Josefine Heinemann führt beim Masters der Frauen

von ChessBase
26.04.2022 – Am Montag wurde in Darmstadt die vierte Runde des German Masters der Frauen gespielt. Zehn Top-Spielerinnen tragen das Turnier im Modus jede gegen jede aus. Mit drei Siegen und einem Remis führt Josefine Heinemann (Foto) nach der vierten Runde das Feld an. Berichte, Tabelle, Partien...

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Berichte von Kevin Högy beim Deutschen Schachbund (Pressemitteilungen)

Start der German Masters der Frauen

Das German Masters der Frauen 2022 in Darmstadt hat begonnen! In diesem Jahr außerhalb des Schachgipfels ausgetragen, um eine Terminkollision mit der Europameisterschaft der Frauen zu vermeiden, zeigten zehn der besten deutschen Spielerinnen absolutes Kampfschach: Bei fünf Partien gab es kein einziges Remis, jede Partie fand eine Siegerin! Damit knüpfen die Spielerinnen nahtlos an die entscheidungsfreudigen und spannungsgeladenen Partien der German Masters der Frauen aus den vergangenen Jahren an. DSB-Sportdirektor Kevin Högy ist vor Ort, um für uns von der ersten Runde zu berichten. (Fotos: Oliver Koeller)

Runde 1

Drei Partien fanden ihre Siegerin kurz vor beziehungsweise nach der Zeitkontrolle. In einem zunächst vorteilhaften Endspiel hatte sich der König von Antonia Ziegenfuß mit Recht weit in die gegnerische Bretthälfte vorgewagt, um Jana Schneiders gefährliche Bauern von hinten abzuräumen.

Jana Schneider

In Zeitnot unterlief Antonia jedoch ein Missgeschick. Die Folge: Ihr König zappelte urplötzlich in einem Mattnetz, dem nur noch mit Turmverlust zu entkommen gewesen wäre. Antonia blieb nur die Partie aufzugeben, womit Jana den Vorteil der weißen Steine zu Beginn des Turniers bestmöglich ausgenutzt hat.

Ein weiterer Weißsieg gelang Josefine Heinemann gegen Sarah Papp. Obwohl Sarah Josefine in der Eröffnung in einer Modevariante der Caro-Kann-Verteidigung mit einem seltenen Bauernopfer zu überraschen schien (das vor kurzem bereits Kaderkollege Vincent Keymer einem Kontrahenten erfolgreich servierte), verpuffte der Vorteil auf Brett und Uhr allmählich. Als Josefine dann auch noch dank eines Springerscheinopfers einen Bauern gewinnen und mit ihrem Turm in die gegnerische Stellung eindringen konnte, drehte sich die Partie vollends. In einem verlorenen Bauernendspiel blieb Sarah nur die Aufgabe.

Mit den schwarzen Steinen gelang dagegen unserer Marathonspielerin Lara Schulze ein Sieg gegen keine Geringere als die amtierende Deutsche Meisterin Elena Köpke.

Elena Köpke

Elena überraschte Lara bereits früh mit einem seltenen Abspiel der Wiener Partie, wonach Lara viel Zeit verbrauchen musste, um sich zurecht zu finden und auszuloten, welche gefährlichen Eröffnungsklippen wohl zu umschiffen seien. Dies gelang ihr auch souverän: Erst verdoppelte sie Elenas Bauern und sicherte sich positionellen Vorteil, den sie dann dank einer kleinen Kombination in Materialvorteil umwandelte. Mit der gewonnenen Qualität im Rücken verwertete sie den Vorteil souverän zum Sieg.

Lara Schulz

Den vierten Sieg des Tages konnte Dinara Wagner für sich reklamieren. Dinara lebt und studiert in Heidelberg und spielt derzeit noch unter FIDE-Flagge, wird aber demnächst zum Deutschen Schachbund wechseln. Daher hatte Bundestrainer Yuri Yakovich die ehemals für die russische Föderation spielende Frauengroßmeisterin auch zum Stelldichein der besten Spielerinnen Deutschlands nominiert. In ihrer Partie gegen die amtierende German Masters Siegerin des Vorjahres, Hanna Marie Klek, scheute sie nicht vor risikoreichem Spiel zurück. Ein ausgangs der Eröffnung gebrachtes Bauernopfer bescherte Dinara einen gefährlichen Königsangriff, der schlussendlich das geopferte Material mit Zins und Zinseszins einbrachte. Im Endspiel verwertete Dinara dann einen Mehrbauern zum Sieg.

Die Liste der Siegerinnen komplettiert Melanie Lubbe.

Melanie Lubbe

In einem geschlossenen Sizilianer machte sie gegen Brigitte Burchardt frühzeitig Druck. Ein im Mittelspiel gewonnener Bauer sollte dann schlussendlich im Läuferendspiel den Ausschlag für den vollen Punkt geben, obwohl sich Brigitte lange Zeit zäh und trickreich gegen die sich abzeichnende Niederlage stemmte.

So haben wir nach dem ersten Tag des German Masters der Frauen ein zweigeteiltes Klassement. Doch insbesondere in den Begegnungen Lubbe-Wagner und Heinemann-Schneider in Runde 2 dürfen wir gespannt sein, ob eine der heutigen Siegerinnen auch morgen gegen die direkte Konkurrenz einen Sieg wird nachlegen können. 

Ergebnisse der 1. Runde

 

Runde zwei: Lara Schulze übernimmt Führung

Nachdem zum Start beim German Masters der Frauen alle Partien eine Siegerin fanden, gab es in Runde 2 die ersten Punkteteilungen. Alleinig in Führung ist mit Lara Schulze eine der Spielerinnen, die durch das Powergirls-Programm von Leistungssportreferent Gerald Hertneck besonders intensiv gefördert werden. Sportdirektor Kevin Högy berichtet. (Fotos: Oliver Koeller)

Lara legte in ihrer Partie gegen Brigitte Burchardt auch sogleich los wie die Feuerwehr. In einem scharfen Najdorf-Sizilianer rochierte sie lang und warf dann ihre Königsflügelbauern nach vorn. Nachdem eine Bresche in die schwarze Verteidigungsstelle geschlagen werden konnte, drangen Laras Figuren entscheidend in die Stellung der Nachziehenden ein. Mit einem hübschen Turmopfer leitete Lara eine sehenswerte Mattkombination ein. Mit einer weißen Weste wird sie morgen als Führende in die dritte Runde gehen.

Dinara Wagner

Das gestrige Tempo nicht aufrecht halten konnten Melanie Lubbe und Dinara Wagner. Auch hier wurde ein Najdorf-Sizilianer diskutiert. Melanie opferte einen Bauern, um den schwarzen König im Zentrum festzusetzen. Doch so richtig schien sich kein entscheidender Schlag anzubieten, sodass Dinara der angebotenen Zugwiederholung zustimmte.

Ebenfalls unentschieden endete das Aufeinandertreffen der anderen beiden Siegerinnen des Vortages, Josefine Heinemann und Jana Schneider. In einer aktuell sehr modernen Spanisch-Variante spulte Josefine 29 Züge der heimischen Vorbereitung herunter und setzte Jana damit sowohl auf dem Brett als auch auf der Uhr mächtig unter Druck. Schlussendlich entstand ein komplexes Endspiel, in dem Josefine einen Mehrspringer besaß, Jana hierfür jedoch drei Bauern ihr Eigen nennen durfte. Das Gleichgewicht wurde nie ernsthaft gestört, sodass schlussendlich die Punkteteilung in Ordnung geht.

Hanna Marie Klek

Von ihrer gestrigen Niederlage gut erholt zeigte sich die Vorjahressiegerin Hanna Marie Klek. In einer komplexen katalanischen Stellung goss ihre Gegnerin Sarah Papp mächtig Öl ins Feuer, um Hanna Maries König anzugreifen. Doch als der Rauch verflogen und Sarahs Munition verschossen war, blieb nur ein Endspiel, in dem das schwarze Läuferpaar mächtig aufdrehte und Hanna Marie den Sieg bescherte.

Zu ihrem ersten vollen Punkt kam die Deutsche Meisterin Elena Köpke. Von Antonia Ziegenfuß in Eröffnung und Mittelspiel mächtig unter Druck gesetzt, behielt schlussendlich die Erfahrung die Oberhand: Elena wehrte alle Angriffsversuche von Seiten Antonias ab, der Gegenangriff bei ungleichfarbigen Läufer brachte dann – auch bedingt durch Antonias Zeitnot – den vollen Punkt.

Die morgige dritte Runde birgt wieder spannende Partien: Die Führende Lara Schulze muss sich mit Schwarz gegen ihre Verfolgerin Dinara Wagner erwehren, während am anderen Ende der Tabelle Brigitte Burchardt und Antonia Ziegenfuß darum kämpfen werden, die ersten Punkte auf ihr Konto gutschreiben zu können. 

Ergebnisse der 2. Runde

 

Runde drei: Josefine Heinemann kontert sich an die Spitze

Die dritte Runde des German Masters der Frauen 2022 brachte ordentlich Schwung ins Klassement. Während vorn Lara Schulze ihre alleinige Tabellenführung verlor und Gesellschaft von Josefine Heinemann bekam, holten die bisher glück- wie punktlosen Sarah Papp und Antonia Ziegenfuß ihre ersten vollen Punkte.

Am schnellsten fand sich die Siegerin in der Begegnung der amtierenden Deutschen Meisterin Elena Köpke gegen Josefine Heinemann. Dank guter Eröffnung machte Elena schon frühzeitig in der Partie mächtig Druck gegen Josefines Stellung. Am Damenflügel erschien die Lage für Josefine frühzeitig hoffnungslos zu sein, weshalb sie sich mit den schwarzen Steinen spielend auf einen eher aus der Not zusammengeschusterten Königsangriff verlassen musste. Und dies gelang: Elena entschied sich für den vermeintlich entscheidenden Gewinn von Material, wurde dann aber am Königsflügel unsanft ausgekontert. Mit einem feinen Bauernopfer öffnete Josefine mustergültig alle Schotten gegen den weißen König, der wenige Züge später dem koordinierten Angriff ihrer Figuren zum Opfer fiel.

Den ersten vollen Punkt konnte im Duell der Kellerkinder Antonia Ziegenfuß verbuchen. Mit den schwarzen Steinen übernahm sie im Mittelspiel langsam die Kontrolle über das Geschehen und setze ihre Kontrahentin Brigitte Burchardt allmählich unter Druck. Zug für Zug wurden die weißen Probleme größer und Brigitte suchte ihr Wohl bei gleicher Bauernzahl im Turmendspiel. Dass diese trotz des berühmten Ausspruchs von Siegbert Tarrasch aber nicht immer Remis sind, zeigte Antonia mustergültig: Dank ihres aktiven Turms und des abgeschnittenen weißen Königs führte sie schlussendlich ihre verbundenen Freibauern zum Sieg.

Unentschieden trennten sich hingegen Hanna Marie Klek und Melanie Lubbe. In dieser Partie entschied sich Melanie für die Benoni-Verteidigung, die nicht umsonst aus dem Hebräischen übersetzt „Sohn des Leids“ bedeutet. Denn obwohl Melanie dank einer taktischen Kombination die Qualität gewinnen konnte, gelang es Hanna Marie, ihre Stellung sowie ihre zwei Mehrbauern zu konsolidieren. Im entstehenden Endspiel hieß es dann: Leiden und den Laden zusammenhalten! Zwar zwang Hanna Marie ihre Gegnerin erfolgreich dazu, sich nur noch auf den letzten beiden Reihen verteidigen zu können – doch Melanies Doppelturmfestung hielt! Nach 58 Zügen gab Hanna Marie ihre Gewinnversuche auf und bot Remis.

In der letzten Partie des Tages holte Sarah Papp – Aktivensprecherin des DSB – ihren ersten Sieg. In den Runden zuvor hatte sie gegen Josefine Heinemann und Hanna Marie Klek das Brett jeweils angezündet und schlussendlich das Nachsehen gehabt. Gegen Jana Schneider blieb sich Sarah dennoch treu: Sie wählte ein scharfes Abspiel der Caro-Kann-Verteidigung, in dem Schwarz am Königsflügel mit …h6 und …g5 frühzeitig expandiert. Genau diese vorgerückten Bauern und die geöffnete g-Linie sorgten schlussendlich für den Gewinn einer Qualität. Nach weiteren Abtauschaktionen versuchte Jana, mit Turm und Springer gegen die Dame ihr Heil im Festungsbau zu suchen – doch gegen Sarahs Damen-Freibauer-Duo war kein Kraut gewachsen.

Somit führen nach drei Runden Lara Schulze und Josefine Heinemann gemeinsam vor Dinara Wagner und Melanie Lubbe. 

Ergebnisse der 3. Runde

 

Runde vier: Josefine Heinemann nun alleine in Führung

Nach vier Runden beim German Masters der Frauen in Darmstadt führt Josefine Heinemann das Feld der besten deutschen Spielerinnen alleine an. Mit einem Sieg gegen Brigitte Burchardt verteidigte die Nationalspielerin Platz eins und führt nun mit einem halben Punkt vor Dinara Wagner und Lara Schulze. DSB-Sportdirektor Kevin Högy berichtet.

Josefine gewann erst das Najdorf-Eröffnungsduell gegen ihre Gegnerin Brigitte Burchardt und anschließend einen wichtigen Bauern. Im entstehenden Mittelspiel demonstrierte Josefine dann die Überlegenheit des Springers gegen einen schlechten Läufer, die sich bis ins schlussendlich gewonnene Endspiel durchzog.

Ein weiterer Sieg gelang Jana Schneider gegen die amtierende Deutsche Meisterin Elena Köpke. In einem klassischen Spanier setzte Jana lehrbuchmäßig den schwarzen Damenflügel unter Druck und erzwang den Gewinn eines Bauern. Elena versuchte noch, mit einem Figurenopfer Verwirrung zu stiften. Doch Jana behielt die Nerven und die Stellung unter Kontrolle, sodass ihre Gegnerin kurz nach der Zeitkontrolle die Segel strich.

Der letzte Sieg des Tages ging auf das Konto von Dinara Wagner. Mit den schwarzen Steinen spielend gewann sie früh gegen die katalanische Eröffnung von Antonia Ziegenfuß die Gelegenheit zum Gewinn einer Qualität. Doch neben einem Bauern und dem Läuferpaar hatte Antonia prächtige Kompensation als Gegenwert für das geopferte Material. In beiderseitiger Zeitnot pendelte das Schlachtenglück hin und her – mit dem besseren Ende für Dinara.

Ohne Siegerin endeten die Begegnungen zwischen Sarah Papp und Melanie Lubbe sowie Lara Schulze und Hanna Marie Klek.

In der fünften Runde kommt es zum Gipfeltreffen zwischen Dinara Wagner und Josefine Heinemann. Lara Schulze wird im Fernduell mit den schwarzen Steinen gegen Melanie Lubbe versuchen, mit einem Sieg zur Spitze aufzuschließen.

Ergebnisse der 4. Runde

 

 

Tabelle nach vier Runden

 

Partien

 

 

 

Berichte beim Deutschen Schachbund...

 


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