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Von Yakov Yukhtman hat man außerhalb der Sowjetunion kaum etwas gehört. Die Zuschauer des Bundesliga-Wettkampfes zwischen der SG Solingen und Königsspringer Frankfurt im Januar des Jahres 1975 hatten Gelegenheit ihn näher kennenzulernen.
Am 5. Januar spielte Yukhtman nämlich mit den schwarzen Steinen gegen Robert Hübner und konnte den deutschen WM-Kandidaten besiegen. Die Nachricht ließ die deutschen Schachfreunde, soweit sie davon Kenntnis bekamen, aufhorchen. Denn Robert Hübner hatte gegen einen Spieler verloren, der keinen Titel und noch nicht einmal eine Elozahl hatte. Während der Partie gegen Hübner soll Yukhtman sogar einen Mikroinfarkt erlitten haben, der ihn aber vom Gewinn der Partie nicht abhielt.
In den folgenden Wochen kam Yukhtman noch zweimal in der Bundesliga zum Einsatz und holte weitere 1,5 Punkte. Damit endete sein kurzes Intermezzo in Deutschland allerdings schon.
Geboren wurde Yakov Yukhtman am 14. Januar 1935 in Woronesch. 1941 starb sein Vater als Soldat an der Front des Zweiten Weltkriegs. Der sechsjährige Yakov Yukhtman wurde mit seiner Mutter nach Tashekent in Usbekistan evakuiert, wie viele andere auch, denn in Tashkent war die Versorgungslage noch einigermaßen gut. Erst 1948 lernte er im örtlichen Haus der Pioniere Schach spielen. Sein erster Schachlehrer war U. Elbekov. Yukhtman machte rasche Fortschritte und qualifizierte sich schließlich sogar für das Finalturnier der usbekischen Landesmeisterschaften. Er wurde 1950 Zweiter bei den Erwachsenen und siegte im Juniorenturnier. Daraufhin durfte er Usbekistan bei den all-russischen Jugendmannschaftsmeisterschaften am ersten Brett vertreten.
1951 zog Jacob Yukhtman nach Odessa um. Er nahm an den ukrainischen Meisterschaften teil und gewann 1953 die Meisterschaften von Odessa. Nach seinem Wehrdienst zog Yukhtman nach Moskau weiter. Bei der Meisterschaft von Moskau erreichte er den geteilten 5. Platz und wurde zum "Meister des Sports" ernannt. In den folgenden Jahren gelangen ihm Turniersiege in Leningrad 1951 (1. bis 4.), Minsk 1957, Pärnu und Moskau (1958).
Im Semifinalturnier zur Sowjetischen Meisterschaft 1958 in Baku wurde Yukhtman hinter Mark Tajmanov Zweiter und qualifiziert sich damit für die 26. UdSSR-Meisterschaft, die 1959 in Tiflis gespielt wurde. Dort konnte er mit den besten Spielern der UdSSR gut mithalten und kam am Ende auf 8,5 Punkte nach 19 Partien. Yukhtman gelang in diesem Turnier ein sensationeller Sieg gegen Mihail Tal.
Seine Partie gegen Spassky wurde nach Abbruch vom Schiedsgericht in besserer Stellung für Yukhtman regelwidrig remis gegeben. Es hatte sich eine dreifache Stellungswiederholung ereignet, aber keiner der Spieler hatte diese reklamiert. Die Partie hätte eigentlich also fortgesetzt werden müssen.
Ganz besondere Fähigkeiten hatte Yukhtman offenbar im Blitzspiel. Die Moskauer Blitzmeisterschaften 1959 gewann er mit 15,5 aus 17 und ließ Spieler wie Kortschnoj, Tajmanov, Tal, Simagin und Vasjukov hinter sich.
Im Buch Sicilian Love zum Sizilianisch-Thematurnier in Buenos Aires 1994 erinnerte sich Lev Polugaevsky:
"In den 1950er Jahren war der Name Yakov Yukhtman unter uns jungen Spielern gut bekannt. Er besaß zweifellos ein natürliches und seltenes Talent, das sich besonders in scharfen Positionen zeigte, in denen er sehr einfallsreich und stark war. Aber in einfachen, klassischen Positionen ließ sein Einfallsreichtum deutlich nach, und sein Spiel war weniger stark."
- GM Lev Polugaevsky
Bei einem Wettkampf UdSSR gegen Jugoslawien, in dem er seine beiden Partien gegen Matulovic gewann, erregte er durch sein erfolgreiches Spiel die Aufmerksamkeit der jugoslawischen Gäste und wurde zu einem Turnier nach Jugoslawien eingeladen.
Yukhtman konnte die Einladung jedoch nicht mehr annehmen, da ihn sein Verband inzwischen für drei Jahre gesperrt hatte. Bei einem Turnier in Tjumen war Yukhtman offenbar mit Offiziellen aneinander geraten, was zu der Sperre geführt hatte. In der sowjetischen Schachpresse wurde er für sein ungebührliches Verhalten öffentlich gerügt. Yukhtman war in Ungnade gefallen und die Missachtung seiner Person in der UdSSR war gründlich. Nur wenige seiner Partien wurden überliefert und selbst Fotos findet man praktisch keine. Die einzige Aufnahme, in denen auch Yuhktman zu sehen ist, ist ein Gruppenbild aus dem Jahr 1957.
Yuhktman steht hinten links
Erst 1964 nahm Yukhtman, inzwischen wieder in Odessa, an einigen kleineren Schachturnieren teil. Er versuchte sich nun auch als Schachtrainer. Da er von offizieller Seite in der Sowjetunion keinerlei Unterstützung erhielt, stellte er als Jude einen Ausreiseantrag nach Israel. Für den Fortgang seiner Schachkarriere war dies aber auch wenig förderlich.
1972 durfte Yakov Yukhtman schließlich nach Israel auswandern. Er spielte dort bei der Landesmeisterschaft mit und entschied diese auch gleich für sich. Dann lebte er eine Zeit lang in Deutschland und spielte in dieser Zeit seine drei Partien für Königsspringer Frankfurt. Schließlich ging er in die USA und lebte dort nun in New York.
Dort fand man Yukhtman regelmäßig im Chess and Checkers Club im Fleahouse. Beim Schach- und Backgammonspiel vertreib er sich hier die Zeit. Im Blitzschach war er den örtlichen Spielern so überlegen, dass er selbst New Yorkern Großmeistern mehrere Minuten auf der Uhr vorgeben konnte.
Im Film "Looking for Bobby Fischer" wird Yukhtman als Figur zitiert, ein sowjetischer Auswanderer, der im Park Schach um ein paar Dollar spielt. Vor ihm steht ein Schild mit der Aufschrift "Spielen Sie gegen den Mann, der Mihail Tal geschlagen hat." Vielleicht war aber auch Israel Zilber gemeint, ein lettischer Meister, der 1952 Tal geschlagen hatte und auch mit solch einem Schild für sich und seine Künste in New Yorker Parks warb.
Yakov Petrovich Yukhtman starb am 26. Januar 1985 in New York. Er wurde nur 50 Jahre alt.
Jeff Sonas hat auf seiner Seite Chessmetrics für Jakov Yukhtman die historische Elo-Zahl von 2622 im Jahr 1960 errechnet. Damit war er im April 1960 die Nummer 41 in der Welt. Einen Internationalen Titel wie IM oder GM hat Yukhtman nie erhalten.
Im letzten Jahr erschien in Odessa ein Buch über den vergessenen Meister, in russischer Sprache.
A new book about Yakov Yuhtman (Yukhtman) is published in Odessa this summer by IM Andrey Tobak. Language - Russian. pic.twitter.com/uMhkwwoIlK
— Mikhail Golubev (@mikhail_golubev) August 27, 2018