Schach – eine graue Maus?
Nein, in der Zeit vom 29.05. - 01.06.2003 präsentierten die
Schachjugend NRW und die Deutsche Schachjugend unseren Sport auf der größten
europäischen Jugendmesse der YOU in Essen.
Bereits zum vierten Mal konnten wir diese Messe besuchen, und
es wird von Jahr zu Jahr ein größerer Erfolg. Dies liegt zum einen an der Messe
selbst: Bislang ist noch jedes Jahr von der Messe, der Besucherrekord
eingestellt worden. In diesem Jahr konnten 309.000 Besucher im Alter von 12 – 25
Jahren gezählt werden. Am Donnerstag konnte bereits ein Besucherrekord der Messe
YOU und aller Messen, die jemals in Essen stattgefunden haben mit 83.000
Besuchern eingestellt werden. Getoppt wurde dies am Freitag mit unglaublichen
91.000 zahlenden Besuchern.
Aber auch unser Stand gelingt uns zunehmend besser. Dieses
Jahr waren wir inmitten von etlichen Sportfachverbänden, wie Tanzen, Basketball
oder Tischtennis. In Realität wurde aber unser Stand am stärksten frequentiert.
Ein Vorteil bei uns: man konnte mitmachen! Und wir hatten den Platz und die
Leute, jeden zu betreuen.
Aber was macht Schach auf einer Messe, die ansonsten
kommerziell aufgemacht ist? Und wo mit viel Lärm und teilweise sexistischen
Elementen agiert wird? Unsere Antwort auf diese meistgestellte Frage ist ganz
einfach: Schach muss raus in die Öffentlichkeit, um Vorurteile abzubauen. Oder
ist, Schach uncool, spielen nur Alte oder nur Jungs Schach? Nein! Und
schließlich: Hier sind die Jugendlichen, die wir zwar nicht unbedingt als
Mitglieder gewinnen können, deren Sensibilität und Einstellung gegenüber dem
Schach wir verbessern müssen.
Ein Beispiel: Ein älterer Polizist kam am Stand vorbei und hob
nur den Daumen, auf Nachfrage gab er folgendes Statement ab, das mir aus dem
Herzen spricht: „Toll, dass ihr hier seid, die Jugendlichen müssen die richtigen
Alternativen zu sehen bekommen, damit sie entscheiden, was am besten für sie
ist. Hier sind die Jugendlichen, die ihr haben wollt. Macht weiter so!“ Auf
weitere Nachfrage, warum er denn meine, dass gerade Schach er als gute
Freizeitbeschäftigung ansähe: „Gerade in Zeiten von Pisa und schlechter
Allgemeinbildung der Jugendlichen, kann Schach DIE Antwort sein!“ Thats it!“
In diesem Jahr haben wir uns am gemeinsamen Stand des
Landessportbundes NRW beteiligt. Die Initiative hierzu hatten wir im letzten
Jahr selbst angestoßen. Die Kooperation mit den 24 anderen Verbänden war
durchweg positiv, man hat sich immer geholfen.
Zentral von den ganzen Ständen war die große Aktionsfläche.
Alle Verbände hatten hier die Gelegenheit, ihren Sport zu präsentieren. Elvira
Mass hat hier, untermalt von den Klängen unseres Chores “Schwarz oder Weiß“,
Blindsimultan gespielt. Es wurden zwei zufällige Besucher genommen, um eine
Partie zu spielen. Alleine hier konnte man immer circa 100 Zuschauer zählen.
Selbstverständlich wurden die Partien auch kommentiert.
Auf dem Stand selber haben wir wie immer einiges angeboten.
Angefangen von kleinen Turnieren, über Dauersimultan bis hin zum Regeln
erklären. Die Gäste hatten die Gelegenheit, sich über Vereine in ihrer Umgebung
zu erkundigen.
Hier einige Zahlen vom Messebetrieb (unglaublich, aber wahr!):
- Standgröße 60qm
- Helferteam ca. 20 Leute im Schichtsystem (davon 10 weiblich)
- Besuchern Schach beigebracht; ca. 100
- Besucher beim Simultan mitgespielt; ca. 2.400
- Besucher auf dem Stand; ca. 20.000!
- Besucher die den Stand gesehen haben; 280.000
Dem Team um Mathias Kordel und Martin Wojdyla sei Dank, dass
alles mal wieder reibungslos geklappt hat. Auf ein Neues im nächsten Jahr!
Und was ist daraus für die Schachvereine zu lernen? Raus aus
den Hinterzimmern und rein in die Öffentlichkeit! Schach ist hip, Schach ist
trendy, und überhaupt nicht uncool. Versucht es, stellt euch in eine
Fußgängerzone, bietet U-Bahn- oder Haustürschach an: Eure Schachbretter werden
umlagert sein! Zählt die Minuten, die die einzelnen Bretter frei bleiben; Ihr
werdet mit den Fingern einer Hand auskommen!
Mathias Kordel
Vorsitzender Schachjugend NRW