Joop van Oosterom ist tot

von André Schulz
07.02.2017 – Erst jetzt wurde bekannt, dass der niederländische Milliardär, Schachmäzen und zweifache Fernschach-Weltmeister Joop van Oosterom gestorben ist. Van Oosterom soll bereits im Oktober 2016 gestorben sein, ohne dass seine Familie dies bisher offiziell bestätigt hat. Neben seinen Erfolgen im Fernschach war der Unternehmer als Mäzen der Melody Amber-Turnier bekannt. Mehr...

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Wie erst vor wenigen Tagen bekannt wurde, ist der frühere Fernschach-Weltmeister und Schachmäzen Joop van Oosterom bereits im Oktober 2016 verstorben.

Van Oosterom, am 12.Dezember 1937 in Hilversum geboren, wurde 1955 Niederländischer Jugendmeister und belegte im gleichen Jahr bei der Jugendweltmeisterschaft den 7. Platz unter zehn Teilnehmern. Sieger wurde damals Boris Spassky. 1960 nahm van Oosterom an der U26-Studentenweltmeisterschaft teil und wurde 1962 für einen Vergleichskampf Niederlande gegen Deutschland in die niederländische Nationalmannschaft berufen. Bald danach beendete er seine Karriere als aktiver Turnierspieler und wandte sich mehr und mehr dem Fernschach zu.

Nach dem Ende seines Studiums gründete van Oosterom zusammen mit Jan Mol und Nico Leerkamp die IT- Consultin-Firma Volmac. Diese fusionierte später mit dem französischen IT-Konzern Capgemini. Ein Börsengang brachte van Oosterom 390 Mio. Gulden ein. Er ließ sich in Monaco nieder uns verdiente mit weiteren Aktiengeschäften noch einmal 160 Mio. Euro. Sein Vermögen vermehrte er zudem durch den Ankauf von Anteilen an Biotechnologiefonds. Alles in allem soll van Oosterooms Vermögen 1,1 Mrd. Euro betragen haben, womit er einer der der zehn reichsten Niederländer war.

Zweimal gewann van Oosterom die Fernschachweltmeisterschaft. Schon 1980 war er Niederländischer Fernschachmeister geworden. Im Semifinale zur 14. Weltmeisterschaft 1982 wurde er Dritter. Nach für ihn eher enttäuschenden Resultaten beim von ihm selbst gesponserten Turnier Volmac A (Achter) und dem Semifinale zur 16.Weltmeisterschaft (Zehnter) folgte ein erster Platz im Kandidatenturnier der 14. Weltmeisterschaft, der ihn zur Teilnahme an einem WM-Finale berechtigte. 1988 spielte er für die Niederlande bei der Fernschach-Europameisterschaft, 1992 bei der Fernschach-Olympiade. 1993 wurde van Oosterom zum Fernschach-Großmeister ernannt. 1994 nahm er am Finale der 14. Weltmeisterschaft teil, musste dann aber wegen Krankheit zurück ziehen. Sein Teilnahmerecht wurde auf die nächste Fernschach-Weltmeisterschaft übertragen.

2002 wurde er dort bei 15. Fernschach-Weltmeisterschaft hinter Gert Jan Timmerman Zweiter. 2005 gewann van Oosterom schließlich bei der 18. Fernschachweltmeisterschaft den Titel mit 11 aus 14 und blieb dabei ohne Niederlage. 2007 gewann er bei der 21. Fernschach-Weltmeisterschaft den Titel erneut. Allerdings gab es immer wieder Gerüchte und Hinweise, dass van Oosterom bei seinen Fernschachturnieren neben starken Computern auch Großmeisterhilfe in Anspruch genommen haben soll. Der niederländische Großmeister Jeroen Piket soll einer davon gewesen sein.

Schon seit den 1970er Jahren betätigte sich van Oosterom auch als Mäzen für Schach und Billard. Im Schach finanzierte er die Mannschaft von Volmac Rotterdam und etablierte seit 1992 in Monaco, später in Nizza, ein kombiniertes Schnellschach- und Blindschachturnier, benannt nach seiner Tochter "Melody Amber". Das 20ste und letzte Turnier dieser Art, bei dem stets die Weltelite am Start war, fand 2011 statt.

1993 hatte van Oosterom einen Schlaganfall erlitten und war seitdem an einen Rollstuhl gebunden. Der Milliardär lebte mit seiner Familie zurückgezogen. Aus Furcht vor Entführungen mied er auch bei seinen Melody Amber Turnieren die Fotografen, so dass es kaum Fotos gibt. Sein Tod wurde erst letzte Woche bekannt und von der Familie nicht offiziell bestätigt. Die Todesursache ist unbekannt.

 

 

 

Eines der ganz wenigen Fotos, die es gibt, zeigt Joop van Oosterom im Kreise der Spieler 1992


Dieses Foto zeigt die Teilnehmer des ersten Melody Amber Turniers von 1992. Es wurde im Vista Palace Hotel aufgenommen. Von links nach rechts: Zsuzsa Polgar, Jon Speelman, Judit Polgar, Bent Larsen (!), J.J. van Oosterom, Viktor Korchnoi, Lev Polugaevsky, Larry Christiansen, Vishy Anand, Vassily Ivanchuk; Kniend: Yasser Seirawan, Frau van Oosterom mit ihrer Tochter Melody Amber, Anatoly Karpov, Ljubomir Ljubojevich, Jeroen Piket. Damals gewann Vassily Ivanchuk



 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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