19.11.2020 – Der US-Amerikaner Isaac Kashdan war zu Anfang der 1930er Jahre einer der besten Spieler der Welt mit sensationellen Ergebnissen bei den Schacholympiaden. Aljechin betrachtete ihn als einen seiner möglichen Nachfolger. Legendär ist Kashdans Aufritt in der Groucho Marx Show. Heute jährt sich Kashdans Geburtstag zum 115ten Mal. | Foto: Isaac Kashdan mit seinen Söhnen, Ende der 1940er Jahre (Nancy Roos)
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Der Name von Isaac Kashdan ist in der Schachwelt nicht so bekannt geworden, wie der von anderen Schachspielern seiner Zeit. Tatsächlich gehörte der US-Amerikaner zeitweise aber zu den besten Schachspielern der Welt. In seiner nachträglichen Berechnung von historischen Elo-Zahlen führt der Statistiker Jeff Sonas (www. chessmetrics.com) im Januar 1931 den zu dieser Zeit 24-jährigen Isaac Kashdan bereits als Nummer Vier der Weltrangliste, hinter Alexander Aljechin, José Raul Capablanca, Aron Nimzowitsch, vor Efim Bogoljubov, Akiba Rubinstein und Max Euwe. Von 1932 bis 1934 nimmt er nach Sonas hinter Aljechin sogar den zweiten Platz in Weltrangliste ein. Und Alexander Aljechin betrachtet den Amerikaner als einen seiner möglichen Nachfolger als Weltmeister.
Isaac Kashdan wurde auf den Tag genau, vor 115 Jahren in New York geboren. Er absolvierte das New Yorker City College und war spätestens ab 1923 Mitglied in mehreren Schachclubs. 1924 machte er erstmals auf sich aufmerksam, als er in New York einen Problemlöse-Wettbewerb gewann, vor Richard Reti.
1928 gehörte führte Isaac Kashdan schon am ersten Brett die US-Mannschaft bei der Schacholympiade in Den Hag an und gewann mit seinem Team hinter Ungarn die Silbermedaille. Mit 13 aus 15 war er bester Spieler an Brett 1.
Kashdan blieb in den folgenden Jahren in Europa und vertrat die USA auch bei der Schacholympiade in Hamburg 1930 am ersten Brett vor Frank Marshall. Mit 14 aus 17 war er fast so erfolgreich wie bei seinem Olympiade-Debüt und drittbester Spieler.
1930 nahm er an einem kleinen Viererturnier im berühmten Café Moka Efti in Berlin teil, das er locker gewann - Sämisch wurde Vierter -, und spielte außerdem noch das Anderssen Jubiläumsturnier in Frankfurt mit. Hier belegte er den zweiten Platz hinter Nimzowitsch.
Anfang Oktober 1930 gewann er ein Turnier in Gyor (Ungarn) und Ende Oktober spielte er mit Erfolg bei einem gut besetzten Turnier in Stockholm mit, verlor aber ein Trainingsmatch gegen Gösta Stoltz.
Im April 1931 finden wir Isaac Kashdan wieder in New York, wo er ein ebenfalls recht ordentlich besetztes Turnier als Zweiter hinter einem überlegenen Raul Capablanca beendete.
Im gleichen Jahr folgte seine dritte Teilnahme an einer Schacholympiade, diesmal in Prag, im Kaufhaus U Novaku. Das US-Team, wieder mit Kashdan am ersten Brett gewann Gold. Kashdan war dabei an seinem Brett drittbester Spieler hinter Aljechin und Bogoljubov. Auch bei der Schacholympiade 1933 gehörte Kashdan zu den Leistungsträgern der US-Mannschaft, die erneut Gold gewann. Er holte 10 aus 14 am ersten Brett.
Das US-Team in Folkstone
Nur Weltmeister Aljechin war besser.
Trotz seiner Erfolge konnte Kashdan mit dem Schach seine Familie nicht ernähren und wechselte in einen "normalen" Beruf. Er wurde Versicherungsagent und arbeitete in einem Versicherungsunternehmen. Bei der Schacholympiade 1935, wo das US-Team zum dritten Mal Gold gewann, fehlte Kashdan. Zwei Jahre später war er wieder dabei. Bei der Schacholympiade 1937 spielte Isaac Kashdan am dritten Brett hinter Reshevsky und Fine und war mit erneut 14 aus 16 der beste Spieler an diesem Brett und des ganzen Turniers.
L-R: Manager Fritz Brieger, Sammy Reshevsky, Issac Kashdan, I.A. Horowitz, Reuben Fine und Frank Marshall. (Foto: Chess Review 1938)
Seine Schacholympiade-Gesamtbilanz ist beeindruckend: 52 Siegen stehen nur 5 Niederlagen gegenüber. 22 Partien endeten remis.
Neben den Schacholympiaden nahm Kashdan auch weiter erfolgreich an Turnieren teil. In Bled 1931 gehörte er zu den wenigen, die nicht gegen Aljechin verloren. Nimzowitsch wurde besiegt.
Beim Christmas Congress 1931-32 in Hastings wurde er Zweiter.
Dann spielte der das London International 1932 mit und wurde dort Dritter hinter Aljechin und Flor, zusammen mit Sultan Khan. Ein Turnier in Mexiko City 1932 gewann er zusammen mit Aljechin. Viermal nahm Kashdan an US-Meisterschaften teil, konnte diese aber nie gewinnen. 1942 verlor er einen Stichkampf gegen Reshevsky.
Reshevsky und Kasdan unterschreiben die Stichkampf-Regeln
Nach dem Krieg nahm Kashdan noch an regionalen Meisterschaften und Open teil. Einer seiner letzten Wettbewerbe war ein Vergleichskampf einer UdSSR-Auswahl gegen eine US-Auswahl, im Sommer 1955 in Moskau. Kashdan spielte drei Partien gegen Mark Tajmanov remis und verlor eine. Die UdSSR gewann das Match sehr deutlich mit 25:7
Ähnlich wie Capablanca vermochte Kashdan aus kleinsten Vorteilen heraus seine Stellung nach und nach zu verbessern und seine Partien dann zum Gewinn zu führen, weshalb er sich den Beinamen "der kleine Capablanca" erwarb. Kombinieren konnte er aber auch. Als Kashdans "Unsterbliche" wird diese Partie angesehen:
1950 wurde Kashdan von der FIDE zum Internationalen Meister, 1954 zum Großmeister ernannt.
1933 hatte Isaac Kashdan zusammen mit Al Horowitz und Fred Reinfeld das Schachmagazin Chess Life begründet (ab 1969 Chess Life and Review). Von 1955 bis 1982 führte außerdem die Schach Kolumne der Los Angeles Times. 1965 und 1968 veröffentlichte er zwei Turnierbücher über den 1. und den 2. Piatigorsky Cup. Darüber hinaus war er als Organisator und Schiedsrichter tätig. Seit 1949 war er Life Director der US-Chess Federation.
Isaac Kashdan, Reuben Fine und Mona May Karff bei der Eröffnung der Panamerikanischen Schachmeisterschaft
In einem seltenen Glücksfall für die Schachgeschichte war Isaac Kashdan 1956 Gast in einer Ausgabe der Groucho Marx Show "You bet your life", in der er nicht so bekannte Persönlichkeiten vorstellte. Groucho Marx brillierte einmal mehr mit seinem spontanen Worwitz.
Groucho fragte Kashdan aus und bot ihm schließlich eine Partie an. "Ich könnte die Partie blind spielen und würde sie gewinnen", meinte Kashdan. Groucho: "Warum wollen Sie gegen mich blind spielen? Können Sie meinen Anblick nicht ertragen?" Und dann noch: "Wenn Sie blind spielen, könnte ich bescheißen." "Es gibt Schiedsrichter und man kann beim Schach nicht bescheißen", klärte Kashdan ihn auf. "Wenn man nicht bescheißen kann, vergessen Sie es."
Ein weiterer Gast war Frau Schwartz, die Mutter von Tony Curtis.
Die Marx Brother hatten in den 1930er Jahren eine Reihe von legendären Slapstickfilmen gedreht. Manchmal kam auch Schach vor. Einer der berühmtesten Clips ist aber die Spiegelszene aus Duck Soup.
1982 wurde Isaac Kashdan Opfer eines Schlaganfalls, an dessen Spätfolgen er am 20. September 1985 starb.
Sein Grab befindet sich im Mount Sinai Memorial Park, Los Angeles (Foto: Brook Schreier Ganz)
Fotoquellen: http://soloscacchi.altervista.org/ Wordl Chess Hall of Fame, https://worldchesshof.org/ http://skaksogufelagid.is Mechanic's Institut, https://www.milibrary.org/
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