Das offene Turnier Capo d´Orso (auf Deutsch Bärenkap) steht für Schach in entspannter Atmosphäre. Es lockt die Sonne Italiens und das fantastische Essen lokaler Prägung mit Pasta in verschiedenen Variationen, viel Fisch und nicht zu vergessen der leckere Hauswein. Das Turnier ist bei den Deutschen sehr beliebt und unter den 122 Teilnehmern fanden sich 24 Namen mit dem FIDE-Kürzel GER. Gespielt wird in der Bungalow-Anlage Porto Mannu, direkt am Strand gelegen, im Norden Sardiniens in der Nähe des Ortes Palau und des berühmten Bärenkaps. Aus Hamburg machte sich eine dreiköpfige Fraktion auf den Weg, mit dem Flieger über Berlin nach Olbia, den guten Ruf des Turniers zu testen – IM Jonathan Carlstedt, IM Dmitrij Kollars und ihr Autor.
Von Beginn an wurde deutlich, dass es gar nicht so einfach ist an seiner Bräune zu arbeiten und gleichzeitig den Anforderungen eines Turniers an der Spitze, sprich sich vernünftig auf seine Gegner vorzubereiten, gerecht zu werden. Zumal die Runden schon etwas früh um 15 Uhr beginnen. Der Turnierfavorit Konstantin Landa, der die 7. Auflage 2015 gewann, hatte seine liebe Mühe. Er remisierte gleich zu Beginn zwei Partien, kam nie richtig in Tritt und durfte am Ende froh sein, kein völliges Desaster zu erleben.
Konstantin Landa - Foto: Georgios Souleidis
Am Ende sprangen für Landa 6,0 Punkte raus, genau wie für ihren Autor und Dmitrij Kollars. Der 16-jährige Deutsche hat entschieden eine Profilaufbahn einzuschlagen und eilt derzeit von Turnier zu Turnier, die sein Manager Jonathan Carlstedt für ihn organisiert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann er Großmeister wird, da er sehr gut arbeitet und sich stetig steigert. In Porto Mannu verlor er keine Partie und stand im Prinzip nur in der letzten Runde - das muss ich jetzt erwähnen, weil es gegen mich war - unter Druck.
Was ihm manchmal noch etwas fehlt, ist der „Punch“. Ein gutes Beispiel ist seine Partie gegen Dmitry Frolyanov aus der 3. Runde, die ich auch analysiert habe, weil sie mich an meine Jugendzeit erinnerte, als ich das Jänisch-Gambit spielte.
Dmitrij Kollars - Foto: Yuri Garett
Das Turnier wurde eine Beute von Danny Raznikov. Der israelische Großmeister startete mit vier Siegen, geriet nie wirklich in Gefahr und hatte am Ende als einziger Akteur 7,0 Punkte auf dem Konto. Eine feine positionelle Leistung zeigte er in der 7. Runde gegen Vitaly Sivuk. Er besiegte den ukrainischen Großmeister und sicherte sich im Prinzip damit den Turniersieg.
Danny Raznikov mit Trophäe
Beschließen möchte ich den sportlichen Teil mit einer kleinen taktischen Einheit aus meinem Oeuvre. Leidtragender war ein schwedischer Nachwuchsspieler mit dem herrlichen Namen Milton Pantzar.
Das Open am „Bärenkap“ kann ich jedem wärmstens empfehlen, der Schach mit Urlaub verbinden möchte. Er sollte sich aber darauf gefasst machen mit etwas mehr Bauchumfang zurückzukehren, da die Küche wirklich exquisit ist.
Porto Mannu Partienauswahl
Sabino Brunello durfte sich über den zweiten Platz und über den von der ACP ausgelobten Sonderpreis freuen
Der ACP-Sonderpreis für Frauen ging an die Deutsche Zoya Schleining
Der Förderpreis für starke Jugendliche in Erinnerung an Herbert Garett ging an Desiree Di Benedetto und Luca Moroni, die vom Organisator Yuri Garett umrahmt werden
In Erinnerung an Antonio Sanchirico ging der Preis für den besten italienischen Ü60-Spieler an Claudio Pantaleoni
Jonathan Carlstedt belegte als bester Deutscher mit 6,5 Punkten Platz sieben
Spielsaal
Der obligatorische Bücherstand mit dem Klassiker "Wie schlage ich meinen Vater im Schach" auf Italienisch
Ein Blick auf den schönen Strand
Abschlusstabelle
Komplette Tabelle
Offizielle Webseite