zu
diesem Zeitpunkt nicht mehr verschiebbaren Deutschen Meisterschaft.
Durch die zurückhaltende Äußerungspolitik
des DSB, auch in Bezug auf die Debatte um die Nationalmannschaft, entsteht
allerdings auch leicht der Eindruck, der DSB wolle das Problem aussitzen und
drücke sich um eine pointierte und klare Stellungnahme.
Ich wünsche mir eine offensivere
Informationspolitik. „Ich“ möchte nicht immer warten, bis man uns anzählt. „Ich“
würde gerne mal der Erste sein, der sich zu wichtigen Sachfragen öffentlich
äußert. Denn die Diskussionen innerhalb des DSB werden tatsächlich und durchaus
auch mal kontrovers geführt. Aber uns gelingt es oft schlecht, die Haltung des
DSB einer Öffentlichkeit plausibel zu machen. Hierin besteht m. E. eines unserer
größten strukturellen Defizite.
Ein anderer großer Posten in der Bilanz
sind Sach- und Reisekosten. Sie belaufen sich für Bundeskongress/Hauptausschuss,
Präsidium und Kommissionen auf ca. 45.000 Euro, dazu kommen noch 4.424,07 Euro
Reisekosten hauptamtlicher Mitarbeiter. Wer reist dort so viel und warum? Dieser
Posten schürt leicht das beliebte Bild vom Funktionär, der auf Verbandskosten
von Sitzung zu Sitzung reist, es sich am Bankett gut gehen lässt, doch bei allem
Aufwand letztlich nichts bewirkt.
Auch hier müsste der DSB offensiver sein und
zeigen, wo und was er leistet. Bei uns gibt es definitiv niemanden, der Kohle
verheizt. So stimmt es nicht, dass die Funktionäre im Fünf-Sterne-Hotel mit
Bankett übernachten – o.k., wir schlafen nicht auf Holzbetten, aber das
jeweilige Hotel entspricht in der Regel dem „normalen“ Standard. Was die
Reisekosten betrifft, so gehen wir bei der Abrechnung von den Kosten einer
Bahnfahrt mit Bahncard 50 zweiter Klasse aus.
Insgesamt gesehen wirkt die Debatte um
die Nationalmannschaft wie ein Fiasko. Deutschland schickt nicht die beste
Mannschaft zur Olympiade, das Verhältnis zwischen den Nationalspielern und dem
DSB ist in einigen Fällen angespannt, in anderen vielleicht ganz zerrüttet, der
Bundestrainer wird öffentlich kritisiert, der DSB muss sich verteidigen und
rechtfertigen. Gibt es Pläne, wie man dieses Debakel eindämmt, was man daraus
lernt und wie man so etwas beim DSB in Zukunft vermeiden kann?
Ich glaube nicht, dass es ein Allheilmittel
gibt, das ein solches Szenario in jedem Fall ausschließt. Aber es besteht über
alle Gremien hinweg Konsens, dass wir uns das freiwillig nicht noch
einmal antun wollen. Im Interesse aller Beteiligten. Was das „zerschnittene
Tischtuch“ betrifft, so hoffe ich, dass es dort, wo es möglich ist, zu einer
Annäherung kommt. Natürlich müssen wir – der DSB – überlegen, was wir besser
machen können. Auf wichtige Dinge habe ich bereits hingewiesen: Die
Kommunikation mit den Spielern hätte besser sein können und der DSB hätte eine
offensivere und dennoch freundschaftliche Öffentlichkeitsarbeit betreiben
müssen.
Wie sieht es denn in der Zukunft aus?
Können sich die Spieler – und die Fans – Hoffnungen machen, dass sich in Bezug
auf die Honorare etwas ändern wird? Zum Beispiel, dass man bei der
Schacholympiade 2012 eine andere Form findet, um die Spieler zu bezahlen?
Also, wenn es uns gelingt, die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern, vielleicht auch mit
Unterstützung der Spieler, wenn es uns gelingen sollte, jemanden zu finden, der
bereit ist, die Nationalmannschaft zu unterstützen – dann wäre das für alle
Beteiligten gut.
In der Debatte und angesichts des „nackten“
Haushaltsetats entsteht leicht der Eindruck, der DSB wolle nicht zahlen. Aber so
einfach ist das nicht. Die derzeitigen Rahmenbedingungen lassen eine Aufstockung
der Honorare nicht zu. In diesem Jahr war in Anbetracht der Zahlen der GmbH
nicht mehr drin.
Aber wir müssen die Debatte als Chance
sehen, Punkte, die bislang nicht diskutiert worden sind, zu klären. Wir müssen
die Thematik gemeinsam mit unseren Spitzenspielern- und spielerinnen bearbeiten!
Eins steht jedoch fest: Das DSB - Präsidium
ignoriert seine Aufgaben nicht und befindet sich auch gerade nicht am Buffet ;-)