Schon zum 25. Mal wurde Ende Januar der Nord-West-Cup ausgetragen. Was seinerzeit als kleineres Turnier in Oldenburg begann und einige Jahre später nach Bad Zwischenahn umzog, ist inzwischen eines der großen deutschen Open-Turniere. Mit 382 Teilnehmern war die maximale Anzahl an Spielern erreicht, die in der geräumigen und hellen Wandelhalle des Kurhauses bequem Platz hatten.
Nachdem uns das Turnier im letzten Jahr sehr gut gefallen hatte, machten wir uns auch dieses Jahr auf den langen Weg von Freiburg nach Bad Zwischenahn (unter besten Umständen ca. 7,5 Stunden Fahrt), diesmal allerdings noch mit Erschwernissen: Am Montag erfuhren wir, dass am Mittwoch – unserem geplanten Reisetag – der Bahnstreik beginnen sollte, womit unsere Zugreise zu platzen drohte. Zum Glück war der Schulleiter so freundlich, Max noch einen weiteren Tag schulfrei zu genehmigen, und auch die Buchung unserer Ferienwohnung ließ sich um einen Tag nach vorne verlegen, so dass wir schon am Dienstag anreisen konnten. Auf diese Weise hatten wir dann vor dem Turnier einen vollen Tag, um uns in dem netten Kurort am „Zwischenahner Meer“ ein bisschen umzusehen.
Es ist natürlich kein echtes Meer, sondern ein großer See, auch die „Perle des Ammerlands“ genannt.
Der Spielsaal lag direkt am Kurpark und am Zwischenahner Meer, so dass man die Zeit zwischen den Doppelrunden gut für Spaziergänge nutzen konnte.
Da ich selbst nicht mitspielte, sondern meinen 13-jährigen Sohn Max (Skembris) betreute, hatte ich noch etwas mehr Zeit, mich im und um den Spielsaal herum umzuschauen. Vor allem die Spitze des Turniers war in diesem Jahr sehr international besetzt. Der Inder Himal Gusain war direkt aus Frankreich angereist, mit zwei aktuellen Turniersiegen in der Tasche (Tours und Marseille). Fast hätte es noch ein weiterer werden können, aber in der letzten Runde unterlag er gegen den 23-jährigen Italiener Lorenzo Lodici.
Lodici – Gusain 1-0
Damit war dem italienischen Nationalspieler der geteilte erste Platz sicher. Nach Buchholz-Wertung wurde er aber noch übertroffen von seinem bisher weniger bekannten Landsmann IM Alberto Barp, der die letzte Runde mit ein bisschen Glück für sich entscheiden konnte.
Barp – Kramer (siehe Partie)
Die ersten Drei des A-Turniers, von rechts: 1. Alberto Barp, 2. Lorenzo Lodici 3. Erik Van den Doel, der Elofavorit aus Holland.
Auffällig waren auch einige sehr starke chinesische Spieler(-innen), vor allem die erst 13-jährige Lu Miaoyi. Die junge Chinesin ist schon WGM und gehört weltweit zu den stärksten Mädchen ihres Alters (in Bad Zwischenahn startete sie noch mit 2252, in der neuen Elo-Liste liegt sie auf 2369). Sie wird von ihrer Mutter WGM Xu Yuanyuan trainiert und begleitet, die ebenfalls im Turnier mitspielte.
Ein starkes Mutter-Tochter-Gespann: Lu Miaoyi und Xu Yuanyuan (siehe Partie).
Natürlich nutzten auch einige deutsche Nachwuchsspieler die Chance, in diesem Turnier Erfahrung zu sammeln, zumal man durch die Einteilung in A-, B- und C-Turnier schnell Gegner auf Augenhöhe bekommt. Die 13-jährige Lisa Sickmann, hierzulande das mit Abstand stärkste Mädchen ihres Alters, hat in den letzten Monaten mehr als 200 Elopunkte zugelegt und liegt damit in der deutschen Rangliste U14 auf Platz 5. In Bad Zwischenahn konnte sie mit einem Sieg gegen den griechischen GM Spyridon Skembris sogar ihren ersten „GM-Skalp“ holen. Ein netter Punkt war übrigens, dass vor jeder Runde besondere Erfolge gegen Elo-Favoriten (jeweils die besten in allen drei Turnieren) mit einem Buchgeschenk prämiert wurden.
Lisa Sickmann aus Lübeck im Aufwind
Max Skembris
Allerdings konnte Max Skembris ein paar Runden später mit einem Sieg gegen Lisa seinen Papa „rächen“ und die Familienehre wiederherstellen.
Als weiterer Kaderspieler war Hussain Besou am Start, der für einen 12-Jährigen einen erstaunlich vollen Turnierkalender hat und auch diesmal den Jugend-Preis abräumen konnte. Sein kleiner Bruder Jad (mit 7 Jahren auch schon knapp 1600 DWZ) mischte im B-Turnier mit.
Jad Besou ist noch nicht so an Fotos gewöhnt wie sein großer Bruder.
Alles in allem war es ein sehr gelungenes Turnier, das in bewährter Manier gemeinsam vom SK Union Oldenburg, dem SC Schwarzer Springer Bad Zwischenahn und Jürgen Wempes ChessOrg organisiert wurde.
Anke und Jürgen Wempe gehören zu den erfolgreichen „Drahtziehern“ des Turniers.
Endstand im A-Turnier:
1 |
10 |
IM |
Barp,Alberto |
2437 |
|
6 |
32,5 |
210 |
2 |
2 |
GM |
Lodici,Lorenzo |
2548 |
|
6 |
32 |
204,5 |
3 |
1 |
GM |
Van den Doel,Erik |
2551 |
SG Porz e. V. |
5,5 |
32,5 |
204,5 |
4 |
5 |
GM |
Korneev,Oleg |
2474 |
|
5,5 |
30 |
201 |
5 |
56 |
|
Zhang,Xiao |
2137 |
|
5,5 |
30 |
199,5 |
6 |
14 |
IM |
Skytte,Rasmus |
2342 |
Aarhus |
5,5 |
30 |
196,5 |
7 |
3 |
GM |
Solodovnichenko,Yuri |
2477 |
SC Untergrombach 46 |
5,5 |
29 |
200,5 |
8 |
8 |
IM |
Chen,Qi b |
2467 |
|
5,5 |
29 |
193,5 |
9 |
4 |
IM |
Feuerstack,Aljoscha |
2467 |
FC St. Pauli |
5,5 |
29 |
187 |
10 |
11 |
GM |
Milov,Leonid |
2422 |
SC Noris-Tarrasch Nuernberg 1873 e.V. |
5,5 |
28 |
180 |
11 |
15 |
IM |
Langheinrich,Ferenc |
2347 |
SV Empor Erfurt |
5 |
33 |
191,5 |
12 |
6 |
IM |
Kramer,Julian |
2470 |
Hamburger SK 1830 |
5 |
31,5 |
197 |
13 |
9 |
IM |
Gusain,Himal |
2457 |
SK Weilheim e.V. |
5 |
31 |
193,5 |
14 |
26 |
WIM |
Schulze,Lara |
2285 |
SAbt SV Werder Bremen |
5 |
30 |
196,5 |
15 |
27 |
|
Hirneise,Jens |
2270 |
SC Boeblingen 1975 e.V. |
5 |
30 |
191 |
16 |
13 |
|
Meins,Gerlef |
2401 |
Werder Bremen |
5 |
30 |
185 |
17 |
31 |
WGM |
Lu,Miaoyi |
2252 |
|
5 |
27,5 |
197,5 |
18 |
7 |
IM |
Schneider,Ilja |
2468 |
HSK Lister Turm |
5 |
27,5 |
188,5 |
19 |
29 |
|
Besou,Hussain |
2277 |
LSV Turm Lippstadt |
5 |
26,5 |
177,5 |
20 |
21 |
|
Loftgaard,Mikkel Vinh |
2318 |
Laeserforeningen Boca Juniors Chess club |
5 |
25,5 |
185,5 |
167 Spieler
Alle Ergebnisse, sowie Links zu weiteren ChessOrg-Turnieren: http://www.chessorg.de/nwcup.php