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Joel Lautier war lange Zeit der beste Spieler Frankreichs. 1973 in Kanada als Sohn eines kanadischen Vaters und einer japanischen Mutter geboren, machte er schon in jungen Jahren als Schach-Wunderkind auf sich aufmerksam. 1982 zog die Familie nach Frankreich und Lautier entwickelte sich zum besten Spieler des Landes. 1986 gewann Lautier die U12-Weltmeisterschaft, 1988 wurde er U20-Weltmeister, als Fünfzehnjähriger. Lautier gehörte bald zu den besten Spielern der Welt, gewann viele Turniere und nahm an Kandidatenkämpfen teil. Den Titel konnte er nie gewinnen, aber seine Bilanz gegen Garry Kasparov in klassischer Bedenkzeit ist positiv, mit 2:1 Siegen. Vielleicht war dies auch ein Grund für Vladimir Kramnik, Lautier für den WM-Kampf gegen Garry Kasparov 2000 in London in sein Team zu holen. Von Lautier stammte der Tipp, die Berliner Verteidigung zu spielen, an der sich Kasparov die Zähne ausbiss.
In der Zeit, als Nahed Ojeeh den Pariser Schachclub übernahm und unter dem Namen NAO Chess Club die Weltelite für sich spielen ließ, kam Lautier auch in Kontakt zur russischen Finanzwelt und beschloss seine Großmeisterkarriere an den Nagel zu hängen. Er ging nach Moskau und begann eine zweite Karriere in der Welt des großen Geldes. Lautier ist besonders sprachbegabt, spricht neben französisch und englisch auch fließend deutsch und lernte auch mühelos die russische Sprache. In Russland besuchte er die Managementschule in Skolkovo.
2004 und 2005 war Lautier noch französischer Landesmeister. 2006 beendete er seine Turnierkarriere. Danach spielte er vereinzelt noch ein paar kleinere Turniere mit. 2020 tauchte er nach zehnjähriger Turnierpause beim Online-Razuvajev Memorial wieder auf und spielte auch 2021 bei der Betriebsschach-Weltmeisterschaft mit.
Am 24. Februar veröffentlichte die USA unmittelbar nach dem Angriff von Russland auf die Ukraine eine Liste von 340 wohlhabenden russische Geschäftsleute, denen Sanktionen drohten. Auch der Name von Joel Lautier war auf der Sanktionsliste zu finden. Obwohl Lautier sogar gleich zweimal auf der Sanktionsliste steht, einmal unter seinem französischen Namen Joel Raymons Lautier und einmal mit der russifizierten Version Zhoel Raimon Lote, blieb dies einige Zeit unbemerkt, bis die französische Wirtschaftszeitung Les Echos am vergangene Mittwoch auf diesen Umstand hinwies.
Joel Lautier ist Leiter der Unternehmensberatung für Firmenfusionen und Übernahmen RGG (Russia goes global) und wird in der Sanktionsmitteilung der US-Behören im Zusammenhang mit 15 russischen Oligarchen genannt, die besonders eng mit Vladimir Putin verbunden sind, darunter Gennadi Timchenko, der im Rahmen seiner Stiftung "Schach in Museen" auch viele Schachveranstaltungen in Russland gesponsert hat. Lautier wurde jedoch nicht auf die Sanktionsliste gesetzt, weil er wie die russischen Oligarchen mit Putins Unterstützung zu großem Reichtum gekommen wäre, sondern weil er im Aufsichtsrat der Sovcom Bank sitzt, der größten russischen Privatbank.
Die Sovcom Bank steht im Verdacht, der russischen Elite dabei behilflich zu sein, sich zu bereichern und wurde deshalb gleich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine auf die schwarze Liste des US-Schatzamtes gesetzt. Vier Wochen später wurden auch die Mitglieder des Verwaltungsrates persönlich ins Visier genommen. Lautier hatte noch versucht, vor Beginn der Sanktionen sein Amt bei der Sovcom Bank zurückzugeben, kam damit jedoch zu spät. Damit ist Joel Lautier neben Anatoli Karpov, der als Mitglied der Duma auf die Sanktionsliste gesetzt wurde, der zweite Schachgroßmeister, der im Rahmen des russischen Angriffs auf die Ukraine sanktioniert wird.
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