Beim Isle of Man International Open gibt es die Möglichkeit eine Runde auszusetzen. Die Regel kommt aus den USA. Ursprünglich stand vielleicht die Idee dahinter, Spielern die Teilnahme am Turnier zu ermöglichen, die erst einen Tag später kommen oder einen Tag früher abreisen müssen. Man setzt aus und erhält einen halben Punkt kampflos. Für kampflos steht im englischen Sprachraum "bye". Der Spieler nimmt also ein "bye". Aber es ist auch erlaubt, das "bye" zwischendrin zu nehmen. Und davon machen die Spieler beim Isle of Man auch aus turniertaktischen Gründen Gebrauch, zum Beispiel, um eine Schwarzpartie weniger zu haben. In der gestrigen fünften Runde setzten beispielsweise Boris Gelfand und Arkadij Naiditsch aus.
Das absolute Spitzenspiel der gestrigen Runde war also die Partie zwischen Jeffrey Xiong und Wang Hao. Beide Spieler hatten 4,5 Punkte vor der Runde. In den USA gibt es derzeit einen Schachboom. Viele Talente werden gesichtet und gefördert und Xiong ist einer von ihnen. Zusammen mit Awonder Liang und Samuel Sevian ist der 18-Jährige zur Zeit einer der jüngsten US-Großmeister und befindet sich mit seiner Elo-Zahl auf dem Weg zur 2700-Marke.
Gegen Wang Hao führte Xiong die weißen Steine. Aus der Katalanischen Eröffnung war eine typische Karlsbad-Struktur entstanden, wobei Schwarz zuvor seinen weißfeldrigen (schlechten) Läufer losgeworden ist.
Hier ging es programmatisch mit 19.b5 weiter. Schwarz nahm einmal und ließ dann auf c6 tauschen, aber an die Schwäche kam Weiß nicht recht heran. Remis nach 60 Zügen. Wahrscheinlich war Xiong nicht so unglücklich darüber.
Wang Hao, Jeffrey Xiong
Gupta, Nakamura
Am Nebentisch traf Hikaru Nakamura auf Abhijeet Gupta. In der Englischen Eröffnung hatte Schwarz nach Art des Wolgagambits am Damenflügel einen Bauern geopfert und suchte nach Kompensation.
Die schwarze Dame war etwas lästig nahe dem weißen König eingedrungen. Schwarz hatte zuletzt 22....Sb4 gespielt und droht nun eine Gabel auf c2. Auch der a2 ist eventuell unter Beschuss. Was soll Weiß tun? Nakamura spielte 23.Sb5 (droht Ld4 mit Damenfang). Nach 23...Sc2 (23...c5 war besser) folgte 24.Ld4. Jetzt wäre 24. ...Sxd4 der sachliche Zug gewesen, wonach Weiß aber alles unter Kontrolle hat. Gupta versuchte 24...Se3 25. Lxe3 Txe3 und nach 26.Tf1 Dxe2 27.Dxe2 Txe2 entschied 28.Sd4. Game over.
Nakamura rückte damit in die Führungsgruppe auf. Auch Maxime Vachier-Lagrave ist dort jetzt zu finden. Sein Gegner Rinat Jumbayev war mit einem zurückhaltenden Aufbau der Grünfeld-Verteidigung des Franzosen ausgewichen, geriet dann aber nach und nach unter Druck.
Weiß versuchte sich hier mit 33.f4 zu befreien, wurde aber vielleicht von der schwarzen Antwort überrascht: 33...Txb2!
Vachier-Lagrave
Einige der deutschen Großmeister hatten gestern starke Gegner. Rasmus Svane traf auf Radoslaw Wojtaszek, Daniel Fridman spielte gegen Anand. Beide mit Schwarz. Alexander Donchenko durfte die weißen Steine gegen Richard Rapport führen. Am Ende hieß es hier 0:3 - für die anderen.
Nach 20.b5 war die Partie für Schwarz schon in die falsche Richtung gelaufen. Es drohte 21.Sc6. Schwarz spielte 20...Sb8 und glaubte, dass es nach 21.Df3 immer noch vor allem um das Feld c6 ging. Der Versuch, mit 21...Sfd7 nun den weißen Se5 zu befragen, erwies sich als grober Fehler. Es folgte nämliche der taktische Schlag 22.Dxf7! Zehn Züge später war die Partie zu Ende.
Daniel Fridman hielt sich mit den schwarzen Steinen in der Russischen Verteidigung lange gegen den 15. Weltmeister, doch dann ging beim Übergang ins Endspiel ein Bauer verloren.
Es ist lehrreich zu sehen, wie Anand diesen kleinen Vorteil gegen die zähe Gegenwehr des deutschen Nationalspielers geduldig zum Sieg führte. Nach 42.a5 dauerte die Gewinnführung noch 30 Züge.
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Alexander Donchenko hatte gegen Richard Rapport zwar die weißen Steine, doch das half ihm nicht. Er kam zum gleichen Ergebnis wie die Kollegen.
Nach der Eröffnung war der junge deutsche Großmeister unter Druck geraten. Hier öffnete 29...d5 der schwarzen Dame den Weg zum weißen König. Zunächst fällt der weiße Bauer f4.
Einige andere Spieler der deutschen Delegation konnten aber durchaus Zählbares aus der Runde mitnehmen. Dennis Wagner spielte remis gegen Zoltan Almasi. Ilja Schneider gelang das gleiche gegen Pavel Eljanov. Und Elisabeth Pähtz nahm David Howell auch einen halben Zähler ab. Georg Meier hatte mit Weiß gegen den jungen Lance Henderson de la Fuente vielleicht auf mehr gehofft, während Georg Seul gegen Praggnanandhaa mit dem Ergebnis zufrieden sein kann. Vincent Keymer kam zu einem ganzen Punkt gegen Thomas Hoefelsauer.
Was haben die Superstars gemacht? Sergey Karjakin remisierte mit Mircea-Emilian Parligras, Levon Aronian ebenso gegen Adhiban. Anish Giri teilte den Punkt mit Vladislav Kovalev und Wesley So mit Nigel Short. alexander Grischuk spielte gegen Hrant Melkumyan auch remis. Vladimir Kramnik besiegte Erwin L'Ami.
Ergebnisse
Partie
Stand nach sechs Runden
1 |
3 |
|
GM |
Vachier-Lagrave Maxime |
|
|
2780 |
5,0 |
|
8 |
|
GM |
Nakamura Hikaru |
|
|
2763 |
5,0 |
|
10 |
|
GM |
Wojtaszek Radoslaw |
|
|
2727 |
5,0 |
|
12 |
|
GM |
Wang Hao |
|
|
2722 |
5,0 |
|
13 |
|
GM |
Naiditsch Arkadij |
|
|
2721 |
5,0 |
|
29 |
|
GM |
Xiong Jeffery |
|
|
2656 |
5,0 |
7 |
4 |
|
GM |
Kramnik Vladimir |
|
|
2779 |
4,5 |
|
6 |
|
GM |
Anand Viswanathan |
|
|
2771 |
4,5 |
|
9 |
|
GM |
Karjakin Sergey |
|
|
2760 |
4,5 |
|
11 |
|
GM |
Rapport Richard |
|
|
2725 |
4,5 |
|
15 |
|
GM |
Adams Michael |
|
|
2712 |
4,5 |
|
17 |
|
GM |
Artemiev Vladislav |
|
|
2706 |
4,5 |
|
24 |
|
GM |
Jones Gawain C B |
|
|
2677 |
4,5 |
|
25 |
|
GM |
Sethuraman S.P. |
|
|
2673 |
4,5 |
|
36 |
|
GM |
Parligras Mircea-Emilian |
|
|
2623 |
4,5 |
|
45 |
|
GM |
Antipov Mikhail Al. |
|
|
2593 |
4,5 |
|
47 |
|
GM |
Gupta Abhijeet |
|
|
2588 |
4,5 |
18 |
1 |
|
GM |
Aronian Levon |
|
|
2780 |
4,0 |
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