Judit Polgar wurde am 23. Juli 1976 in Budapest als jüngste Tochter von
Laszlo und Klara Polgar geboren, und wie ihre Schwestern Zsuzsa und Sofia begann
sie früh mit dem Schach. Dafür sorgte Vater Laszlo, der seine Töchter
nicht auf staatliche Schulen gehen ließ, sondern privat unterrichtete,
weil er glaubte, dass die Talente seiner Töchter in einer "normalen"
Schule nicht ausreichend gefördert würden. Alle drei Schwestern lernten
Schach früh und trainierten bereits in jungen Jahren viel und diszipliniert.
Mit Erfolg: Alle drei sorgten im Schach für Aufsehen, aber Judit ganz besonders.
Auf dem Weg zur stärksten Spielerin der Welt: Judit Polgar im Wandel der
Zeiten
Mit 10 schlug sie ihren ersten IM, mit 11 den ersten GM. 1988 und 1990 gewann
sie die U-12 und U-14 Weltmeisterschaft der Jungen - in beiden Turnieren war
sie war das einzige Mädchen im Teilnehmerfeld. Was durchaus typisch war.
Judit weigerte sich konsequent, an Frauenturnieren teilzunehmen, da sie der
Ansicht war, wirklich gut würde sie nur werden, wenn sie gegen die stärksten
Spieler antrat - und die spielten nun einmal nicht in Frauenturnieren. Diese
Entscheidung hat Judit Polgar vermutlich Hunderttausende an Preisgeldern und
den offiziellen Titel Frauenweltmeisterin gekostet, aber womöglich wurde
sie dadurch tatsächlich zur stärksten Schachspielerin aller Zeiten.
1991 bricht sie Bobby Fischers Rekord und erringt im Alter von 15 Jahren und
5 Monaten den Großmeistertitel schneller als je ein Mensch zuvor. Mit
der Partie, die ihr den Titel bringt, gewinnt sie zugleich die ungarische Meisterschaft.
In den folgenden Jahren geht es mit Judit Polgars Karriere weiter aufwärts,
wenngleich auch nicht mehr so steil wie zu Beginn.
Vor ihr das Schachbrett, hinter ihr der Computer, neben ihr Bücher und
Aufzeichnungen. Judit Polgar gilt als harte Arbeiterin.
1995 schafft sie als erste Frau in der Schachgeschichte den Sprung unter die
Top-Ten der Welt. 2002 gewinnt sie in einer Schnellpartie gegen Garry Kasparov
und bestätigt damit einmal mehr, dass sie zum erweiterten Kreis der Weltmeisterkandidaten
gehört. Das zeigt auch ihre Elo-Zahl: 2003 schafft sie den Sprung über
2700 und etabliert sich damit in der absoluten Weltspitze.
Im August 2004 kommt ihr Sohn Oliver zur Welt und Judit Polgar legt eine Turnierpause
ein. Im Juli 2006 folgt mit Tochter Hanna ein zweites Kind. Nur drei Monate
später teilt Judit Polgar beim Hoogeven Turnier mit 4,5 Punkten aus 6 Partien
zusammen mit Shakhriyar Mamedyarov den ersten Platz. In diesem Turnier gewinnt
sie zwei Mal gegen den amtierenden Weltmeister Veselin Topalov.
Mit Sohn Oliver
Mit Sohn Oliver und Ehemann Gusztaf Font, einem Tierarzt und Veterinär
Mit Tochter Hanna
Familie Polgar: (von links) Susan (Zsuzsa), Laszlo Polgar, Klara Polgar, Judit
Polgar und Oliver
Fotos:
Timea Jaksa