Interview mit Veselin Topalov: "Ich bin überzeugt, dass ich gewinne."

von ChessBase
11.02.2009 – Kommenden Montag beginnt in Sofia das Kandidatenfinale über acht Partien zwischen Veselin Topalov und Gata Kamsky. Der Sieger erhält das Recht, gegen Anand um die Weltmeisterschaft zu spielen und am nächsten Kandidatenfinale teilzunehmen. Auch der Verlierer ist bereits für das kürzlich überraschend eingeführte Kandidatenturnier qualifiziert. Im Interview mit Dagobert Kohlmeyer gibt Veselin Topalov seiner Zuversicht Ausdruck, dass er das Kandidatenfinale gewinnen wird und erläutert, wie es dazu kam, dass es nun doch in Sofia stattfindet und nicht in Lwow, wie zwischenzeitlich geplant. Im Heimvorteil sieht er keinen allzu großen Nutzen, da die Erwartungen im eigenen Land auch hinderlich sein können. Topalov erwartet von Kamsky harte Gegenwehr und will diese mit Hilfe seiner drei Sekundanten brechen. Im Übrigen kritisiert Topalov die FIDE für ihr kurzfristigen Regeländerungen innerhalb eines WM-Zyklus'.Offizielle Wettkampfseite...Zum Interview...

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"Das Duell wird sehr hart“
Interview mit Veselin Topalov vor seinem Match gegen Gata Kamsky
Von Dagobert Kohlmeyer

In Sofia findet ab Montag, dem 16. Februar, das mit Spannung erwartete WM-Kandidatenfinale zwischen Veselin Topalov und Gata Kamsky statt. Der bulgarische Exweltmeister und der amerikanische Großmeister spielen um 250.000 Dollar sowie das Recht, Weltmeister Viswanathan Anand (Indien) noch in diesem Jahr herauszufordern. Während das Topalov-Team schon seit einer Woche in Sofia ist, wird Kamsky am Donnerstag dort erwartet. Dagobert Kohlmeyer sprach mit Veselin Topalov.

Ihr Duell gegen Kamsky sollte eigentlich schon im vergangenen November in Lwow über die Bühne gehen. Stattdessen spielten Sie beide zur Schacholympiade in Dresden. Wie kam es dazu?

Wir wurden vorher lange hingehalten, und als das Match in der Ukraine geplatzt war, konnte ich in Dresden meinem Team und Kamsky der USA-Mannschaft helfen. Es war klar, dass sie in Lwow in letzter Minute beim besten Willen keinen guten Kandidaten-Wettkampf mehr organisieren würden.

In Dresden kassierte Bulgarien zu Beginn gegen das deutsche Jugendteam eine Niederlage. Ihr Kommentar dazu?

Die deutschen Jungs haben sehr clever gespielt. Ich pausiere bei der Olympiade eigentlich immer in den ersten Runden, wenn wir nicht so starke Gegner haben. Einige aus unserer Mannschaft waren in Dresden offensichtlich nicht in bester Form. Mit meiner eigenen Leistung bin ich zufrieden, ich erzielte bei der Schacholympiade das drittbeste Ergebnis am ersten Brett.

Zurück zum Kandidatenmatch. Was ist vorher mit dem Austragungsort Lwow schiefgelaufen?

Die andere Seite hat nur geredet und nichts getan. So verging die Zeit, und nichts passierte. Die ukrainischen Organisatoren haben den Fehler gemacht und nur leeren Worten eines Betrügers geglaubt, der 750 000 Dollar auslobte. Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache. Sie und die FIDE versäumten es, die Sache kritisch zu prüfen, es gab keine Bankgarantie usw.

Jetzt liegt jedoch sehr viel weniger Geld auf dem Tisch…

Das stimmt, aber es ist ja kein WM-Finale. Ich bin bereit, das Match zu spielen. Natürlich wäre auch mir ein größerer Preisfonds lieber, doch mehr als 250 000 Dollar waren in Bulgarien wegen der Krise nicht aufzutreiben. Den größten Teil hat das Sportministerium zur Verfügung gestellt, der Rest kommt von privaten Sponsoren. Dieses Geld ist sicher. Darum konnten Kamsky und ich in Dresden den Vertrag über das Match unterschreiben.

Wie verlief Ihre Vorbereitung?

Ich denke, in den vergangenen Monaten alles Nötige getan zu haben. Im Dezember gewann ich das erste Superturnier im chinesischen Nanking, das hervorragend organisiert war. Dadurch konnte ich meinen Platz als Erster der Schach-Weltrangliste festigen. Anschließend widmete ich mich in Spanien ganz der Präparation auf das Duell von Sofia.

Sind Sie topfit für den Wettkampf?

Das bin ich. Es ist ganz wichtig, dass ich mich in Sofia in Bestform so wie im Herbst präsentiere. Um schachliche Höchstleistungen zu bringen, musst du körperlich und mental bestens gerüstet sein. In meinem Alter sehe ich da auch noch keine Probleme. Anand ist sechs Jahre älter als ich und spielt auf höchstem Niveau.

Welche Großmeister werden in Sofia Ihre Sekundanten sein?

Wir haben drei Trainer verpflichtet: Meinen Landsmann Ivan Cheparinov, den Spanier Franzisco Vallejo und den Holländer Erwin L’Ami.

Wie beurteilen Sie Ihre Chancen gegen Gata Kamsky?

Ich erwarte kein leichtes Match. Es wird ein sehr harter Fight, doch ich bin überzeugt, dass ich gewinne. Weil es nur acht Partien sind, darf man sich allerdings keinen Ausrutscher leisten. Ich muss deshalb hochkonzentriert sein. Mein ELO-Vorteil allein wird zum Sieg nicht reichen.

Was zeichnet Ihren Kontrahenten aus?

Gata Kamsky ist ein großer Kämpfer und hat eiserne Nerven. Nach einer längeren Spielpause ist er wieder in der Weltspitze angekommen. Er wird mir ganz sicher gehörig zusetzen. Ich habe in der Vorbereitung versucht, die Schwachstellen in seinem Spiel zu finden. Ob ich sie ausnutzen kann, wird der Wettkampf zeigen.

Ist es ein Vorteil für Sie, zu Hause in Sofia zu spielen?

Ein Heimspiel ist immer angenehm, vor allem, wenn es erfolgreich verläuft. Auf der anderen Seite kann es aber auch ein Nachteil sein, denn die Erwartungen meiner Landsleute sind sehr groß, und der Druck ist viel höher. Das bin ich schon vom M’tel Masters in Bulgarien gewöhnt. Ich hätte das WM-Kandidatenmatch auch ohne weiteres im Ausland gespielt.

Die FIDE experimentiert ständig mit dem Reglement bei der Ermittlung des Schachweltmeisters. Welcher Modus ist Ihnen persönlich am liebsten?

Ich kenne aus eigener Erfahrung alle drei Versionen: den Zweikampf, die Turnierform und das K.-o.-System. Alle diese Formate sind für mich in Ordnung, aber ein begonnener Zyklus muss auch zu Ende gebracht werden. Das ist das Wichtigste. Wenn der Weltverband in einem laufenden Wettbewerb einfach die Regeln ändert, wie er es in den vergangenen Jahren schon oft getan hat, wird er unglaubwürdig. Die FIDE muss sich dann nicht wundern, wenn Top-Spieler aus dem WM-Karussell aussteigen.

 

 

 

 

 

 

 


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