Das LGA-Open in Nürnberg
Nürnberg,
07.09. – 10.09.2006
Berichte und Interviews
Von Jochen Galsterer
Fotos: Von Jochen Galsterer und Michael Enderle
Graf, Hector, Fridman mit Organisator Bezold
Preis Teilnehmer Titel
1. Platz
Jonny Hector GM
2. Platz
Alexander Graf GM
Daniel Fridman GM
4. Platz
Michail Brodsky GM
5. Platz
Dr. Lubomir Ftacnik GM
6. Platz
Vitaly Kunin GM
Peter Wells GM
8. Platz
Michael Prusikin GM
9. Platz
Leonid Gofshtein GM
Rainer Buhmann IM
Felix Levin IM
Jha Sriram GM
Ergebnisse (Turnierseite)...
Partienauswahl der Runden 1 bis 5...
Ruhe vor dem Sturm
Schach in allen Gängen und Fluren der LGA
Turnierbericht zum 2. Spieltag
Auch am zweiten Spieltag des 3. LGA Premium Cups in Nürnberg, zu den Runden 2
und 3, setzten sich die Topfavoriten mehr oder weniger klar durch. Der deutsche
Nationalspieler GM Alexander Graf legte beide Partien scharf an und überspielte
seine Gegner. Besonders interessant, sein Aufeinandertreffen mit dem starken
Puschendorfer Nacfhwuchsspieler Moritz Lauer. GM Lev Gutman meinte: "Graf spielt
absolut riskant, Lauer (er hatte Schwarz und spielte das Fajarowicz Gambit)
folgt genau der Empfehlung aus meinem Buch." Aber auch das half nichts. Ebenso
nichts anbrennen ließ der Theorieexperte GM Dr. Lubomir Ftacnik. Besonders in
der Partie gegen IM Hannes Rau zeigte er sein Positionsverständnis im Dameninder
und ließ ihm keine Chance. Klare Start-Zielsiege erreichten auch die folgenden
GMs der Setzliste. GM Daniel Fridman nutzte dabei einen ganz kleinen
Stellungsvorteil gegen den Neu-Bundesligaspieler vom TSV Bindlach-Aktionär Axel
Heinz.
Sehenswerte Kombinationen zeigten vor allem die beiden GMs aus dem hohen Norden.
Wie es sein ureigenster Stil ist, brachte GM Jonny Hector seine Figuren in
Position und überfiel seine Gegner mit einem Mattangriff. IM Olaf Heinzel
verteidigte sich aber sehr gut und nach einem Qualitätsopfer erreichte er
zwischenzeitlich vielleicht sogar mehr als nur Kompensation. Der zweite Schwede
am Start, GM Tiger Hillarp Persson, spielte zunächst mit Hirn (FM Ossi Hirn),
ehe er IM Leonid Sobolevski mit seinem Läuferpaar im Mittelspiel zauberte.
"Tiger" spielt mit "Hirn" (FM Oskar Hirn gegen GM Tiger Hillarp Persson)
Schwer zu kämpfen hatte der Hofheimer Gennadiy Ginsburg.
David Schneider war gegen IM Gennadji Ginsburg nahe dran am Remis
Gegen den Jugendspieler David Schneider
musste er über die volle Distanz von fünf Stunden gehen, ehe er in den letzten
beiden Spielminuten ein sehr remisverdächtiges Läuferendspiel mit all seiner
Routine gewinnen konnte.
Schlimmer erwischte es den Turnierfavoriten, Deutschlands Nummer Vier, GM David
Baramidze. Der sich sehr gut verteidigende Forchheimer Spitzenspieler FM Manfred
Heidrich erreichte gar ein leichtes Plus im Endspiel mit der Zentralisation
seiner Scherfiguren, aber mehr als Unentschieden war dann auch nicht drin.
Eine Sensation bahnte sich im Match FM Georg Eppinger gegen den Titelverteidiger
GM Vitaly Kunin an. Der Deutsche Vize-Meister nahm etwas zu sorglos einen Bauern
auf g2 und musste dann einen unheimlichen Angriff über sich ergehen lassen, der
große Materialeinbussen in Form eines ganzen Turmes nach sich zog.
FM Georg Eppinger vor einer Fast-Sensation gegen den Herausforderer des
letzten LGA Premium Cup Turniers GM Vitaly Kunin
In einer völligen Gewinnstellung mit
allerdings relativ wenig Zeit fand Eppinger keine klare Linie und musste nach
einigen Fehler entnervt aufgeben.
Hohe Beteiligung junger Spieler
Besonders auffällig beim diesjährigen Turnier ist die hohe Beteiligungsquote
junger Nachwuchshoffnungen. Viele Mädchen und Jungen nutzen die Chance,
wertvolle Erfahrung zu sammeln und den Spitzenspielern etwas über die Schultern
zu schauen. Manche belassen es aber nicht beim Zuschauen, sondern sie packen
schon richtig zu. So z.B. der Dillinger Nachwuchsstar Korbinian Nuber, der IM
Dr. Erik Zude den vollen Punkt abnahm.
David schlägt Goliath!
Der Hofheimer stellte allerdings in einer
bereits gut stehenden Position Material ein.
Einen sehr guten Eindruck hinterlassen
bisher auch die beiden Brüder Jens und Tobias Hirneise, die beide 2 Punkte auf
ihrem Konto haben.
Jens Hirneise gegen Subbaraman Vijayalakshmi
Ausblick auf die vierte Runde
Gilt eigentlich überall - hier besonders
In der vierten Runde ist es nun endlich so weit. Die Großmeister müssen
gegeneinander antreten. Allzu frühe Remisen kann sich keiner erlauben, da die
Konkurrenz im Nacken sitzt und bei sieben Runden keine Zugeständnisse gemacht
werden dürfen. Die Zuschauer können sich auf harte Kämpfe freuen. Besonders
erwähnenswert, die Partie der stärksten Dame im Feld, der indischen
Großmeisterin Subbaraman Vijayalakshmi mit GM David Baramidze. Die Inderin, die
mit ihrem Gatten IM Jha Sriram von der Schachtournee aus Griechenland angereist
ist, zeigte sich in Bestform und erreichte dort eine GM Norm der Männer. Hier
knüpft sie nahtlos an ihre gute Form. Wir werden ein ausführliches Porträt über
sie veröffentlichen.
Der Analyseraum nach der zweiten Runde ist gut besucht
GM Michael Bezold zeigt, wo es lang geht
Für Zwischendurch: Die Auflösung des 1. Qualitätschecks
Glücksfee Stefanie Drückler (LGA) zieht die glücklichen Gewinner,
sofern sie anwesend waren.
Und der Hauptgewinner an diesem Tag ist FM Oskar Hirn.
Turnierbericht über den dritten Spieltag
(4. und 5. Runde)
Der Kreis der Anwärter auf den Sieg beim 3. LGA Premium Cup wird immer kleiner.
Nur der schwedische GM Jonny Hector hat alle seine fünf Partien gewonnen. In
typisch aggressiver Manier überrollte er zunächst IM Leonid Milov in der
skandinavischen Verteidigung. Gegen den großen Kämpfer aus dem hohen Norden
keine sehr glückliche Wahl. Ebenso chancenlos verlor der ukrainische GM Michail
Brodsky. Früh wies Hector das Remisangebot seines Gegners zurück und pochte auf
seinen Entwicklungsvorsprung.
Hector gegen Brodsky
Zusätzlich war der schwarze König in der
Brettmitte festgehalten. Um sich aus der Umklammerung zu befreien, musste er
einen Bauern hergeben. Hector verwertete den Vorteil mustergültig.
Packende Partien waren an der Tagesordnung. Der Titelverteidiger GM Vitaly Kunin
setzte den alten Theoriefuchs GM Dr. Lubomir Ftacnik mächtig unter Druck.
Ftacnik und Kunin
In einer hochdramatischen Endspielphase, in
der der Slowake die Qualität für das Läuferpaar hergab, bei allerdings offenem
König, verschwanden nach und nach alle Bauern. Mit Dame gegen Dame einigte man
sich schließlich auf Remis. In der Folgerunde dagegen katapultierten sich beide
durch Siege auf 4,5 Punkte. Während Dr. Ftacnik GM Peter Wells klassisch
überspielte, hatte der Titelverteidiger gegen den Turnierfavoriten GM David
Baramidze etwas Glück. Zunächst wich der Dortmunder, zukünftig in Diensten des
Bundesligisten TSV Bindlach-Aktionär, einer Zugwiederholung aus. Die Stellung
des Schwarzen war aber recht fest und ein fulminanter Konter bescherte ihm den
vollen Punkt.
Die am härtesten umkämpfte Partie war aber zweifellos das Match GM Alexander
Graf gegen GM Gennadij Ginsburg. Zunächst schien der Favorit vom Bundesligisten
Porz die besseren Chancen zu haben. Aber mit geschickter Verteidigung gelang es
dem Hofheimer, sich zu befreien und gar noch einen Bauern zu gewinnen. In den
letzten Minuten des fünfstündigen Kampfes übersah Ginsburg eine kleine
Kombination und verlor den Bauern wieder. Ein Dauerschach danach war
unvermeidlich.
In den Kreis der 4,5 Punkte rückte auch der Katernberger Spitzenspieler Daniel
Fridman mit einem Sieg gegen den Münchner IM Christoph Renner vor.
Friedman-Renner
Besonders beeindruckend die große Kampfbereitschaft der teilnehmenden
Titelträger. Gelingt es Hector mit Schwarz den Ansturm Dr. Ftacniks auszuhalten,
hat er beste Aussichten, wieder einen Titel mehr aus dem Frankenland mit nach
Hause zu nehmen.
Alexander Graf
Schach-Redakteur Dirk Poldauf (re)
Lutz Espig
Jonny Hector
ChessBase Magazin Chefstratege Peter Wells
Lev Gutman
Rainer Buman (re)
Spieler berichten über den 3. LGA Premium Cup
Der LGA Premium Cup lockt mit vielen Geld- und Sachpreisen und hat sich
mittlerweile als Schachturnier in der Region Mittelfranken einen Namen gemacht.
Für den 3. LGA Premium Cup konnten wieder zahlreiche Titelträger, ob GM, IM oder
FM gewonnen werden. Viele sind sogar aus dem Ausland angereist, zum Beispiel aus
England, Schweden, der Ukraine oder Indien.
In der dritten Auflage des Turniers sind nun schon einige Runden gespielt und
das gab uns Anlass bei den Spielern einmal nachzufragen, wie ihnen unser Turnier
gefällt.
Alexander Nöckler und Joannes Vogiatzis
Alexander Nöckler und Joannis Vogiatzis kommen ins Schwärmen als sie vom dritten
LGA Premium Cup berichten. Beide sind Wiederholungstäter und nehmen schon zum
zweiten, bzw. zum dritten Mal am Schachturnier teil: "Das Turnier ist super. Man
kann den Premium Cup wirklich nur loben; Die Räumlichkeiten sind toll und die
Organisation klappt. Es gibt viele Vorteile wie u.a. auch die gute und
preiswerte Verpflegung, die dieses Turnier besonders machen. Das Gesamtkonzept
stimmt. Wir spielen Schach aus Leidenschaft und diese Leidenschaft können wir
hier unter perfekten Bedingung ausleben. Es geht uns nicht um den Sieg, dazu ist
das Teilnehmerfeld zu stark. Preise sind ein schöner Beigeschmack, aber nicht
alles. Uns geht es um schöne Partien und um Spaß."
Dominik Schmid
Dominik Schmid hat bereits vor zwei Jahren beim LGA Premium Cup teilgenommen und
ist deshalb schon ein alter Hase. "Für mich ist es ein wichtiges Turnier, um
Schachspieler zu treffen, die nicht aus der Gegend kommen. Hier bietet sich
einem vielleicht auch die Gelegenheit, einmal gegen richtig große Titelträger
anzutreten. Außerdem gefällt mir besonders, dass dieses Turnier gut organisiert
ist und dass es eines der wenigen ist, das pünktlich anfängt. "
Florian Walter
Der Jugendliche Florian Walter lobt vor allem die Namensschilder und die
Geräumigkeit des LGA Premium Cups. "Ich finde es richtig toll, dass auf jedem
Tisch Namenschilder stehen, auf denen man den Verein und die Wertungszahlen der
Spieler sehen kann. Außerdem finde ich es gut, dass man hier so viel Platz hat,
da man in zwei Räumen spielt. Letztes Jahr habe ich bereits 200 Euro gewonnen
und ich hoffe, dass ich auch in diesem Jahr wieder viele Punkte machen kann.
Schön wäre es natürlich, etwas Geld zu gewinnen." Aber das kann schwierig
werden, denn wie Florian Walter selbst sagt, ist das Turnier in der LGA das am
stärksten besetzte von allen Open in der Region.
GM Ilja Balinov
Der GM Ilja Balinov konnte der netten
Einladung von GM Michael Bezold nicht widerstehen und reiste aus Österreich zum
LGA Premium Cup 2006 an: "Turniere in Deutschland spiele ich immer gerne. Die
Organisation dieser Turniere ist sehr gut. Die Spielbedingungen des Premium Cups
sind bemerkenswert. Das Niveau ist gut, die Spitze dicht besetzt und
ausgeglichen. Würde ich dieses Turnier einem Ranking unterziehen, wäre es auf
jeden Fall im vorderen Feld dabei. Ich rechne mir Chancen aus zu gewinnen. Als
Profi spielt man, weil man gewinnen möchte. Bei Bedarf reduziere ich diese
Erwartungen auch: Am Anfang spielt man um den Sieg, reduziert man dieses Ziel
ist dann eben ein Platz unter den ersten Acht das Soll".
Uwe Schupp
Uwe Schupp (links im Bild) ist genauso wie sein Kollege IM Stefan Bromberger
(rechts im Bild) zum ersten Mal beim LGA Premium Cup und kam über die Empfehlung
eines Kollegen nach Nürnberg. Am Turnier schätzt er vor allem die Geräumigkeit,
da die Bretter nicht so dicht beieinander stehen. Auch das Thema Toiletten ist
ihm ein Anliegen: "Bei anderen Turnieren habe ich es oft erlebt, dass die
Toiletten nicht so sauber sind, aber hier ist alles sehr ordentlich". Auch das
Essen bewertet er positiv: "Es ist schön, dass hier jeden Tag etwas anderes auf
den Tisch kommt". Für seine persönliche Leistung wünscht er sich: "Ich möchte
hier nur ein paar Punkte sammeln, da das hier mein erstes Turnier seit 13 Jahren
ist."
Interview mit Subbaraman Vijayalakshmi
How did you get to
know about this tournament?
My husband and me are
travelling around Europe each year for several months to play chess tournament.
Therefore we are trying to find different tournaments in Europe via Internet and
my husbands plans our Europe tour with all the different tournaments which we
are able to play. While my husband was doing his research he found this
tournament on some homepages. Thankfully, it did fit our time schedule.
It must be very
difficult to find a perfect time schedule where all interesting tournaments fit
in?
Yes, that is true. It is
difficult to find a time schedule that matches. Thankfully, my husband is a
formidable planner and my only task is to play chess. It is our second time in
Germany and we really like the country. It is a beautiful country as far as what
we have seen so far. Usually, we are playing chess the whole time. There is
hardly no chance to see a lot of the countries we visit. However, while we were
travelling by train through Germany we could enjoy the nice countryside. It is
so different from home. All the trees and the green, you even can smell the
trees. That is impossible in New Dehli. But as I said before there is not much
time left. As semi-professionals we are totally into playing chess and in the
evenings we are happy when we can relax and recover for the next day.
How do you like this
tournament so far?
It is a real professional
tournament. First, we did not know what to expect from this tournament when we
registered for it. However, it is better than we could ever imagine. The
spatiality is very good and the whole organisation is professional. It is a nice
place. The organisation is perfect and they help whenever there should be any
questions. Normally, my sister travels together with us, she is playing chess as
well. This year she was to exhausted and decided against playing this
tournament. I already called her yesterday to say how much she is missing
because she is not playing. There you see, I really like it this tournament.
Can you explain to me
why you like it?
As
I said, it is a preofessional tournament, the conditions are fine and the priye
money is interesting.The rounds start on time. Everyting is close to each other:
the hotel, the tournament place and so on. The catering is also very good. I am
able to find some rest and time to relax which is important to win chess
matches. Here in Nuremberg it is quiet and hopefully I find enough time to rest
and relax so I might continue to win my matches.
What about your
components?
The components are also
good. A lot of good players are playing here and the run for the victory will be
very hard and close. The next two days will decide who is going to be the best.
But it is not all about winning. Young players get the chance to play against
professionals and to learn from them. For them it is a chance and they can
develope their chess skills while they are playing in Nuremberg. In my opinion
there should be more tournaments like this which give youngsters the chance to
learn because this is part of the package.
Are you happy with
your matches so far?
So far I was lucky with
my opponents and I did not have to play against better ones. I hope to be one of
the winners at the end. Maybe I am able to win the tournament. While we were
playing a tournament in Greece the last week I had a good performance and I hope
this is the start of a run which will continue. We are travelling around Europe
until October and it is always nice to have a run and win. Lets hope this
tournament in Nuremberg will be a success.
In comparison to other
tournaments are there any differences between this tournament and others?
This tournament did not
give any false promises at the beginning. Everything we were told is true. The
concept is remarkable and the persons in charge fulfil their jobs respectably.
They have a concept of trust which makes it easier for us because it is really
tiredsome to play these tournaments all the time. Here, everything works well
for us. The hotel is nice and close to the place of the tournament which are
beneficial advantages for us. This tournaments fulfils everything we need for
playing chess. I am glad that this cup fits our timetable and we are now playing
here in Nuremberg.
Ms. Vijayalakshmi, you
are from India.Can you tell me something about the chess 'scene' there?
There are a lot of
players. More than 1000 players are rated in India. The number of unrated
players is even higher which makes it really complex. Many young players are
playing chess back at home. It is a very big topic.
There were some problems in the last
time with the federation, though it is not always easy to play seriously. It is
different and you cannot compare it with other tournaments.
Thank you for the
interview. I wish you all the best for your next matches.