Ivanchuk gewinnt in Bazna

von ChessBase
25.06.2009 – Vassily Ivanchuk brauchte nur noch ein Remis in der letzten Runde, um in Bazna beim "Turnier der Könige" alleiniger Erster zu werden. Allerdings spielte er in der zehnten und letzten Runde mit Schwarz. Etwas überraschend entschied er sich in dieser Situation für eine scharfe und ungebräuchliche Variante, aber das erwies sich als das richtige Rezept. Sein Gegner Teimour Radjabov fand keine Möglichkeit, Druck auf die schwarze Stellung auszuüben und die Partie verflachte schnell zum Remis. Damit hatte Ivanchuk das Turnier mit 7 Punkten aus 10 Partien souverän gewonnen. Zweiter mit 6 aus 10 wurde Boris Gelfand, der in der Schlussrunde gegen Gata Kamsky remisierte. Die Plätze drei und vier teilten sich Radjabov und Alexei Shirov mit 5,5 Punkten. Shirov glänzte in der letzten Runde noch einmal mit einem schönen Sieg gegen Nisipeanu, der sich mit 3 Punkten zusammen mit Kamsky Platz 5 und 6 teilte. Dorian Rogozenco hat die Partien der Schlussrunde analysiert.Turnierseite...Mehr...

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Runde 10: Die Analyse
Text und Fotos: GM Dorian Rogozenco

Um das Turnier als alleiniger Sieger zu beenden, brauchte Ivanchuk mit Schwarz ein Remis gegen Radjabov. Und das erreichte der Ukrainer ohne jedes Problem. Ivanchuk wählte den scharfen Najdorf-Sizilianer, spielt dort eine kaum bekannte Variante und glich aus. Radjabov erkannte, dass Weiß nicht einen Hauch von Vorteil hatte und tauschte fast alle Figuren ab, wonach man sich im 28. Zug auf Remis durch Zugwiederholung einigte.

Mit Weiß erreichte Kamsky gegen Gelfand nichts in der Eröffnung. Im Gegenteil, es schien sogar, als ob Schwarz nach 13 Zügen besser stand. Dann gelang es dem US-GM seine Springer in die Nähe des gegnerischen Königs zu bringen und ein paar Drohungen aufzustellen. Im 22. Zug stellte Kamsky eine hübsche Falle, die Gelfand rechtzeitig erkannte und umging. Nach dem Damentausch behielt Weiß gewisse Initiative, aber die Stellung war die gesamte Zeit zweischneidig. In einem scharfen Endspiel einigte man sich im 32. Zug auf Remis.

Shirov-Nisipeanu war eine große Leistung des spanischen GMs. Nisipeanu hatte eine Neuerung in einer etwas ungewöhnlichen Variante des Sizilianers vorbereitet, aber Shirov widerlegte sie mit sehr starkem strategischem Spiel. Im 20. Zug brachte Weiß ein positionelles Qualitätsopfer und Schwarz verblieb mit einer Menge schwacher Felder in seinem Lager. So sehr sich Nisipeanu anstrengte, so konnte Schwarz doch keinerlei Gegenspiel erzeugen und Weiß gewann souverän.

Radjabov,Teimour - Ivanchuk,Vassily
Kings' Tournament Bazna (10), 25.06.2009


Teimour Radjabov fand nicht das richtige Rezept gegen Ivanchuks Eröffnungswahl.


Ivanchuk auf dem Weg zum Turniersieg.

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6
Der Najdorf-Sizilianer, eine der komplexesten Varianten der gesamten Eröffnungstheorie. Schwarz strebt hier meistens einen komplexen Kampf an und diese Eröffnungswahl könnte Radjabov überrascht haben.
6.Lg5 Sbd7 7.f4 Dc7
Auf hohem Niveau eine sehr seltene Variante. Kein Wunder, dass Radjabov für seinen nächsten Zug viel Zeit verbraucht hat.
8.De2 e5 9.Sf5 h6


10.Lxf6
Nach 10.Lh4 nimmt Schwarz mit 10...exf4 einfach den Bauern.
10...Sxf6 11.Se3
Ein neuer Zug. Das zuvor gespielte 11.0-0-0 führt nach 11...Lxf5 12.exf5 0-0-0 13.Dc4 exf4 zu einer ausgeglichenen Stellung.
11...exf4 12.Sed5 Sxd5 13.Sxd5 Da5+


Weiß hat einen starken Springer auf d5, aber den kann Schwarz später mit Le6 abtauschen. Beide Seiten haben jeweils einen schwachen Bauern - Weiß auf e4, Schwarz auf d6. Andere Faktoren fallen nicht so schwer ins Gewicht, also ist die Stellung ausgeglichen.
14.Dd2
14.b4 schwächt die Bauernstruktur zu sehr. Schwarz zieht die Dame einfach nach d8 zurück und später könnte Weiß Probleme mit seinem Damenflügel bekommen.
Nach 14.c3 führen sowohl 14...Le6 als auch 14...Le7 zu vernünftigen Stellungen für Schwarz.
14...Dxd2+ 15.Kxd2 Tb8 16.Sxf4 Le7 17.Lc4 Lg5 18.Taf1 Le6
Jetzt wird klar, dass alle Leichtfiguren vom Brett gehen, wonach das Remis unausweichlich wird.
19.Lxe6 fxe6 20.Kd3 Lxf4 21.Txf4


21...Tf8 22.Txf8+ Kxf8 23.Tf1+ Ke7 24.Tf3 Tc8 25.Tg3 Kf7 26.Tf3+ Ke7 27.Tg3 Kf7 28.Tf3+ ½-½

Kamsky,Gata - Gelfand,Boris
Kings' Tournament Bazna (10), 25.06.2009


Gata Kamsky rückt die Figuren zurecht.


Sein Gegner, Boris Gelfand, macht genau das Gleiche.

1.e4 e5 2.Lc4
Mit dieser Zugfolge vermeidet Weiß Russisch.
2...Sf6 3.d3 c6 4.Sf3 d5 5.Lb3 Ld6 6.exd5 cxd5 7.0-0 Sc6 8.Lg5 Le6 9.Sc3 Lc7 10.Sb5 Lb6 11.Te1 a6 12.Sc3 Dd6 13.Lh4 0-0


Schwarz ist mit einer sehr schönen Stellung aus der Eröffnung gekommen.
14.Lxf6
Kamsky zerstört die gegnerische Bauernstellung, da er hofft, dies später einmal ausnutzen zu können.
14...gxf6 15.Dd2 Kg7
15...Kh8 wird mit der unangenehmen Antwort 16.Dh6 gekontert.
16.Se2 Db4
Der Damentausch ist offensichtlich für Schwarz günstig, der sich danach keine Sorgen um seine geschwächte Bauernstellung mehr machen muss. 16...Tg8 war eine gute Alternative.
17.c3
17.Dxb4 Sxb4 gibt Schwarz Endspielvorteil.
17...Dg4 18.d4 Tad8 19.h3 Dg6 20.Sg3 e4
Weiß hat etwas erreicht, indem es ihm gelungenist, diesen Vorstoß zu provozieren.
21.Sh4 Dg5


22.Shf5+
Kamsky stellt eine Falle!
22...Kh8!
Umgeht die Falle. Nach 22...Kg6 spielt Weiß 23.f4! exf3 24.Df2! und der Läufer kommt nach c2 und Weiß hat Angriff.
22...Lxf5 23.Dxg5+ fxg5 24.Sxf5+ Kg6 25.g4 ist offensichtlich günstig für Weiß.
23.Dxg5 fxg5 24.f3!
Dank des starken Springers auf f5 sind die weißen Chancen jetzt nicht schlechter.
24...exf3 25.gxf3 Sa5 26.Kf2 Sxb3 27.axb3 Lc7 28.h4 Tg8
Beachtung verdiente 28...gxh4 29.Sxh4 Tg8.
29.h5 g4 30.Sh6 Tg7 31.fxg4 Lxg4 32.Te7 Lxg3+


Gelfand führte seinen Zug aus und bot Remis an, was Kamsky, der nur noch wenig Zeit hatte, zu Recht, annahm. Nach 33.Kxg3 Lxh5+ 34.Kh4 Lg6 35.Txb7 f6 36.Tb6 Te8 ist die Stellung vollkommen unklar. ½-½

Shirov,Alexei - Nisipeanu,Liviu Dieter
Kings' Tournament Bazna (10), 25.06.2009



1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sc6 5.Sc3 Dc7 6.Le3 a6 7.Dd2 Sf6 8.0-0-0 Lb4 9.f3 Se7 10.Sde2 b5 11.Lf4 e5 12.Lg5


Diese Variante hat Nisipeanu bereits gespielt. In der vorliegenden Partie bringt der rumänische Großmeister eine Neuerung.
12...Db6
Ein neuer Versuch, das schwarze Spiel zu verbessern. 12...Lb7 13.Kb1 La5 wird stark mit 14.Lxf6 (in Akopian-Nisipeanu, Göteborg 2005, spielte Weiß das schwächere 14.Dd6) 14...gxf6 15.Dh6 beantwortet. 12...h5 13.Kb1 La5 geschah in Karjakin,S (2732)-Nisipeanu,L (2684)/Foros 2008.
13.a3 Lc5 14.b4!
Sehr konkret und stark.
14...Lf2 15.Dd6 Dxd6 16.Txd6 Seg8 17.Sg3 h6 18.Sd1!
Höchstwahrscheinlich hat Liviu-Dieter diesen starken Zug unterschätzt. Für Weiß ist es wichtig, den schwarzfeldrigen Läufer des Gegners abzutauschen. 18.Ld2 sollte Weiß ebenfalls gewissen Vorteil geben, aber Shirovs Zug ist deutlich stärker.
18...La7 19.Le3 Lb8


20.Lc5!
Ein großartiges positionelles Qualitätsopfer, das die Nachteile der schwarzen Bauernstruktur unterstreicht.
20...Se7 21.Se3 Lxd6 22.Lxd6 Lb7
Weiß hat in jedem Fall wunderbare Kompensation für die Qualität. Z.B.: 22...Sc6 23.c4 Kd8 24.Kb2 Se8 25.Lc5 Tb8 26.Sd5.
23.c4 Lc6 24.Kb2!
Sehr stark von Shirov gespielt, der den Bauern e5 gar nicht nehmen will (was auch nicht schlecht war). Der Läufer steht auf d6 sehr stark und hindert Schwarz daran, seine Türme zu verbinden.
24...Sg6 25.Sgf5
Weiß hat großen Vorteil.
25...Kd8 26.Sxg7 Se8 27.Sxe8 Txe8 28.Sf5
Schwarz hat ein Springerpaar getauscht, aber dabei einen Bauern verloren und trotz allem ist der zweite Springer nach f5 gekommen.
28...Te6 29.h4 h5 30.c5 Te8


31.g4!
Der Beginn entscheidender Aktionen.
31...hxg4 32.h5 Sf4
32...gxf3 33.hxg6 fxg6 34.Sh6 Lxe4 35.Sf7+ Kc8 36.Sxe5 Kb7 37.Th7 ist ebenfalls hoffnungslos für Schwarz.
33.Sh6 gxf3 34.Sxf7+ Kc8 35.Lxe5
Weiß steht vollkommen auf Gewinn. Zu allem Überfluss war Nisipeanu auch noch in schwerer Zeitnot und hatte nur noch eine Minute auf der Uhr.
35...Txe5
35...Se6 36.h6 ändert natürlich nichts.
36.Sxe5 Kc7 37.h6 Th8 38.h7 Lxe4 39.Th4! Txh7 40.Txf4 Th2+ 41.Kc3 1-0

Endstand:




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