Vladimir Georgiev wurde 1975 in
Dobrich, Bulgarien, geboren. Er war mehrfacher Bulgarischer Meister seiner
Altersklasse, bis er 1995 schließlich Bulgarischer Meister wurde. Seit 2001
spielt er für FYROM. Zu seinen besten Leistungen zählen der Turniersieg in
Reggio Emilia 2001, der Gewinn der C-Gruppe im Corus-Turnier 2005 sowie der
Gewinn der Silbermedaille bei der Olympiade in Turin 2006. In der Saison
2000-2001 erzielte er ein phantastisches Ergebnis von 12/13 in der
Bundesliga. 2003 lebte er für ein Jahr in Chicago (USA) und arbeitete als
Trainer für Kinder, aber das füllte ihn nicht aus. Er kehrte zum aktiven
Schach zurück und wurde Betreuer von Antoaneta Stefanova, die in Elista 2004 Frauenweltmeisterin wurde. Seine bislang beste Ratingzahl betrug
2596. Vladimir ist in der Schachwelt als positiv und fröhlich bekannt.
Hallo, Vladko, wo steckst Du gerade?
Hallo, wir sind gerade in Sunny Beach,
ein schöner Ort am Schwarzen Meer in der der Nähe von Bourgas (Bulgarien). Wir
bereiten uns mit Antoaneta Stefanova auf die Frauenweltmeisterschaft in Nalchik
vor.
Sunny Beach
Wie sieht eure Vorbereitung aus?
Wir schauen uns vor allem wichtige
theoretische Varianten an. Wir betreiben hier eher generelle Vorbereitung.
Gibt es keine spezielle Vorbereitung
für die Wettkämpfe?
Doch, wir werfen auch einen Blick auf
die Gegnerinnen, mit denen es Ety wahrscheinlich zu tun haben wird.
Und wie steht es mit körperlicher
Vorbereitung?
Auch darauf achten wir. Ich werde Ety
heute früher wecken und dann geht’s direkt zum Swimming Pool. Es gibt einen
ausgezeichneten Pool im Hotel, der nicht so voll ist, wie der vor dem Hotel. Und
Schwimmen ist eine der besten Sportarten für Schachspieler.
Was macht ihr sonst noch?
Nichts Besonderes, nach dem Turnier in
Krasnoturinsk versuchen wir auch ein bisschen zu entspannen.
Das war ein hartes Turnier. Das
Turnier mit dem höchsten Elo-Schnitt in der Geschichte des Frauenschachs. Wie
war es dort?
Ety hat das Turnier zum sechsten Mal
gespielt. Sie ist die einzige Spielerin, die in allen sechs Turnieren gespielt
hat.
Bis zu diesem Turnier ohne großen
Erfolg…
Stimmt. Sie hat dieses Jahr noch nicht
gezeigt, was sie kann. Aber jetzt konnte sie das stärkste Turnier des Jahres
gewinnen. Sie braucht immer neue Herausforderungen.
Hast Du sie bei allen Turnieren
begleitet?
Nur einmal - 2004, nachdem sie
Weltmeisterin wurde. Damals stand sie kurz vor dem Sieg und hat in der letzten
Partie mit aller Kraft versucht zu gewinnen. Aber schließlich hat sie die Partie
doch noch verloren und landete am Ende bei Plus Eins. Dieses Jahr begann Ety gut
– mit zwei Siegen.
Die auf den Großteil des Publikums
ziemlich überzeugend wirkten.
Die erste Partie gegen Koneru war
irgendwann einmal tatsächlich ein Bluff. Die Variante, die wir gewählt haben,
war nicht die beste. Gegen Nata (Natalia Pogonina) haben wir richtig geraten,
welche Variante sie spielen wird und alles lief gut, bis Ety einen Bauern
gewann. Dann gab sie ihrer Mannschaftskollegin (sie spielen beide für
Krasnoturinsk) leider zu viele Chancen, aber zum Glück für uns überschritt
Natalia die Zeit.
Die entscheidende Partie war zweifellos
die gegen Marie Sebag. Ety konnte ihre Gegnerin verwirren und in einer scheinbar
verlorenen Stellung das Ruder noch herumreißen.
Aber dann kam eine untypische
Niederlage gegen Pia Cramling in einem Turmendspiel drei gegen vier?
Das kann jedem passieren, vor allem,
wenn man eine schlechte Stellung lange verteidigen muss. In dieser Partie hat
sich Ety lange gut verteidigt, aber als schließlich eine Remisstellung erreicht
war, unterlief ihr ein schlimmer Fehler.
Wie ist das von so vielen Frauen
umgeben zu sein?
Ich muss zugeben – das macht Riesenspaß.
Sie lächeln immer und sind abseits des Bretts freundlich. Es ist ganz und gar
nicht so wie bei anderen Sportarten, zum Beispiel beim Tennis, oder bei
Topalov-Kramnik, die sich aus dem Wege gehen.
Natürlich, wenn sie sich ans Brett
setzen, dann sieht das anders aus. Aber ich muss ja nicht gegen sie spielen.
Ich habe gesehen, dass ihr am freien
Tag eine Party gefeiert habt.
Ja, es gab Karaoke und Tanz.
Hast Du gesungen?
Neiiin, weder ich noch Ety. Aber wir
haben viel getanzt. Übrigens tun die Organisatoren in Krasnoturinsk immer ihr
Bestes, um die Spielerinnen zu unterhalten. Letztes Jahr war es Sportschießen,
dieses Jahr Tanz und jedes Jahr ist es etwas Anderes. Ein Sponsor ist
abgesprungen, aber sie haben zusätzliche Hilfe von der Regierung erhalten und
konnten den Status des Turniers sogar noch steigern. Die Stadt ist sehr schön,
es gibt einen malerischen Fluss. Die Leute erkennen Antoaneta und sie hat viele
Anhänger.
Du hast die Partien für das Publikum
kommentiert?
Ja, und das war auch sehr schön, weil
die Leute hier über eine ausgezeichnete Schacherziehung verfügen.
Warum ist Antoaneta nicht bei den
Pressekonferenzen nach den Partien gewesen?
Wir haben bemerkt, dass sie nicht nur
viel Zeit kosten, sondern auch sehr schlecht für die Konzentration sind. Ety
folgte meinem Rat bei der Frauenweltmeisterschaft in Elista, wo sie gewonnen
hat, und wir haben beide die Pressekonferenzen nicht besucht. Das hat uns ein
bisschen Geld gekostet, aber das war es wert. Am Besten ist eine Pressekonferenz
zum Schluss J.
Nehmen wir an, die Partie endet nach
zwei oder drei Stunden. Dann muss man zwei oder drei Stunden warten, bis die
anderen mit ihren Partien fertig sind. In der Zeit könnte man auch etwas anderes
machen, zum Beispiel sich etwas ausruhen.
In Krasnoturinsk haben die Organisatoren
unsere Gründe verstanden und mir erlaubt, Antoaneta bei den Pressekonferenzen zu
vertreten, ohne dass es dafür Strafen gab.
Verrat uns ein bisschen mehr über
euer Team. Wie entspannt ihr euch nach den Partien am Liebsten?
Wie die meisten Frauen geht Ety gerne
shoppen und ich habe nichts dagegen, sie dabei zu begleiten. Ich habe erkannt,
dass sie ihre Batterien nach ausgiebigem Shopping immer auflädt. (Übrigens meint
Ety, es macht Spaß, mit Vladimir zu shoppen – er beklagt sich nie und ist
normalerweise ihrer Meinung, ohne dabei mit Komplimenten zu geizen.)
Du bist ebenfalls aktiver Spieler.
Wie wirkt sich die Zusammenarbeit mit Stefanova dabei aus?
Das ist für beide nützlich. Da ich bei
ihren Eröffnungen auf dem Laufenden sein muss, kann ich das, was ich dabei
lerne, auch anwenden. Was gut für mich ist. Das hat sich vor allem letztes Jahr
in Dresden bei der Europameisterschaft gezeigt, wo Ety die Silbermedaille gewann
und ich mich für den World Cup qualifizieren konnte.
Werdet ihr ein bisschen früher nach
Nalchik kommen, um euch zu akklimatisieren?
Unsere Vorbereitung endet am 18. August,
eine Woche vor dem Turnier. Dann entspannen wir ein bisschen in Sofia und reisen
dann ein paar Tage vor Beginn der Meisterschaft an.
Vielen Dank für das Gespräch und viel
Glück!